Sabine Busse

Normalerweise nimmt die Zahl der Bewunderer mit zunehmendem Alter ab. Bei der 15 Tonnen schweren Gisela ist das anders. Die 97 Jahre alte Hafenbarkasse ist ihrem Eigner, dem Bodensee-Yacht-Club Überlingen (BYÜ), lieb und teuer. Letzteres ist wörtlich zu nehmen.

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Gisela liegt vor allem Fritz Eckl, Takelmeister des Vereins, am Herzen. „Ihr 100. Geburtstag im Jahr 2022 wird auf jeden Fall ein Fest“, ist er sich jetzt schon sicher. Damit sie dann in bester Verfassung ist, hat er sich tatkräftig eingesetzt und macht Giselas Aussehen zu seiner Aufgabe.

Die Gisela vor Überlingen.
Die Gisela vor Überlingen. | Bild: Bodensee-Yacht-Club Überlingen

Vor einigen Jahren war es darum nämlich gar nicht gut bestellt. Die 1922 gebaute Hafenbarkasse hat in Hamburg erst Besatzungsmitglieder der Schiffe und später Touristen befördert. 1968 kaufte sie dann der BYÜ, um sie als Startschiff und Bojenleger bei Regatten zu nutzen.

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Mit der Bahn kam sie an den Bodensee, wo sie erst einmal eine Sondergenehmigung brauchte, um in Friedrichshafen ins Wasser gelassen zu werden. „Da geht es den Booten nicht anders als den Schiffsführern“, sagt Fritz Eckl schmunzelnd. „Egal, auf welchen Meeren sie schon gefahren sind, ohne Bodenseezulassung oder Bodenseeschifferpatent läuft hier nichts.“ Dafür wurden damals Gebühren von 10 DM fällig, die Quittung hat er noch.

Bei den Dreharbeiten zu der Sondersendung von „Verstehen Sie Spaß“ wurde es eng auf der Gisela.
Bei den Dreharbeiten zu der Sondersendung von „Verstehen Sie Spaß“ wurde es eng auf der Gisela. | Bild: Sabine Busse

Seitdem ist Gisela stets gefragt, wenn Passagiere transportiert werden sollen oder Regatten anstehen, von denen der BYÜ mehrere im Jahr ausrichtet. Die Verankerung der Bojen für die Wettfahrten ist bei einer Wassertiefe bis zu 150 Metern und entsprechend langen Tauen keine leichte Aufgabe. „Gisela hat eine spezielle Hydraulik an Bord, um die Ankergewichte wieder vom Boden zu holen“, erläutert Fritz Eckl.

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Der jahrelange Einsatz und die ganzjährige Liegezeit im Wasser war dem Boot dann irgendwann anzusehen. Es hatte sich Rost auf dem Stahlschiff angesiedelt und eine umfangreiche Sanierung stand an. Fritz Eckl überzeugte seine Vereinskollegen von der Notwendigkeit, bekam das Geld dafür genehmigt und brachte Gisela im Winter 2013 in die Schiffswerft Fußach in Österreich.

Als Schiffsführer steuerte Fritz Eckl (rechts) 2017 Guido Cantz für Dreharbeiten zu einer Sondersendung von „Verstehen Sie ...
Als Schiffsführer steuerte Fritz Eckl (rechts) 2017 Guido Cantz für Dreharbeiten zu einer Sondersendung von „Verstehen Sie Spaß“ mit der Gisela über den See. | Bild: Bodensee-Yacht-Club Überlingen

„Das ist die Einzige am See, die 15 Tonnen heben kann“, erläutert Eckl, der die Arbeiten betreut und zum Teil selbst mit angepackt hat. Wie das so ist, kamen im Trockendock immer mehr Roststellen ans Licht.

Keine Kostenexplosion wie bei der Gorch Fock

Teilweise mussten Teile komplett entfernt und neue Platten eingeschweißt werden. Damit stiegen die Kosten und der Takelmeister musste eine Erhöhung des Budgets beantragen. „Aber das war keine Kostenexplosion wie bei der Renovierung der Gorch Fock“, winkt er lachend ab.

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Gisela sieht man ihr Alter nach der umfassenden Renovierung heute nicht mehr an. Aber ausruhen können sich die Eigner trotzdem nicht. Damit sie an ihrem 100. Geburtstag immer noch so gut in Schuss ist, stehen regelmäßig Reparaturen und Ausbesserungen an.

Regelmäßig sind Reparaturen fällig

„Irgendwann muss der Unterwasseranstrich erneuert werden und auch im Innenraum sind immer wieder Arbeiten nötig“, erklärt Fritz Eckl. Seine Liebe zu Gisela, die er „mein Baby“ nennt, wird ihn weiter viel Zeit und dem Verein wahrscheinlich Geld kosten.