Wie in einem Kaleidoskop durch Drehen immer wieder neue Muster entstehen, so haben die Trauerreden auf den am 26. Januar verstorbenen Burgherren am Samstagmittag immer wieder neue Facetten von Vinzenz Naeßl-Doms zutage gebracht.
"Mein Papa war ein besonderer Mensch, wie es ihn nicht noch einmal gibt", sagte Sohn Maurits im Anschluss an das traditionell-feierliche Requiem mit Gesang und Orgelspiel, das von Pater Michael des Priorats Birnau zelebriert wurde. Es sei nicht leicht, ja, schier unmöglich, ihn allumfassend zu charakterisieren. Gemeinsam mit seiner Schwester Laura zeichnete Maurits mithilfe ganz privater Anekdoten ein vielschichtiges Bild der starken Persönlichkeit seines Vaters.
Die mehren Hundert Trauergäste hörten von einem "liebevollen Vater", einem "Macher" oder einem "Genussmenschen, der in vollen Zügen gelebt hat". Das "durchaus direkte und stattliche Auftreten" von Vinzenz Naeßl-Doms habe ihm sogleich Respekt eingebracht und sich den Menschen sogleich eingeprägt. Das habe vielleicht nicht immer jedem gefallen. Doch: "Hinter seiner rauen Schale verbarg sich ein weicher Kern", stellte Maurits die freundliche Seite seines Vaters heraus. Nach außen oft streng wirkend, sei der "freiheitsliebende Mensch" daheim und auf Familienreisen mit dem Wohnmobil liebevoll und voller Einfälle gewesen. Am Ende eines jeden Ausflugs habe ein interessanter Museumsbesuch gestanden. Dass es öfter einmal ein Eisenbahnmuseum war, oder dass der technikbegeisterte Naeßl-Doms die oft technischen Geburtstagsgeschenke für seine Kinder vorab ausgiebig selbst ausprobierte, erzählten die Geschwister trotz ihrer Trauer mit einem Augenzwinkern.
Ihr Papa, sei "in jeder Hinsicht ein Macher" gewesen, betonten sie. Jegliche Idee sei gleich in die Tat umgesetzt worden.

Der Bruder des Verstorbenen, Florian Doms, wies die Trauergemeinde auf die große Wende im Leben von Vinzenz Naeßl-Doms hin. Adoptiert von der letzten Burgerbin habe er mit gerade einmal 21 Jahren die Verantwortung für die Meersburg übernommen und sie sukzessive zu einer lebendigen Burg entwickelt, inklusive zahlreicher, kultureller Highlights.
"Geschichte erlebbar machen für Jedermann", sei sein erklärtes Ziel gewesen, 40 Jahre lang bis zum Tag seines Ablebens. Davon zeigte sich Trauerredner Peter Schmidt überzeugt, der an Stelle des ebenfalls anwesenden Bürgermeister Robert Scherer die Trauergedanken für die Stadt formulierte. Schmidt erinnerte an den Mut des jungen Burgherren und seine anfänglich "legendären Abseilaktionen" entlang der ältesten, bewohnten Burg Deutschlands. "Er brannte damals vor Ideen, Visionen und Tatkraft." Zu Beginn seien seine Einfälle nicht immer gleich auf Gegenliebe gestoßen, doch heute gehörten der begehbare Dagobertsturm, das Burgcafé oder der Lebensmittelladen in der Altstadt wie selbstverständlich zur Stadt. Nicht nur als großer Arbeitgeber, sondern auch als "Mäzen und Gönner" sei Doms aufgetreten und habe Kindergarten, Knabenmusik oder Feuerwehr gesponsert. "Die Stadt Meersburg verliert einen facettenreichen und tatkräftigen Menschen", sagte Schmidt, bevor eine Abordnung der Feuerwehr Naeßl-Doms auf dem Weg zu seiner letzten Ruhestätte geleitete.