Das fast 400 Jahre alte Versprechen der Stadt Überlingen, in einer Prozession als Dank für die Bewahrung der Stadt vor Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg durch die Straßen zu ziehen, war zwei Jahre lang der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Das Gelübde war dennoch jedes Mal erfüllt worden – mit einer Feier im Nikolausmünster, die im Internet verfolgt werden konnte beziehungsweise im Vorjahr bei der zweiten Prozession mit einem Gottesdienst auf der Hofstatt.

Trachtenfrauen gestern auf dem Weg von Wiestorschule und Friedhof zum Obertor beim Marienbrunnen, der vierten Station.
Trachtenfrauen gestern auf dem Weg von Wiestorschule und Friedhof zum Obertor beim Marienbrunnen, der vierten Station. | Bild: Kleinstück, Holger

Deswegen war am Sonntag bei vielen die Freude groß, den Brauch wieder ohne Einschränkungen begehen zu können. „Endlich hat man viele Bekannte mal wieder ohne Maske gesehen“, freute sich Trachtenfrau Katja Federle, deren sechsjährige Tochter Maxima als Trachtenmädchen im Kreise Gleichaltriger ebenso strahlend durch die Straßen zog. „Und es hat auch gleich wieder Spaß gemacht.“ Auch Trachtenmutter Renate Lohr zeigte sich erfreut und dankte den vielen Mitwirkenden: „Es war ein Genuss, euch dabei zu haben. Nach so langer Abstinenz.“

Traditionell ist auch die Stadtkapelle Überlingen bei der Schwedenprozession dabei, angeführt von Stadtmusikdirektor Ralf Ochs.
Traditionell ist auch die Stadtkapelle Überlingen bei der Schwedenprozession dabei, angeführt von Stadtmusikdirektor Ralf Ochs. | Bild: Kleinstück, Holger

Große Zahl von Trachten

Nach dem um 8 Uhr beginnenden feierlichen Hochamt im Münster mit Pfarrer Bernd Walter schloss sich die Prozession an, die über die mit Blumen und Zweigen geschmückten Franziskaner-, Aufkircher-, Friedhof-, Hitzler- und Gradebergstraße zurück zum Münster führte und mit dem „Te Deum“ ihren Abschluss fand. Die Gottesdienstbesucher wurden begleitet unter anderem von den Klängen der Stadtkapelle unter Leitung des Städtischen Musikdirektors Ralf Ochs, dem Münsterchor mit Melanie Jäger-Waldau, den Pfadfindern, Kindergartenkindern und Erstkommunikanten sowie von einer großen Zahl farbenbunter Trachten und den Stadt- und Pfarrgemeinderäten.

Das könnte Sie auch interessieren
Dass die Prozession auf großes Interesse stößt, lässt sich auf diesem Bild auf dem Münsterplatz erkennen – der fünften Station der ...
Dass die Prozession auf großes Interesse stößt, lässt sich auf diesem Bild auf dem Münsterplatz erkennen – der fünften Station der Prozession. | Bild: Kleinstück, Holger

Bei der ersten Station am Franziskanertor las Walter aus dem Buch Deuteronomium, bei der Jodokkirche aus dem Brief an die Epheser und an der Wiestorschule aus dem Brief an die Hebräer. Am Obertor beim Marienbrunnen zitierte der Geistliche aus dem Johannesevangelium, auf dem Münsterplatz aus dem Brief an die Römer. Eine Lesung aus dem Brief an die Philipper bildete die sechste und letzte Station im Münster. Nach gemeinsamem Gebet und der Wandlung erschallten jeweils drei laute Kanonenschüsse, die an die Belagerung durch die Schweden erinnern sollen.

Pfarrer Bernd Walter mit dem Allerheiligsten in der Monstranz, rechts Oberbürgermeister Jan Zeitler.
Pfarrer Bernd Walter mit dem Allerheiligsten in der Monstranz, rechts Oberbürgermeister Jan Zeitler. | Bild: Kleinstück, Holger

Zur Gestaltung des Prozessionsweges und der Altäre unterwegs waren zuvor viele Helferinnen und Helfer im Einsatz, die für die Blumenteppiche und den Blumenschmuck gesorgt hatten. Die vielen Buchenzweige, die am Samstag vom Städtischen Bauhof verteilt worden waren, hatten die Anwohner des Prozessionsweges in Gläser mit Wasser gestellt und teilweise angebunden – auch ein Bild, das seit drei Jahren nicht mehr zu sehen war.

Am Sonntag, 10. Juli, findet die zweite Prozession statt, bei der im Anschluss die Schwerttanzkompanie den Schwertletanz auf Hofstatt und Münsterplatz aufführt.

Vor der eigentlichen Prozession gabe es ein Hochamt im Münster. In der Mitte die restaurierte Schwedenmadonna.
Vor der eigentlichen Prozession gabe es ein Hochamt im Münster. In der Mitte die restaurierte Schwedenmadonna. | Bild: Kleinstück, Holger