Wie muss das Wetter sein, damit die Menschen eine Schiffstour auf Bodensee und Rhein machen? Christopher Pape, Pressereferent der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), des größten Schifffahrtsunternehmens am internationalen Bodensee, ordnet die Dinge ein. Am besten sei natürlich schönes Wetter, sagt er. Sommerlich warm darf es sein. Rekordhitze beflügelt das Interesse allerdings nicht unbedingt. Und ganz schlecht fürs Geschäft sind Regen und Kälte.
Viele Regentage im Mai
So gesehen ist die Schifffahrtssaison aus Sicht der Bodensee-Schiffsbetriebe bisher nicht optimal verlaufen. „Im Mai kamen sehr viele Regentage zusammen, da hat‘s ordentlich runtergeschüttet“, erinnert sich Pape. Hinzu kommt, dass der stets am Osterfest orientierte Saisonstart in diesem Jahr drei Wochen später erfolgte als im Vorjahr.
Für die BSB fällt die Zwischenbilanz denn auch „durchwachsen“ aus. Bei den Fahrgastzahlen besteht Luft nach oben. Für den Zeitraum vom Saisonstart im April bis zum 31. Juli zählte das Unternehmen 1 160 198 Passagiere auf zwölf BSB-Schiffen der Weißen Flotte und der Fähre Friedrichshafen. Damit bleibt die Fahrgastzahl um 14 Prozent hinter den Vorjahresergebnis zurück. Christopher Pape verweist darauf, dass 2018 mit der langen Schönwetterperiode auch eine Ausnahmesaison war. Und er merkt an, dass das Minus moderater ausfällt, wenn man den Schnitt der vergangenen fünf Jahre betrachtet. Dann sind es sechs Prozent.
Auch bei VLB weniger Fahrgäste
Auch bei den österreichischen Vorarlberg Lines (VLB), die mit der „Sonnenkönigin“ das größte Schiff auf dem Bodensee betreiben, hofft man auf gute Wetterbedingen in den nächsten Wochen. Nach Angaben von Geschäftsführer Alexandro Rupp brachen die Passagierzahlen im Kursverkehr bis Ende Juli gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent ein.
„Bei Event- und Rundfahrten liegen wir ungefähr wie im Vorjahr“, heißt es in der VLB-Stellungnahme. Rupp verweist darauf, dass nicht nur der Mai verregnet gewesen sei, sondern auch die Wochenenden im Juli „sehr nass“ waren. „Das Wetter sollte einfach mitmachen“, hofft der VLB-Geschäftsführer.
URh profitiert von Wasserstand
Eine besondere Situation ergibt sich für die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh), deren Kursschiffe zwischen Konstanz/Kreuzlingen und Schaffhausen unterwegs sind. In der laufenden Saison gingen bei der URh 187 000 Passagiere an Bord, fünf Prozent weniger als im Vorjahresvergleich. Im Monat Juli verzeichnete das Unternehmen indes ein Plus von acht Prozent.
Dabei habe sich das Frühsommerhochwasser, das die Fahrsituation auf dem Rhein bis zum 8. Juli beeinflusste, kaum negativ ausgewirkt, versichert URh-Geschäftsführer Remo Rey. Vielmehr habe die Schifffahrtgesellschaft vom hohen Wasserstand und den Schönwettertagen profitiert. „Wo die URh letzte Saison mit Niedrigwasser zu kämpfen hatte, freuten sich dieses Jahr die Ausflügler über ungetrübten Schifffahrtsgenuss“, beschreibt Rey die Situation im Juli.
Brücke an 27 Tagen nicht passierbar
Dabei war die Situation der Rheinschifffahrt in der ersten Saisonhälfte nicht ganz ohne Handicap. An 27 Tagen konnten Schiffe wegen Hochwassers die Brücke bei Diessenhofen nicht passieren. Die Schiffe mussten wenden, beziehungsweise die Passagiere mussten von Schiff zu Schiff umsteigen.
Rey gewinnt dem Hochwasser nachträglich sogar noch eine gute Seite ab: „Dafür reicht das Wasser nun bis weit in den Herbst hinein. Das hilft uns – insbesondere, wenn der September wieder schön und warm ist.“
Wie die Schifffahrt organisiert ist
- Die Unternehmen: Unter den Dachverband der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für Bodensee und Rhein (VSU) sind vier Schifffahrtsunternehmen organisiert: die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB, Konstanz), die Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt (VLB, Bregenz), die Schweizerische Bodensee Schifffahrt (SBS, Romanshorn) und die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh, Schaffhausen). 2018 beförderten die Unternehmen zusammen mehr als 3,8 Millionen Passagiere. Aufgabe des Dachverbands ist es unter anderem, einen gemeinsamen Fahrplan und einheitliche Tarife für die Unternehmen, die gemeinsam die Weiße Flotte stellen, anzubieten.
- Die Weiße Flotte: 31 Schiffe der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen sind in der Saison im Einsatz. Und jedes Einzelne wird gebraucht. Das zeigte sich zuletzt beim Ausfall des MS Schwaben. Das 1937 in Dienst gestellte und 2017 aufwendig restaurierte Schiff der Bodensee-Schiffbetriebe war Mitte Juli mit Motorschaden ausgefallen. Als Ersatz verlegten die BSB das Motorschiff Stadt Radolfzell vom Untersee an den Obersee. Die „Stadt Radolfzell“ fährt nun im Kursverkehr die Route des MS „Schwaben“ und wird am Untersee bis auf Weiteres durch das Fahrgastschiff Reichenau ersetzt. Das Schiff erhält laut BSB zwei neue Motoren. Dafür werde ein mittlerer fünfstelliger Betrag fällig. (fdo)