"Bei den Studienreisen wird die Fähigkeit geschult, an sich selbst und seine Ziele zu glauben und bei Widrigkeiten nicht aufzugeben", zählt Karsten Drath die besondere Wirkung auf, die das vierwöchige Alleinreisen mit niedrigem Budget von 600 Euro seiner Erfahrung nach hat. Jedes Jahr gibt die Zis-Stiftung mit Sitz in Spetzgart 50 Jugendlichen die Möglichkeit, an sich und ihrer selbst gestellten Aufgabe zu wachsen. Mit seiner mobilen Fundraising-Tour vom 18. Mai bis 4. Juni hat Karsten Drath bislang Geld für 30 weitere Reisestipendien eingenommen. Mindestens zehn sollen bis zum nächsten Stipendiatentreffen im Herbst in Salem noch hinzukommen.

Große Finanzspritze für Zis-Stiftung

"Ein tolles Ergebnis", freute sich Bernhard Bueb. Der Vorsitzende der Zis-Stiftung nutzte die Gelegenheit, dem Radreisenden bei seinem Zwischenstopp auf dem Salemer Schlossgelände für dessen Einsatz zu danken. Es sei eine "großartige Chance". Was Bueb neben der großen Finanzspritze besonders gefiel, war der "Zis-Charakter" von Draths ungewöhnlicher Reise. Schließlich ist der im Alleingang über sechs Länder hinweg von Heidelberg nach Montpellier und zurück geradelt und hat dabei zwei Mal die Alpen überquert. "Da kann man sehen, was Zis-Stipendiaten alles auf sich nehmen und auch schaffen", unterstrich der frühere Leiter der Schlossschule.

Selbst zwei Zis-Studienreisen unternommen

Denn Karsten Drath hatte in jungen Jahren selbst zwei Zis-Studienreisen unternommen. Als Schüler war der heute 48-Jährige einmal 1700 Kilometer durch Schottland geradelt und hatte sich für Fischfang interessiert. Sein zweites Ziel war Island, wo er sich mit dem dortigen Walfang auseinandersetzte. Widerstände zu überwinden und daran zu erstarken, gab es genügend, wie der ausgebildete Management-Coach und Psychotherapeut rückblickend erklärt.

Kein Grund zum Aufgeben

Zum Beispiel wäre er nach dreitägiger Seereise in Island angekommen beinahe wieder zurückgeschickt worden. Er habe zu wenig Geld und keine Rückfahrkarte dabei gehabt und sei als Ökoterrorist eingestuft worden. Für den jungen Reisenden war das jedoch kein Grund zum Aufgeben. Mit einem von seinem Vater gefaxten Empfehlungsschreiben der Unesco nahm er die bürokratischen Hürden und ergatterte sogar noch einen Interviewtermin bei der Staatspräsidentin. Die so am eigenen Leib erfahrene Zähigkeit und Ausdauer sind für ihn der Motor seines weiteren Lebens.

Heute auf der ganzen Welt unterwegs

Er hat sie sogar zum Beruf gemacht. Als Coach ist er nach eigenen Worten auf der ganzen Welt unterwegs, um Managern zu helfen und "mehr von dieser inneren Kraft", dieser psychischen Widerstandsfähigkeit zu vermitteln. Auf seine Rad-Spenden-Touren begibt er sich vollkommen überzeugt davon, dass Grenzen nur in den Köpfen der Menschen entstehen und es daher möglich sei, sie zu überwinden. Auch dieses Mal galt es seiner Schilderung nach, einige Hindernisse zu überstehen.

Mit nur sieben Kilogramm Gepäck unterwegs

Ohne vorhergehendes intensives Training stellte sich Drath der 18-tägigen Herausforderung auf seinem Rennrad mit sieben Kilo Gepäck. "Ich wollte zeigen, dass das eigentlich für jeden machbar ist." Drei Beinahe-Stürze auf Rollsplitt hat er unbeschadet überstanden. Den gerissenen Schaltzug an seinem Rad auf dem Gebirgspass Stilfser Joch konnte er dank eines netten, italienischen Mechanikers schnell reparieren lassen. Überhaupt habe er unterwegs "sehr, sehr schöne Begegnungen mit Menschen jenseits des Tourismus gehabt". Ein weiterer Vorteil des allein auf sich gestellt Seins, findet Drath.

Eine Reise zu sich selbst

"Jede Zis-Reise ist eine Reise zu sich selbst", unterstreicht der Psychotherapeut. Er habe dabei am meisten über sich selbst gelernt. Diese Erfahrung will er möglichst vielen jungen Leuten mit auf den Weg geben. Im vergangenen Jahr erradelte er schon 15 600 Euro. In diesem Jahr sollen es mehr als doppelt so viel werden. Spenden laufen über ein Treuhandkonto der Organisation.

Informationen zur Reise, zu Spendenmöglichkeiten und einen Link zu Zis gibt es im Internet: www.betterplace.org/p57260