Wer von Unteruhldingen bis Überlingen radelt, findet praktisch keinen Zugang zum Bodensee, an dem er seine Füße ins Wasser strecken könnte. Am Campingplatz Birnau-Maurach gab es eine seltene Ausnahme. Der eigentlich private Strand, der zum Campingplatz Birnau-Maurach gehört, war frei zugänglich, was auch viele Besucher nutzten, die nicht auf dem Campingplatz zu Gast waren.
Im Sommer 2021 waren es aber so viele fremde Gäste, dass die zahlenden vom Campingplatz sich darüber beklagten, dass sie keinen Platz mehr auf der Liegewiese fänden. Die Platzverwaltung reagierte und begann mit dem Bau eines massiven Zauns.

So beschreibt Werner Stuber die Situation. Er ist angestellt bei der Betreibergesellschaft, die im Auftrag einer 80 Mitglieder zählenden Eigentümergemeinschaft den Platz unterhalb der Klosterkirche betreibt. Stuber sagt: „Die fremden Besucher sagen nicht mal Hallo oder Grüßgott, sondern machen sich einfach breit mit ihren Handtüchern.“

Am schlimmsten seien einige Kitesurfer gewesen, mit Ausnahme einer Gruppe, die Rücksicht genommen habe. Viele hätten für sich aber ein nicht vorhandenes Recht in Anspruch genommen, wonach sie angeblich über die Grünfläche des Campingplatzes zum Bodensee gehen dürften. Die Sicherheit der Kinder sei in Gefahr gewesen. Zudem habe das Risiko bestanden, dass die Boote der Campingplatznutzer, die auf der Wiese auf dem Trockenen liegen, beschädigt werden.

Er sei ja ein kommunikativer Mensch, sagt Werner Stuber. Wenn die Besucher freundlich gefragt hätten, hätte man sich einigen können. Doch hätten sie unverschämt reagiert, wenn er sie ansprach, und zudem hätten sie Müll hinterlassen. Das sei mehrere Jahre so gegangen.
Platzprobleme in der Pandemie
Als dann in der Pandemie die Sicherheitsabstände groß und der Platz immer knapper wurde, habe man sich nicht mehr anders zu helfen gewusst als einen Zaun zu bestellen und den Zugang nur noch den eigenen zahlenden Gästen zu erlauben. Stuber sagt, dass das Landratsamt Zustimmung erteilt habe. „Sonst hätten wir mit dem Bau des Zauns nicht begonnen.“
Das Rathaus Uhldingen-Mühlhofen verhängte allerdings einen Baustopp, weshalb das Rolltor jetzt noch nicht aufgebaut und am östlichen Rand des Geländes wie bisher für Radler und Fußgänger ein Zugang besteht.
Behörden stimmen weiteres Vorgehen ab
Die Gemeindeverwaltung ist gegen den Zaun. Bauamtsleiter Fabian Stephan verweist darauf, dass die Flächen im Außenbereich und in einem Landschaftsschutzgebiet befinden. Der Zaun sei nicht verfahrensfrei, es müsste ein Bauantrag gestellt werden. Derzeit gebe es jedenfalls keine Genehmigung für den Bau. Auf die Frage, wie es in der Sache weitergeht, teilte Fabian Stephan mit, dass das Vorhaben „zusätzlich den Fachbehörden des Landratsamtes Friedrichshafen obliegt“. Rathaus und Landratsamt würden sich derzeit über die weiteren Schritte abstimmen.

Konstanze Ruh aus München macht öfter Urlaub am Bodensee und weiß um die wenigen öffentlichen Zugänge zum Wasser. Sie zählt zu den vielen Radlern am See, die es sehr bedauerlich finden würden, wenn auch der Platz in Maurach abgezäunt würde. „Das wäre sehr schade“, sagte sie.
Campingplatz-Chef Werner Stuber kann das Bedauern verstehen, er verweist jedoch darauf, dass andere private Bereiche entlang des Bodensees ebenfalls abgesperrt seien. „Da sagt ja auch niemand etwas“, so seine Interpretation.
Kitesurfer streben Kompromiss an
Auf einen Kompromiss hofft Bernhard Thum aus Bodman-Ludwigshafen. Er zählt zur Gruppe jener Kitesurfer, die sich mit dem Campingplatz arrangieren möchten. Sie seien eine Gruppe von etwa 15 bis 20 Sportlern, die sich gegenseitig informieren, wenn auf dem Bodensee gute Windbedingungen herrschen. Das Ressort vor Maurach sei ideal, zudem landschaftlich und mit Blick auf die Birnau sehr reizvoll.

Wind- und kein Badewetter
Er könne nur für seine Gruppe sprechen, betont Thum. Doch sie verstünden sehr wohl, dass es bei Badewetter einen Konflikt zwischen Schwimmern und Kitesurfern gebe. Sie hätten deshalb selbst ein Schild entworfen, das für die Monate Juni bis August im Bereich Maurach ein generelles „Kite-Verbot“ ausweist.

In den Frühlings- und Herbstzeiten, in denen es stark windet, wenn es zum Baden aber ungemütlich ist, würden sie sich gerne direkt mit dem Campingplatz absprechen. Thum: „Wir Kiter sind auch gerne bereit, gegebenenfalls einen finanziellen und unterstützenden Beitrag zum Erhalt und Pflege des Strandgeländes zu leisten.“
Und was ist im Winter, wenn der Campingplatz eh geschlossen hat? Dann bleibe der Zaun, sofern er am Ende dieses Prozesses tatsächlich gebaut würde, ohnehin geöffnet. Das jedenfalls verspricht Werner Stuber.