Noch stehen 33 Porträts auf der Homepage der „Akademie für Führungskräfte“, die ihren Sitz in den Seeschulen an der Überlinger Promenade hat. Besser gesagt: hatte. Denn die renommierte Einrichtung für die Aus- und Weiterbildung in der Wirtschaft hat ihren Betrieb eingestellt.
„Die Akademie sagt auf Wiedersehen!“ ist zu lesen: „Mehr als 60 Jahre lang haben wir Menschen und Organisationen in der Weiterbildung gestärkt und unterstützt. Nun haben die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie uns letztlich so schwer und nachhaltig getroffen, dass die Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft GmbH leider ihre Geschäftstätigkeit einstellen muss.“

Was hier in der Stadt kaum wahrgenommen wurde, da sich hier lediglich der zentrale Verwaltungssitz befindet, die Aktivitäten und Veranstaltungen jedoch über die ganze Republik erstreckten. „Das ist eine Besonderheit“, betont Geschäftsführer Clemens Rihaczek, der seine Aufgabe erst im März 2019 übernommen hatte und dem nun die undankbare Aufgabe bleibt, die geschichtsträchtige Firma quasi abzuwickeln.

Was wird nun mit den Räumen in den Seeschulen geschehen? Die Gespräche mit dem Vermieter, der Karlsruher Familie Morgenstern, die die städtischen Gebäude in Erbpacht bis zum Jahr 2070 übernommen hat, laufen noch, sagt Clemens Rihaczek, auch die Suche nach einer künftigen Nutzung.
Den Sitz vor mehr als 15 Jahren nach Überlingen verlegt
Das ebenso traditionsreiche wie renommierte Unternehmen, das 1956 in Bad Harzburg gegründet worden war und ganze Generationen von Führungskräften der Wirtschaft mit seinem früheren Managementmodell prägte, hatte seine Verwaltung vor mehr als 15 Jahren zunächst teilweise und dann ganz an den Bodensee und die Schokoladenseite Überlingens verlegt.
Das 50-Jährige Bestehen feierte die Akademie im Mai 2006 bei den Seeschulen unter der damaligen Leitung von Daniel Pinnow. Es folgten einige Jahre später ein Tag der offenen Tür, bei dem den Überlingern die Ausstrahlung der Akademie vor Augen geführt wurde. Sonst gab es allerdings wenige Berührungspunkte mit der Stadt.
Nahezu unbemerkt erfolgte daher nun auch der Kehraus in den Seeschulen, zumal auch die dort ansässigen Mitarbeiter zuletzt meist im Homeoffice waren. „Wir sind ein Opfer der Pandemie“, erklärt der Geschäftsführer. Die Kontaktbeschränkungen haben die gesamten Konzepte der Akademie quasi torpediert. „Unsere Angebote leben ganz stark von der Präsenz und der persönlichen Begegnung“, betont Rihaczek. Viele Facetten dieser anspruchsvollen Weiterbildung ließen sich online einfach nicht gleichwertig vermitteln.
Zunächst auf baldiges Ende der Pandemie gehofft
„Als wir im März 2020 den Betrieb erstmals einschränken und teilweise einstellen mussten, dachten wir noch, der Spuk ist im Mai vorbei“, erinnert sich der Geschäftsführer. Doch dem war nicht so. „Nach meiner Einschätzung wird das auch nie mehr ganz so sein wie zuvor“, mutmaßt er. Vorwürfe an die Politik liegen Rihaczek allerdings völlig fern. „Das ist ja die erste Pandemie und aus meiner Sicht eine echte Naturkatastrophe“, erklärt er. „Die Erwartungshaltung, dies alles schnell in den Griff bekommen zu können, halte ich für völlig übertrieben.“
Verständnis hat er auch für den Gesellschafter, die Cognos AG, die Anfang des Jahres die Notbremse gezogen und die Kündigung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern veranlasst hat. „Der Gesellschafter hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagte Rihaczek. Formal wurde der Betrieb Ende Februar eingestellt. Dem Geschäftsführer bleibt lediglich noch die Auflösung der Firma.