50 Jahre Aktion Ferienspiele steht im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die am Donnerstag, 5. September, im Ulrich 5 stattfindet. Hier sollen sich aktive und ehemalige Betreuer austauschen, so der Wunsch von Claudius Beck, der für das Programm verantwortlich ist. Claudius Beck gehört aber auch zu den Gründern der Ferienspiele im Jahr 1974, wenn auch damals eher unbewusst. „Die Ferienspiele waren eine Eröffnung des Spielplatzes an der Breslauer Straße“, sagt Beck. Zwei Jahre – 1972 – zuvor hatten sich die Junge Union Markdorf und die Katholische Junge Gemeinde Markdorf (KJG), unter ihnen Beck und Christiane Oßwald im Leitungsteam, zu einer Aktionsgemeinschaft Kinderspielplatz zusammengeschlossen.

2 Jahre Bauzeit für Spielplatz an der Breslauer Straße

Die Stadt stellte das Gelände an der Breslauer Straße zu Verfügung, übernahm die Kosten und stellte das Material bereit. Mit vielen Helfern wurde der Spielplatz in insgesamt 3500 Stunden freiwilliger Arbeit gebaut. Die Eröffnung sollte dann groß gefeiert werden. Angeregt durch Veröffentlichungen über große Spielaktionen in Frankfurt und Dortmund wollte die sehr engagierte KJG-Gruppe so etwas auch in Markdorf auf die Beine stellen. Die erste Aktion Ferienspiele wurde von 16. bis 24. August 1974 aus der Taufe gehoben. „Wir haben nie etwas klein gemacht“, sagt Oßwald und lacht.

Ein Teil des Leitungsteams der ersten Ferienspiele. Mit dabei Isabella Flury, Birgit Hug, Christiane Oßwald, Claudia Rid, Ingrid ...
Ein Teil des Leitungsteams der ersten Ferienspiele. Mit dabei Isabella Flury, Birgit Hug, Christiane Oßwald, Claudia Rid, Ingrid Herrnberger, Roland Neubert, Ewald Graf, Norbert Beck, Fulko Rid, Claudius Beck und viele mehr. Bilder: Archiv Claudius Beck | Bild: unbekannt

Verschiedene Aktionen, um Finanzierung sicher zu stellen

Um die Finanzierung sicher zu stellen, wurden im Vorfeld unter anderem ein Malwettbewerb und ein 24-Stunden-Lauf initiiert. „Der wurde aber nach elf Stunden abgebrochen, weil keiner mehr Lust hatte“, so Claudius Beck. Es wurden Buttons mit einem Logo verkauft. Die Kinderzeitung „Runkelrübe“ wurde gestartet und ein KJG-Magazin „Dabei“ mit einer 60-seitigen Sonderausgabe gedruckt. „Das war schon enorm, was wir da an Zeit investiert haben“, sagt Beck. Bereits vor den Ferienspielen war die KJG zwei Wochen mit über 100 Kindern zwei Wochen in Südtirol gewesen und anschließend zehn Tage auf einer Jugendfreizeit in der Schweiz. Angebote für daheimgebliebene Kinder habe es damals laut Beck noch nicht gegeben.

Wilde Zeiten: Bei den ersten Ferienspielen wurde ein ausrangierter Pritschenwagen von der Jugend zerlegt.
Wilde Zeiten: Bei den ersten Ferienspielen wurde ein ausrangierter Pritschenwagen von der Jugend zerlegt. | Bild: unbekannt

Die Ferienspiele wurden ein voller Erfolg. Bis zu 200 Kinder im Alter von vier bis 15 Jahren hielten sich täglich auf dem Gelände und in einem extra angemieteten 20-Meter-Rundzelt auf. Es wurde gespielt, gebaut, gebastelt, musiziert, Theater gespielt, gehämmert, gesägt, Filme geschaut. Die Kinder suchten sich ihre Beschäftigung selber aus, rund 16 Betreuer kümmerten sich um das Angebot. „Das war eine wilde Zeit“, erinnern sich Oßwald und Beck und blicken auf ein Foto, auf dem ein alter Pritschenwagen abgebildet ist. „Der hat die neun Tage nicht überlebt“, sagt Christiane Oßwald.

Nach Beendigung habe man die Ferienspiele nicht mehr richtig weiterverfolgt. Der Spielplatz wurde zum Problem, denn plötzlich musste eine Baugenehmigung her. „Das Gelände war monatelang geschlossen“, sagt Claudius Beck. „Es begann der Rückbau“, fügt Christiane Oßwald hinzu und erinnert sich daran, dass beispielsweise ein Turm für Ärger gesorgt hatte. Er sei zu hoch gebaut gewesen und die Anwohner hätten sich darüber beschwert, dass die Kinder in ihre Wohnzimmer schauen konnten. „Es hat Monate gedauert, bis alles wieder in ruhigen Bahnen verlief“, so Beck.

Die Kinder hatten ihren Spaß mit den Reifen, mit denen sie einen Hang herunterrutschen konnten.
Die Kinder hatten ihren Spaß mit den Reifen, mit denen sie einen Hang herunterrutschen konnten. | Bild: Claudius Beck

Zweite Ferienspiel im Jahr 1976

1976 organisierte die KJG-Gruppe noch ein weiteres Mal die Ferienspiele – allerdings nur zwei Tage lang in den Pfingstferien. „Anschließend haben wir dann irgendwie das Interesse verloren, viele sind zum Studieren weggezogen“, erklärt Christiane Oßwald.

20 Jahre später – schätzungsweise 1994 – begann dann unter dem damaligen städtischen Jugendbeauftragten Wolfgang Butschan eine neue Ära der Ferienspiele. Claudius Beck würde sich freuen, wenn zu der Veranstaltung jemand käme, der weiß, ob und welche Angebote es in den 80er Jahren gegeben hat. Beim städtischen Jugendreferat liegen dazu keine Unterlagen vor, die KJG-Gruppe hat sich irgendwann aufgelöst.