Nach nur einem Probeabend wurde es für Patrick Werner ernst: Gemeinsam mit 53 Einsatzkräften von Feuerwehr und Rotem Kreuz sah er sich mit der Aufgabe konfrontiert, Menschen aus einem brennenden Haus zu retten. Glücklicherweise war dies nur eine Übung – aber eine ganz besondere: Kommandant Dagobert Heß hatte die diesjährige Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr unter ein spezielles Motto gestellt: "Feuerwehr sehen und erleben". Er wollte mit seinen Kameraden die Übung zur Mitgliederrekrutierung nutzen. So nahmen drei Bürger im Einsatzanzug teil, die streng genommen noch keine Feuerwehrleute waren.
Einer von ihnen war Patrick Werner. "Ich habe schon länger versucht, ihn für uns zu gewinnen. Aber nach einer Zeit hatte ich es aufgegeben", erzählt Heß über seinen Nachbarn. Doch hatte er Werner einen Wurm ins Ohr gesetzt. Denn kurz vor der Jahreshauptübung kam er von sich aus auf den Kommandanten zu. "Es hatte einfach nicht gepasst, es war zu früh mich", sagt Werner. Erst wollte er das Haus zu Ende bauen und die Außenanlagen herrichten, bevor er Verantwortung bei der Feuerwehr übernahm.

Vielleicht hatte den letztendlichen Ausschlag die Kampagne gegeben, die die Wehr in den Wochen vor ihrer Jahreshauptübung in der Gemeinde fuhr. Mit Postwurfsendungen und über das Gemeindeblatt suchten sie nach neuen Kameraden. Begleitet wurde die Kampagne über die Sozialen Medien. "Wir bieten die Chance, dass Du selbst bei unserer Jahreshauptübung aktiv mitmachen kannst", hieß es im Werbetext.
An einem Probeabend konnte sich Patrick Werner mit der Kleidung vertraut machen. Etwa acht Kilogramm wiegt die einfache Einsatzkleidung. Für die Atemschutzgeräteträger würden noch einmal 25 Kilogramm hinzukommen. Am Samstag schließlich beteiligte er sich schließlich an der vermeintlichen Menschenrettung über eine Leiter – und zog ein positives Fazit nach der Übung: "War ganz gut. Es hat alles geklappt. Ich bin ganz zufrieden."

Auch Kommandant Heß kann zufrieden sein, schließlich will Patrick Werner bei der Feuerwehr bleiben. Für den 40-Jährigen beginnt Anfang kommenden Jahres die 70-stündige Grundausbildung. Erst nach deren erfolgreichen Abschluss darf Werner auf einen realen Einsatz. Der nächste Schritt wäre dann die Sprechfunkausbildung mit weiteren 16 Stunden. Da Werner bei der Bundeswehr den großen LKW-Führerschein gemacht hat, und als Ingenieur sehr technikaffin ist, sieht er sich bei der Feuerwehr als Maschinist. Dafür würden weitere 35 Stunden anfallen, für die er seine Freizeit opfern müsste. Für den passionierten Segler kein Problem, solange er sein Hobby mit seiner Familie weiterhin ausüben kann.
"Ich weiß auch, dass Patrick den Pilotenschein hat, wir könnten endlich ein Löschflugzeug anschaffen", scherzt Kommandant Heß, wissend dass er dieses Jahr ein sehr erfolgreiches Jahr hinsichtlich der Rekrutierung hat. Mit Werner schickt er fünf weitere neue Aktive zur Grundausbildung und zwei fertig ausgebildete Feuerwehrmänner sind zudem nach Stetten gezogen.
Nach 14 Minuten war der Einsatz erfolgreich beendet
Viele Bürger säumten den Gehweg gegenüber des Anwesens in der Stettener Kirchstraße, als der Löschzug mit Martinshorn und Blaulicht vorfuhr. Unter fachkundiger Moderation von Dagobert Heß, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, konnten sie die Jahreshauptübung hautnah miterleben. Die Umsetzung der Übungsannahme "F2 – Brand – Menschen in Gefahr" sollte Peter Schörkhuber, stellvertretender Kreisbrandmeister und Aufsichtsperson der Übung, bei der späteren Manöverkritik als "realitätsnah bezeichnen".

Einsatzleiter Thomas Hopp sah sich mit der Aufgabe konfrontiert, dass in einem Mehrfamilienhaus im Keller durch einen technischen Defekt ein Wäschetrockner in Brand geraten war, und das Treppenhaus für die Bewohner durch die entstandene Rauchentwicklung versperrt blieb. Die Einsatzkräfte gingen zur Brandbekämpfung und Menschenrettung mit Atemschutz ins Gebäude. Die Bewohner, die auf die Balkone geflüchtet waren, wurden mit Stellleitern gerettet. Die Rettung der Personen aus dem Dachgeschoss erfolgte mit Hilfe der Meersburger Drehleiter. 14 Minuten nach Ankunft war der Einsatz beendet. Insgesamt waren 54 Einsatzkräften von Feuerwehr und Rotem Kreuz im Einsatz.

Im Anschluss an die Übung der Aktiven, demonstrierte die Jugendfeuerwehr ihr Können. Sie stellten die Wasserversorgung sicher und retteten eine Person mit einer Leiter aus dem ersten Obergeschoss. Die Feuerwehrzwerge bekamen von Schörkhuber und Heß viel Lob für ihre Übung. Am Ende der Übung durften dann die kleinsten Zuschauer im Löschfahrzeug Platz nehmen.

Kommandant Heß will mehr Frauen in die Wehr locken

Wie haben Sie es geschafft, gleich fünf neue Feuerwehrleute zu gewinnen?
Wir haben die möglichen Leute direkt angesprochen. Die ganze Aktion wurde von einer Printkampagne und in den Sozialen Medien begleitet.
Welche besondere Maßnahme haben Sie noch in petto?
Wir wollen eine Kleinkindbetreuung während den Einsätzen für unsere Feuerwehrfrauen einrichten. Unsere gut ausgebildeten Feuerwehrfrauen, die zu Hause sind und ihre Kinder versorgen, könnten sonst nicht in den Einsatz. Besonders tagsüber benötigen wir jede einzelne Einsatzkraft. Aber ein sofort umsetzbares Konzept gibt es noch nicht. Wir diskutieren in der Gemeinde mit vielen.
Sie haben noch eine beispielhafte Jugendfeuerwehr.
Auf die sind wir sehr stolz. Aktuell engagieren sich 14 Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren. Kommendes Jahr haben drei die Altersgrenze erreicht und beginnen die Grundausbildung für den aktiven Dienst.