Dieter Leder

Sie wünschen sich "kurban bayraminiz kutlu olsun," das ist Türkisch und bedeutet die besten Wünsche für ein gesegnetes Opferfest. Auch die einfachere arabische Version "eid mubarak" ist zu hören, ein gesegnetes Fest. Am Montag begann das Opferfest, das höchste islamische Fest. Es wird zum Höhepunkt der Wallfahrt nach Mekka, der Haddsch, gefeiert. Der erste Tag des Festes, in diesem Jahr der Montag, ist traditionell der wichtigste der vier Feiertage.

Dieser Tag des Opferfests beginnt mit dem morgendlichen Festgebet in der Moschee. Die Sonne geht gerade auf und der Parkplatz beim FC 09 Überlingen in Alt-Birnau ist nahezu voll belegt. Die Muslime strömen in Scharen in die Merkez Camii, die Überlinger Moschee. Dort spricht bereits der Hodscha, der Geistliche. Er verweist auf die Beziehung zwischen Allah und den Menschen und er erklärt die Zuneigung zu Allah und wie sich die Gläubigen in seinen Dienst stellen sollen. Auch das Opferfest und die Erzählung des Propheten Ibrahim aus der Sure 37 ist Thema des Geistlichen, ebenso wie die Bedeutung des Opferfests in der heutigen Zeit.

Als um 7.45 Uhr offiziell das Festgebet zum Opferfest beginnt, ist die Überlinger Moschee fast bis auf den letzten Platz belegt: Mehr als 300 Muslime haben sich eingefunden. Und das sind nicht nur Türken, die hier gemeinsam beten, es sind Gläubige aus allen Staaten und Nationen, die hier zusammenkommen, wie Durmus Ekrem, der Vorsitzende des Türkischen Arbeitervereins erklärt: "Dieses Jahr sind auch sehr viele Flüchtlinge zum Festgebet gekommen."

Das Besondere beim Festgebet zum Opferfest ist auch die Reihenfolge: Beim Opferfest wird zuerst zu Allah gebetet, dann erst hält der Hodscha die offizielle Ansprache. Die steht ganz im Zeichen des Opferfests, und auch im Zeichen der aktuellen Ereignisse. "Das Fleisch, das ihr opfert, gelangt nicht zu Gott. Nur durch das Gebet und die Dienste für Allah kommt ihr ihm nahe," so der Hodscha zu den Gläubigen.

Er verweist in seiner Ansprache aber auch auf die Nächstenliebe, auf Respekt und insbesondere auf den Frieden. Und da bezieht er sich ausdrücklich nicht nur auf die Muslime untereinander, sondern spricht alle Menschen an, unabhängig von ihrem Glauben.

Die Opferung eines Tieres als zentrales Thema des Opferfests steht im Vordergrund seiner Ansprache, denn mit dem Fleisch werden normalerweise arme Menschen unterstützt, die sich sonst kein Fleisch leisten können. Der Hodscha erweitert den Begriff der Armen aber auf alle Bedürftigen und bezieht hier insbesondere auch die Waisen und die Flüchtlinge mit ein, "damit sie das Opferfest auch leben können", wie er sagt.

"Woher kommen wir?", fragt er und erinnert in seiner Predigt die Reichen daran, dass sie auch mal arm waren, oder mal bedürftig waren. Er stellt damit alle Reichen auf eine Ebene mit den Armen, wie Halil Erdogan, der ehemalige Überlinger Hodscha im Nachhinein die Ansprache erläutert.

Aber es geht hier nicht nur um finanzielle oder materielle Unterstützung von Bedürftigen, es geht auch um die einfache Form der Zuneigung, wie der Hodscha in seiner Predigt weiter ausführt. "Besuchen Sie Bedürftige, Arme, Alte und Flüchtlinge", fordert er die Muslime auf und ergänzt: "Jeder soll seinen Beitrag leisten und mit seiner Unterstützung ein würdiges Fest für alle ermöglichen."

Zum Abschluss seiner Predigt wünscht er für alle Menschen auf der Erde Frieden und im Umgang miteinander Liebe sowie Hilfsbereitschaft. Zuletzt wünschen sich die Muslime gegenseitig "kurban bayraminiz kutlu olsun" oder das "eid mubarak". Unter den Gratulanten ist auch Mehmet Akif Gülec, der Uhldinger Gemeinderat wirkt wie die anderen Gläubigen völlig entspannt und glücklich. Mit dem Festgebet hat das Opferfest offiziell nun begonnen und die Gläubigen feiern vier Tage lang mit Familie und Freunden und teilen mit den Bedürftigen.

Islamisches Opferfest

Das Opferfest ist der feierliche Abschluss der Pilgerfahrt nach Mekka, es ist das höchste Fest der Muslime. Das islamische Opferfest ist von ähnlicher Bedeutung wie die Hochfeste Weihnachten oder Ostern für den christlichen Glauben. Beim Opferfest gedenken die Muslime der koranischen Geschichte des Propheten Ibrahim, der eine göttliche Probe bestanden hatte und bereit war, seinen Sohn Ismael für Allah zu opfern. Als Allah sein Gottvertrauen erkannte, gebot er ihm Einhalt und Ibrahim und Ismael opferten in Dankbarkeit statt dessen für Freunde und Bedürftige einen Widder. Diese Geschichte hat sich bei Mekka zugetragen. Die in der Koransure 37 wiedergegebenen Geschichte ist Basis für das heutige Opferfest, das alle Muslime weltweit feiern. In der Türkei bleiben diese Woche Behörden und Geschäfte geschlossen.