Die beiden putzigen Roboter, auch Bee-Bot und Blue-Bot genannt, lassen kurz die Augen aufleuchten. Das heißt, es kann jetzt losgehen. Den kindgerechten Minicomputer kann man mithilfe von Tastenkombinationen einen Weg vorschreiben, den sie anschließend auf einer Matte mit Symbolen zurücklegen. „Das sind die Grundlagen des logischen Denkens und des Programmierens“, erläutert Sabrina Böhringer. Die Leiterin der Stadtbücherei beschreibt, wie Kinder mit Hilfe der Bots lernen, Botschaften auf ein Minimum zu reduzieren und damit zum digitalen Code zu machen. Die kleinen Nutzer können die Bots dann beispielsweise zu den Futterquellen der kleinen Raupe Nimmersatt auf der Matte führen oder Buchstaben ansteuern.
Technik für junge Nutzer in der Bibliothek der Dinge
Die Bodenroboter gehören zur Bibliothek der Dinge, die in Überlingen gerade im Aufbau ist. Neben den Bots werden beispielsweise eine Actioncam, ein Diascanner oder Sami-Lesebären beziehungsweise Tiptoi-Stifte bereitstehen. Letztere lassen sich grob als elektronische, interaktive Vorleser für Kinder umschreiben. Alle Inhaber eines Leseausweises werden die Gegenstände kostenfrei ausleihen können. „Leihen statt kaufen, das ist seit jeher unser Prinzip“, sagt Sabrina Böhringer. Das spare Kosten, sei nachhaltig und auch pädagogisch sinnvoller. Die Bots beispielsweise sind für sie kein Spielzeug, sondern sollten mit Konzept und passendem Material eingesetzt werden.

10.000 Euro Zuschuss für Ausstattung
Die Ergänzung der Stadtbücherei um die Bibliothek der Dinge unterstützt der Deutsche Bibliotheksverband mit 10.000 Euro. Die Gelder können für digitale Projekte zur Förderung der Medienkompetenz beantragt werden. Als die Leiterin der Stadtbücherei das Konzept vor Kurzem im Ausschuss für Bildung und Kultur den Stadträten vorstellte, sah sie in einige fragende Gesichter, als sie die Gegenstände in der Bibliothek der Dinge aufzählte. Oberbürgermeister Jan Zeitler bat direkt um einen Termin für das Gremium vor Ort, um die Wissenslücken zu füllen. Kritisch nahm der OB die Ankündigung Böhringers auf, auch eine Virtual-Reality-Brille anschaffen zu wollen. „Sind die Jugendlichen nicht schon genug mit Gaming beschäftigt“, fragte Zeitler. Die Leiterin der Bibliothek antwortete: „Es geht dabei auch um die Vermittlung von Medienkompetenz und das Verständnis von Technik. Gaming liefert den Spaßfaktor und bei uns gibt es das mit Anleitung.“
Neu: Offene Angebote aus dem MINT-Bereich
Bevor die Stadträte in die Bibliothek kommen, können Kinder und Jugendliche dort bereits im Rahmen der neuen MINT-Reihe viel lernen. Das Angebot haben Sabrina Böhringer und ihre Kollegin Heidi Hössle konzipiert, die für den Kinder- und Jugendbereich der Bibliothek zuständig ist. Dabei werden an jedem letzten Montag im Monat für alle offene und kostenfreie Veranstaltung angeboten zu den Themen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, auch MINT genannt.

Den Anfang macht am 30. Mai die Veranstaltung „Green Screen“ für Kinder ab acht Jahre. So nennen Fachleute die Technik, mit der sich Hintergründe in Fotos oder Videos austauschen lassen. Mit der Technik, mit der die Fernsehstudios arbeiten, um beispielsweise die Nachrichten-Moderatoren optisch vor eine bewegte Kulisse zu stellen, können auch Kinder phantasievolle Fotos kreieren. Zuerst suchen sie sich einen Hintergrund aus, vor dem sie sich in Szene setzen möchten. Dann machen sie ein passendes Foto von sich vor der grünen Wand. Am Tablet werden mithilfe einer App Foto und Hintergrund zusammengebracht und angepasst. „Was sie damit alles ins Bild setzen, ist ihrer Phantasie überlassen“, sagt Sabrina Böhringer. Sie könnten sich fliegend am Himmel präsentieren, fröhlich am Strand oder mitten in einer Gruppe von Menschen. Was so alles möglich ist sowie einige Grundlagen zur digitalen Fotografie wird der Vorsitzende des Überlinger Fotoclubs, Johannes Beller, beisteuern.
Reihe soll in den Sommerferien fortgesetzt werden
Beim zweiten Termin, der schon für Kinder ab vier Jahre gedacht ist, dreht sich alles um die Bee- und Blue-Bots. „Robotic for Kids“ ist die Veranstaltung überschrieben, die am 27. Juni stattfindet. Auch hierzu können sich Kinder anmelden, solange Plätze verfügbar sind. Weitere Termine der Reihe, die auch in den Sommerferien fortgesetzt werden soll, sind in Planung. Für die Umsetzung wollen Sabrina Böhringer und Heidi Hössle neben dem Fotoclub mit weiteren Vereinen aus Überlingen kooperieren und deren Kompetenz nutzen.
MINT-Angebote auch von Schulen und Kitas nutzbar
Die neuen MINT-Angebote können auch von Schulen oder Kitas genutzt werden. Entweder sie buchen einen Gruppentermin, leihen sich das Equipment aus oder eine der beiden Bibliothekarinnen kommt zu ihnen in die Einrichtung.
Die Stadtbücherei Überlingen – ein Rückblick und Ausblick
Dem Ausschuss Bildung, Kultur und Soziales präsentierte die Leiterin der Stadtbücherei, Sabrina Böhringer, den Jahresbericht 2021. Dabei schaute sie auf das zweite Pandemie-Jahr zurück. „Mit jeder G-Regel kamen weniger Leute“, berichtete sie. Seit dem Wegfall der Maskenpflicht und der Öffnung des Lesecafés im Eingangsbereich in diesem Jahr herrsche aber wieder mehr Leben in der Bibliothek.
Zu den erfreulichen Zahlen ihrer Jahresbilanz gehört laut Böhringer ein Zuwachs der Onleihe-Nutzer um 20 Prozent. Dazu stieg die Zahl der unter 18-Jährigen, die das Angebot nutzten.
Die vorgestellte Statistik weist die Zahl der Buchausleihen als immer noch hoch aus, allerdings bei sinkender Tendenz. Die beliebtesten Genres sind Belletristik und spezielle Sachbuch-Segmente, Kinderbücher sowie Tonie-Figuren (Hörbücher für Kinder).
Gut angekommen sei bei den Nutzern die Verkürzung der Mittagspause auf eine Stunde, erklärte Sabrina Böhringer. Für die Zukunft plant sie einen Umbau des Eingangsbereichs, um die Aufenthaltsqualität des Lesecafés zu steigern. Dazu regte sie eine Nutzung des benachbarten, zurzeit nicht genutzten Hofes als Außenbereich an. Um die Bibliothek zum passenden Lern- und Arbeitsort für junge Nutzer zu machen, will sich Sabrina Böhringer beim Jugendgemeinderat nach deren Bedürfnissen und Vorschlägen erkundigen.