„Heute feiern wir ein Jahrhundertereignis“, sagte Pfarrer Bernd Walter, als er am Sonntagvormittag zahlreiche Gäste im Münster zum Festgottesdienst begrüßte. Der Gottesdienst stellte den Auftakt zu den Festlichkeiten anlässlich 100 Jahre Trachtenbund Überlingen dar, die mit einem Serenadenkonzert am Dienstag im Kursaal und einer Ausstellungseröffnung am Donnerstag im Rathaus ihren Anfang genommen hatten und am Sonntagmittag mit einem Einzug von 14 Trachtengruppen und Vereinen mit anschließendem Schwertanz und Maidlintänzen ihr Ende nahm.

Walter ging in seiner Predigt insbesondere auf den Wert von Heimat ein, die immer wichtiger werde und die Trachten hervorragend präsentierten. „Die Trachten erinnern uns daran, woher wir kommen und wer wir sind“, sagte er.
„Die Trachten stellen ein Symbol unserer Geschichte und unserer Identität dar.“ Walter sagte weiter, Menschen bräuchten eine Heimat, „heute mehr denn je“. Die Kirche, „ein Ort mitten in unserer Heimat“, solle helfen, dass Menschen in Gott heimisch werden. Walter: „Gott ist unsere Heimat.“

Nach einem Platzkonzert mit einer Abordnung der Stadtkapelle Überlingen unter Leitung von Ralf Ochs vor dem Münster zogen verschiedene Trachtengruppen auf die Hofstatt ein. Trachtenfrau Katharina Kitt stellte hier die verschiedenen Gruppen in dieser Reihenfolge vor: Engen, Hornberg, Konstanz, Markdorf, Meersburg, Ottoschwanden bei Freiburg, Owingen, Pfullendorf, Insel Reichenau, Salem, Sipplingen (Bürgermiliz) und Allensbach.
Die Schwerttanzkompanie bot ihren gewöhnlicherweise nur bei der zweiten Schwedenprozession aufgeführten Schwerttanz unter Mitwirkung des Hänsele, um anschließend mit ausgesuchten Mitgliedern des Geburtstagskindes Maidlintänze zum Besten zu geben.

Trachtenmutter Renate Lohr sagte beim abschließenden Stehempfang im Pfarrzentrum, man blicke mit Freude auf das, was unsere Vorfahren mit viel Eigeninitiative auf die Beine gestellt hätten. „Tracht ist mehr als ein hübsches, bewundernswertes Kleidungsstück“, sagte sie. „Trägerin und Gewand sind als Ganzes zusammen ein Zeichen von Verbundenheit, Symbol der Identifikation mit historisch tief verwurzelter Tradition.“

In der Vergangenheit habe sich viel getan, sagte Renate Lohr, aber das harmonische Gesamtbild der Trachtenfrauen trotz der individuellen Gestaltungsvielfalt sei gleichgeblieben. „Höflich und freundlich mit einem Lächeln auf der Lippe“ sei man bei besonderen Gelegenheiten im Festtagskleid unterwegs. Renate Lohr: „Das ist keine Satzungsvorschrift, sondern der Beweis dafür, dass wir gemeinsam die Tradition lieben.“
Das nahm sich OB Jan Zeitler zu Herzen: „Ihre Hingabe und Ihr Engagement tragen maßgeblich zur Bewahrung unserer Tradition bei“, sagte er. Beruhigend sei es zu sehen, dass die Überlinger Trachten auch in Zukunft Bestand hätten, „da junge Überlinger Mädchen und Frauen mit Freude den Wunsch äußern, Teil der Trachtengemeinschaft zu sein“.