Die Jüngsten auf dem Boot machen eifrig von ihren Wasserpistolen Gebrauch. Bei den Segelschülern steht an diesem Nachmittag eine Ausfahrt mit Dickschiffen auf dem Programm. Beim Einlaufen in den Hafen des Bodensee-Yachtclubs (BYC) in Überlingen gibt Jugendleiter Florian Troeger nicht ganz zufällig ein gutes Ziel ab: Die Spritzer aus den Wasserpistolen sind bei den Temperaturen recht willkommen.

Segeln, Übernachten im Zelt, Baden und Spielen

Florian Troeger ist froh, dass das Opti-Lager wieder mit allen Programmpunkten stattfinden kann. Jeweils in der ersten Woche der Sommerferien können Kinder von acht bis zwölf Jahren beim BYC segeln lernen. Neben den Trainingseinheiten mit den Optimisten, kleine Jollen für Kinder und Jugendliche, gehört die Übernachtung im Zeltlager auf dem Gelände zum Programm. Dazu kommen Baden und Spielen sowie die Ausfahrt mit den großen Segelbooten einiger Clubmitglieder, den sogenannten Dickschiffen.

Constantin (links) und Tamina segeln schon seit Jahren und bringen sich als Betreuer des Nachwuchses ein, der mit solchen Optimisten das ...
Constantin (links) und Tamina segeln schon seit Jahren und bringen sich als Betreuer des Nachwuchses ein, der mit solchen Optimisten das Segeln lernt. | Bild: Sabine Busse

15 Jugendliche bei der Betreuung rund um die Uhr im Einsatz

Für die Betreuung rund um die Uhr sind auch 15 Jugendliche im Einsatz. Constantin Troeger ist einer von ihnen. Der 14-Jährige war vor drei Jahren selbst noch Teilnehmer und sitzt heute in einem der begleitenden Motorboote, wenn die Optis auf den Bodensee rausfahren. „Da kann man im Notfall mal einen rausziehen, wenn er zum Beispiel auf die Hafenmauer zusteuert“, erklärt Constantin. „Die Kinder zu trainieren, macht Spaß, und vor allem die Gemeinschaft.“ Er segelt mittlerweile in der 420er-Klasse bei Regatten und kann dem Nachwuchs zusammen mit den Trainern schon einiges beibringen. Das gilt auch für die 15-jährige Tamina Polte. Sie segelt seit ihrem achten Lebensjahr. „Es ist selbstverständlich, als Betreuerin mitzumachen. Das macht viel Spaß!“

Fritz Eckl ist erster Takelmeister im Yachtclub und langjähriger Mentor der Gisela. Hier steht er im recht kleinen Führerstand.
Fritz Eckl ist erster Takelmeister im Yachtclub und langjähriger Mentor der Gisela. Hier steht er im recht kleinen Führerstand. | Bild: Sabine Busse

Ausfahrt mit der Gisela als Dankeschön an die jungen Betreuer

Für Tamina steht noch eine Premiere auf dem Programm: ihre erste Ausfahrt auf der Gisela. Die ehemalige Hafenbarkasse ist eine Besonderheit des BYC und hat gerade ihren 100. Geburtstag gefeiert. „Wir wollen mit dieser Ausfahrt für die Betreuer Danke sagen für die Unterstützung“, erzählt Florian Troeger. „Dafür eignet sich die Gisela besonders gut!“ Auf dem historischen Motorboot finden bis zu 25 Leute Platz. Die Getränke stehen schon bereit, das Essen wird eben an Bord gebracht und dann legt die gut gelaunte Gruppe ab.

1968 erwarb der Club die Hamburger Hafenbarkasse

Solche Ausfahrten gehören zu den Aufgaben von Gisela. Der Club erwarb die Hafenbarkasse 1968 in Hamburg, wo sie erst Schiffscrews und später Touristen transportiert hatte. Der Kauf und der Transport per Bahn an den Bodensee waren von einigen Querelen begleitet. Fritz Eckl, Takelmeister beim BYC, hat das alles anlässlich des Jubiläums in einem Buch dokumentiert und bei der Feier zu Giselas 100. Geburtstag präsentiert.

Fritz Eckl zeigt, wo der Motor der Hafenbarkasse untergebracht ist. Er wurde 1979 ausgetauscht und verfügt über 95 PS.
Fritz Eckl zeigt, wo der Motor der Hafenbarkasse untergebracht ist. Er wurde 1979 ausgetauscht und verfügt über 95 PS. | Bild: Sabine Busse

Dezentes Lifting hielt Gisela jung

Fritz Eckl hat eine besondere Beziehung zu der Hafenbarkasse mit Baujahr 1922. Als das betagte Boot von den vielen Jahren im Wasser deutlich gezeichnet war, setzte er sich für die Sanierung ein. In einer österreichischen Werft wurden 2013 zahlreiche Roststellen entfernt und Gisela wurde wieder in einem kräftigen Blauton gestrichen. Die nächste kleinere Wartung stand 2020 an, diesmal in der benachbarten Kellerwerft.

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Auch für „Verstehen Sie Spaß?“ war Gisela schon im Einsatz

Die Hafenbarkasse diente dem Club anfänglich als Start- und Zielboot bei Regatten. Später wurde sie mit einer speziellen Hydraulik ausgerüstet, um auf dem See Bojen für Wettfahrten auslegen und die Ankergewichte aus großer Tiefe heben zu können. Dazu wird sie gern für Ausfahrten von Mitgliedern genutzt. Einen ganz besonderen Einsatz hatten Fritz Eckl und Gisela 2017, als sie bei Dreharbeiten zu einem „Verstehen Sie Spaß?“-Special Guido Cantz über den See schipperten.

In ihrem Jubiläumsjahr ist Gisela wieder gut in Schuss und ein Alleinstellungsmerkmal des Yachtclubs. Wo sonst haben der Segelnachwuchs und eine 100-Jährige so viel Spaß miteinander?

Vor dem Drücken des Knopfes oben rechts bitte die Ohren zuhalten: Das Horn von Gisela tönt laut und deutlich vernehmbar.
Vor dem Drücken des Knopfes oben rechts bitte die Ohren zuhalten: Das Horn von Gisela tönt laut und deutlich vernehmbar. | Bild: Sabine Busse

Eine Hamburger Hafenbarkasse auf dem Bodensee

Im Juni 2022 wurde der runde Geburtstag der Hafenbarkasse Gisela im Rahmen einer Feierstunde im Bodensee-Yachtclub begangen. Dabei stellte der langjährige stellvertretende Vorsitzende Fritz Eckl ein von ihm gestaltetes Buch über die nun 100-Jährige vor. Es dokumentiert unter anderem einen vereinsinternen Schriftwechsel, der belegt, wie umstritten und begleitet von starken Emotionen der Kauf der Barkasse 1968 war. Sie kam dann doch – mit der Bahn.

2013 hatte die Hafenbarkasse reichlich Rost angesetzt, das zeigen Bilder von Giselas Aufenthalt in einer österreichischen Werft. Die letzte Reparatur wurde 2020 in der Kellerwerft durchgeführt. Hier wurden zwei Leckstellen in dem Stahlboot beseitigt und es mussten 200 Kilogramm Muscheln vom Rumpf geschabt werden. Laut Fritz Eckl brachte das eine „dramatische Geschwindigkeitsverbesserung“.