Der Sipplinger Elmar Wiedeking hat in diesen Tagen in Biberach an der Riss tief bewegt aus den Händen von Staatssekretär Arne Braun eine Anerkennungsurkunde des Landes Baden-Württemberg für sein bürgerschaftliches Engagement entgegengenommen. Mehr als 30 Jahre lang hat sich der heute 84-Jährige mit den Lebenslinien gefallener Soldaten aus dem Dorf Sipplingen beschäftigt und seine Forschungsergebnisse in dem Buch „Vergessen ist schlimmer als sterben – Erinnerungskultur eines Dorfes“ zusammengefasst.

Dieses Buch wurde nun dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg zur Aufbewahrung übergeben, verbunden mit einer Anerkennung für hervorragende Leistungen im Rahmen des Wettbewerbes um den Landespreis für Heimatforschung 2023. Elmar Wiedeking gegenüber dem SÜDKURIER: „Die Laudatoren haben endlich einmal das in Worte gefasst, was sonst immer zu wenig bedacht wird: Diese Arbeit ist kein Hobby, sondern es handelt sich um bürgerschaftliches Engagement.“ Dass dies so deutlich vom Staatssekretär hervorgehoben worden sei, habe ihn sehr dankbar gemacht.

Der Sipplinger hat sich über viele Jahre mit dem Leben und Sterben von Soldaten aus Sipplingen befasst. Dabei stellte er den Sipplinger Josef Märte ins Zentrum seines Buches.

Mit dem Werk kommt der 84-Jährige seinem selbst gestellten Auftrag nach, er verleiht – in diesem Fall seinem Großneffen Josef Märte stellvertretend für viele andere Dorfbewohner, die im Krieg starben, ein Gedenken und ein Gesicht. Dieses Ziel kommt im Titel seines Buches „Vergessen ist schlimmer als sterben“ zum Ausdruck.

Elmar Wiedeking beließ es nicht bei Nachforschungen zu seiner Familie. Ihm wurde es zur Aufgabe, weiteren Menschen durch seine Nachforschung Erinnerung und ein Gesicht zu geben. Das zeigt sich in seinem Buch, das neben dem Bericht über Josef Märte auch 52 weitere Opfer von Krieg und Gewalt benennt und in Abbildungen zeigt. Außerdem beeinflusste die Arbeit von Wiedeking die Gestaltung des Volkstrauertages in Sipplingen. Durch sein und das Engagement anderer wurde das in Sipplingen übliche Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege, das manche immer noch Heldengedenken nannten, zu einem kollektiven Gedenken an die vielen Opfer aller Kriege und Gewalt.

In Biberach an der Riss wurde die Arbeit von Elmar Wiedeking nun gewürdigt. Zwar erhielt der Sipplinger keinen der ersten fünf Preise, die mit einer Geldsumme ausgestattet sind, aber er gehörte zu den fünf anderen Preisträgern, die im Rahmen der Feierstunde des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst geehrt wurden.

Elmar Wiedeking war von der Gestaltung der Veranstaltung begeistert, die liebevoll gewesen sei und voller Leben: „Da wurden zwei Schulklassen ausgezeichnet, und die haben schon kräftig Leben in die Bude gebracht“, sagte er schmunzelnd.