Seit zweieinhalb Jahren lotet Klaus Kirchmann aus, ob sein Profil zu Überlingen passen könnte. Er bat verschiedene Bürger um Rat. Und so machte in eingeweihten Kreisen seine Entscheidung, als Oberbürgermeisterkandidat anzutreten, vorzeitig die Runde. Das führte dazu, wie Kirchmann berichtet, dass ihm schon vielfach Glück gewünscht werde. "Die Leute freuen sich, und das ist ein stärkendes Gefühl."

Gestern gab Klaus Kirchmann seine Kandidatur offiziell bekannt und stellte sich in einer Pressekonferenz als unabhängiger parteiloser Kandidat vor. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern (11 und 13 Jahre). Vor fast 30 Jahren verließ er Überlingen: Zunächst studierte er Agrarbiologie in Hohenheim, später Politik- und Verwaltungswissenschaften in London. Von Beruf ist er freier Gutachter und Entwicklungsexperte mit Aufträgen weltweit. Zuletzt war er für die Regierung von Myanmar in einem von der Weltbank finanzierten Projekt tätig, in dem dezentrale Verwaltungsstrukturen und ein Gemeinwesen aufgebaut werden. Zuvor arbeitete er in Projekten in Ecuador und in Vietnam. Seine Kernkompetenzen seien die Politikberatung, das Projektmanagement, die lokale Selbstverwaltung, Bürgerbeteiligung und Demokratisierung.

Nach fast 30 Jahren fern der Heimat ziehe es ihn nun zurück. Auch, um wieder bei Frau und Kindern leben zu können, die vor drei Jahren bereits nach Überlingen zogen. Als OB-Kandidat sagt er nun: "Ich trete für eine ausgewogene soziale, wirtschaftliche und ökologische Stadtentwicklung ein." Er könne Menschen mit ihren vielen Talenten motivieren, ihr Potenzial der Gemeinschaft, die da Überlingen heißt, zur Verfügung zu stellen.

Geprägt durch sein Elternhaus (er wuchs mit vier Geschwistern im Hause Kirchmann, Fernseh-Kirchmann, auf), habe er früh gelernt, unter anderem als Oberministrant und im Fußballclub, dass der Mensch nur in Gemeinschaft glücklich wird. Die ihm vermittelten Werte hätten ihn in die Entwicklungshilfe geführt. Nun wolle er in der Stadt, die ihm am Herzen liegt, neuen Gemeinschaftssinn stiften, Begeisterung wecken, die Kräfte der Bürger mobilisieren, ohne den Finanzhaushalt der Stadt zu belasten. "Die Menschen in Überlingen haben ein enormes Potenzial an Kreativität, an Engagement und Sachverstand. Dies möchte ich besser für das Gemeinwohl nutzbar machen."

In einem Pressetext führt er vier Punkte auf: "Für eine starke Wirtschaft", "Für ein lebenswertes Überlingen", "Nachhaltige Stadtentwicklung – klimaneutrale Kommune" und "Demokratie braucht Beteiligung". Die Wirtschaft wolle er stärken, indem er sich ein Gespür für die Bedürfnisse der Bestandsbetriebe verschafft. Er wolle Impulse setzen und Netzwerke bilden, damit zum Beispiel mehr Studierende der Dualen Hochschule nach Überlingen kommen – und als Fachkräfte bleiben. Lebenswert bleibe Überlingen, wenn man sich stärker auf den Alterungsprozess einstellt: Einerseits Strukturen gegen Vereinsamung schafft, für Wohnen und Pflege im Alter vorsorgt – und günstigen Wohnraum schafft, damit auch Pflegekräfte die Miete bezahlen können.

Die klimaneutrale Kommune sei für ihn nicht nur Haltung, sondern auch eine Chance, Geld zu sparen. Sie sei ein Mittel des Stadtmarketings und könne zum Motto für die Landesgartenschau werden. Und zum Stichwort Beteiligung sagt er: "Eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung braucht eine Vertrauensbasis, klare Regeln und Gesprächsbereitschaft."

Auf die Frage, wo er sich von Sabine Becker bewusst abgrenze, sagte Kirchmann, dass er nicht mit Kritik an der Amtsinhaberin antworte, sondern es positiv formuliere: "Ich stehe für Dialog und echte Beteiligung." Dass in der Diskussion um die Platanen "auch Sachen schief gegangen sind", liege auf der Hand. "Den Menschen liegen die Bäume am Herzen." Darüber hinaus, und noch viel stärker, nehme er in der Debatte aber das Gefühl der Bürger wahr, "nicht gehört zu werden". Kirchmann: "Es geht um die Art und Weise. Ich bin jemand, der spricht mit den Leuten."

Er trete an, die Wahl zu gewinnen. Falls das nicht klappt, gebe es für ihn in Myanmar weitere Aufträge. In jedem Fall nehme er dann die Erfahrung eines OB-Wahlkampfs mit, "der mir jetzt schon große Freude macht".

Alle Informationen zu Kandidat Kirchmann finden Sie unter: www.ueberlingen.online

 

Zur Person

Klaus Kirchmann wurde am 25. September 1966 in Überlingen geboren. Nach Besuch von Gymnasium und Technischem Gymnasium in Überlingen absolvierte er seinen Zivildienst teilweise in Überlingen. 1992 bis 1997: Studium zum Diplom-Agrarbiologen in Hohenheim. 1995 bis 1996: Hospitanz bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Pakistan (7 Monate). 1998 bis 2000: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ländliche Entwicklungspolitik und Ökonomie, Uni Hohenheim. 2001 bis 2007: Experteneinsätze als freier Gutachter in Vietnam für internationale Organisationen. 2008 bis 2013: Integrierter Experte für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (CIM/GTZ) beim Dachverband der Ecuadorianischen Provinzregierungen. 2011 bis 2013 (berufsbegleitend): Masterstudiengang Politik und öffentliches Management an der Universität London. 2013 bis 2016: Ein von der Weltbank finanziertes Projekt für Gemeinwesenentwicklung in Myanmar.