Markdorf – Der Beifall hält an. Das Publikum klatscht sehr viel länger, als dies sonst bei offiziellen Veranstaltungen üblich ist. Ganz offensichtlich soll da etwas mehr gewürdigt werden als nur eine Leistung – auch wenn die in großem Umfang und über einen langen Zeitraum erbracht worden ist.

Die Ittendorfer applaudieren ihrem ehemaligen Ortsvorsteher Bernhard Grafmüller. Eben noch hat er sich in seiner Abschiedsrede bei ihnen für das Vertrauen bedankt, das sie ihm wiederholt bei Ortschafts- und Gemeinderatswahlen geschenkt haben. Nun soll der Beifall der Bürger wohl auch deren Dank ausdrücken. Und vermutlich ist nicht wenigen im Publikum jetzt erst aufgegangen, wie viel Bernhard Grafmüller während seiner achtjährigen Amtszeit als Ortsvorsteher und seiner fünf Jahre im Markdorfer Gemeinderat für den Ortsteil erreicht hat. Denn seine Sache war es sicherlich nicht, die eigenen Verdienste öffentlich zu machen. Das holte dafür Bürgermeister Georg Riedmann nach, der skizzierte, mit welch großer Beharrlichkeit sich Grafmüller wieder und wieder für die Interessen der Ittendorfer eingesetzt habe.

Eine Erfolgsgeschichte

Der Ittendorfer Musikverein sorgte im Bürgerhaus für den musikalischen Rahmen. Als wollte er den Titel des ersten Stücks – er lautete „The Story“, die Geschichte – aufgreifen, erzählte Riedmann eine Erfolgsgeschichte. Er schilderte, wie der Neubürger aus Nordrhein-Westfalen sich in seiner neuen Wohnumgebung integriert. Der promovierte Elektrotechniker aus der Ruhrgebietsmetropole Essen bringt sich mehr und mehr im dörflichen Ittendorf ein. Und heute, nach 35 Jahren hier, „ist Ittendorf längst zu seiner Heimat geworden“. Eine Heimat, für deren Erhalt Grafmüller regelrecht gekämpft habe. In der örtlichen Verkehrsinitiative, die sich gegen die für den Ortsteil verheerenden Folgen des Bundesstraßenausbaus gewehrt habe. Dies – wie es inzwischen scheine, so merkte Riedmann vorsichtig an –, womöglich sogar mit einem gewissen Erfolg. Schließlich stehe die Trassenführung der Bundesstraße unterdessen zur Prüfung an.

Der Bürgermeister verwies auf weitere Erfolge, an denen Grafmüller mitgewirkt habe: die Kreisstraße nach Ittendorf etwa, vor allem aber den Dorfentwicklungsplan. Der Beginn der Arbeiten für dessen Start-Projekt, den neuen Dorfplatz, sei abzusehen. Außerdem dürften die Ittendorfer hoffen, mit dem Dorfentwicklungsplan eine Richtschnur für die künftigen baulichen Entwicklungen in die Hände bekommen. Keinen Erfolg konnte der Bürgermeister bei der Wasserversorgung vermelden. Da habe es an Fördermittelzusagen gefehlt. Auf dem Algemarin-Gelände immerhin zeichnen sich neue Ideen ab. Dennoch stünde dort die Entwicklung immer noch „ein Stück weit in den Sternen“, erklärte Riedmann.

Vertrauensvolle Zusammenarbeit

„Große Bescheidenheit, Disziplin und Einsatzbereitschaft“ attestierte Bürgermeister Riedmann Bernhard Grafmüller. Er bedankte sich für die „vertrauensvolle Zusammenarbeit“. Und Riedmann hob hervor, sie erfolgreich Ortsvorsteher Grafmüller bei der keineswegs leichten Aufgabe gewesen ist, bei kleineren Reibereien zu schlichten. Dank seiner vermittelnden Art haben sich sämtliche Misshelligkeiten stets wieder ausräumen lassen. Eine besondere Begabung zum Ausgleich, darüber hinaus aber auch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, hob auch Thomas Braun, lange Zeit Stellvertreter Grafmüllers, hervor. Allem Streit zum Trotz habe man sich im Anschluss an die Sitzung, „bei einem Kaltgetränk im El Paese doch immer wieder in die Augen schauen können“. Er möchte seine „Zeit als Ortsvorsteher auf gar keinen Fall vermissen“, erklärte Bernhard Grafmüller. Gleichwohl sei es für ihn, den 69-Jährigen, an der Zeit, zurückzutreten. „Damit Jüngere die Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft Ittendorfs in ihre Hände nehmen können.“ Seinem Nachfolger, Simon Pfluger, wünschte Grafmüller, dass er jederzeit, „die richtigen Argumente finden und die richtigen Entscheidungen treffen“ könne.

Auch Thomas Braun wurde von Bürgermeister Riedmann verabschiedet. Seit 1999 habe sich der gelernte Weinbaufachwirt und Obstbaulandwirt in der Kommunalpolitik engagiert. Beispielhaft für Vieles nannte Riedmann Braun einen überaus hilfreichen Berater bei der Umstrukturierung städtischen Weinbaubetriebs. In Anerkennung für seine Verdienste überreichte der Bürgermeister Thomas Braun Urkunde, Ehrenstehle und Ehrennadel des Gemeindetags für 25-jähriges kommunalpolitisches Engagement.