Nachdem die Stadt Tettnang ihren Austritt aus der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Bodenseekreis (WFB) erklärt hatte, bot der Landkreis auch allen anderen kommunalen Gesellschaftern an, deren Stammkapital und die dazugehörigen jährlichen Beiträge zu übernehmen bzw. diese den Kommunen zurückzuerstatten. Dieses Vorgehen hatte der Kreistag zuvor mit großer Mehrheit befürwortet. Nicht zuletzt, um einer sukzessiven Erosion der Gesellschafter und dem damit möglicherweise verbunden Bedeutungs-und Imageverlust der WFB Einhalt zu gebieten. Auf Vorschlag der Verwaltung beschloss der Gemeinderat jetzt einstimmig, dieses Angebot anzunehmen.

Zum 1. Januar 2017 gibt die Stadt nun ihre Kapitaleinlage von 7150 Euro ab und erspart sich auch den bisherigen Jahresbeitrag von 42 623 Euro, wie Kämmerer Stefan Krause erläuterte. Der Kreistag habe darüber hinaus beschlossen, "bei Neufassung des Gesellschaftervertrags darauf zu achten, dass im Aufsichtsrat der WFB ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Landkreis, den Städten und Gemeinden sowie den privaten Partnern zustande kommt". Vom Landkreis "ausgetrickst" fühlte sich Stadtrat Udo Pursche (SPD), da der Landkreis sich die Mehrkosten für die WFB über die Kreisumlage wieder hole. Eigentlich sei es der städtische Ansatz gewesen, einen Austritt zu erwägen und sich über die bei der WFB eingesparten Kosten den eigenen Wirtschaftsförderer zumindest teilweise zu refinanzieren.

Unterdessen verfolgt die Stadt weiter die Ausschreibung der eigenen Stabstelle für Wirtschaftsförderung, die Anfang 2017 besetzt werden soll. Das Profil war schon im Vorjahr skizziert und beschlossen worden. Aufgrund der neuen Entwicklung beim Landkreis plädierte Oberbürgermeisterin Sabine Becker dafür, zunächst die Ausrichtung im Gesellschaftsvertrag der WFB abzuwarten, um mit der eigenen Stabsstelle dann gegebenenfalls noch zielgerichtet "die Lücken schließen zu können". Angedacht sei auch gewesen, dass Geschäftsführer Otte noch einmal in den Gemeinderat komme, um eine Abgrenzung der Aufgaben präzisieren zu können: "Was macht die WFB und was macht ein städtischer Wirtschaftsförderer?"