Im Januar war der 60-Jährige im Ruwenzori-Gebirge in Uganda unterwegs. Bevor es allerdings auf den achttägigen Trekking-Trail ging, machte er einen Zwischenstopp im ruandischen Vulkan-Nationalpark. "Ich wollte mich auf die Spuren von Dian Fossey begeben, den Berggorillas einen Besuch abstatten und dadurch einen Beitrag zu deren Schutz leisten", berichtet Baumgärtner nach seiner Rückkehr.
600 Berggorillas leben in dem Nationalpark
Die Erlaubnis für den Eintritt hatte er bereits von Deutschland aus über eine ruandische Agentur beantragt. Von den rund 600 im Vulkan-Nationalpark in 41 sozialen Einheiten lebenden Berggorillas wurden über Jahrzehnte vier Gruppen an Besucher gewöhnt.
"Ich wurde für die über eine mäßig schwierige Wanderung erreichbare Sabyinyo-Gruppe eingeteilt. Sie lebt zwischen Mount Sabyinyo und Mount Gahinga", erinnert sich Baumgärtner. Die Besuche bei den Berggorillas werden von den Rangern so gelegt, dass man sie zur Mittagszeit sieht, da sie dann in Ruhe fressen oder sich gegenseitig säubern, und die Jungtiere die Pause zum Spielen nutzen.

Gorillas haben keinen Appetit auf Fleisch
Der Führer der Gruppe, Feresian, erklärte mit einem Augenzwinkern, dass Gorillas reine Pflanzenfresser sind und daher keinen Appetit auf Fleisch, auch kein menschliches, haben. "Ein Ranger hatte ein Gewehr dabei, aber nicht für die Gorillas, sondern um eventuell Büffel oder Elefanten durch Warnschüsse zu verjagen", so Baumgärtner.
Die Hänge des Mount Sabyinyo liegen auf einer Höhe von rund 2500 bis 2600 Meter. Spätestens da sei jeden Teilnehmer klar geworden, warum die Parkführer auf körperliche Fitness und Kondition Wert legten. Mit Hilfe von Funkgeräten verständigten sich die Führer mit den vorauseilenden Fährtensuchern.
Ansonsten versuchten sie, ihre Gäste – mit Pausen zum Durchatmen – durch Bambuswälder und dorniges Gestrüpp weiter den Berg hinauf zu bringen. "Das Dickicht war auch der Grund, warum man dicke Hosen und Handschuhe tragen sollte", erzählt der Markdorfer.
Richtiges Verhalten wichtig
Bevor man auf die Gorillas traf, gab der Führer Anweisungen zum richtigen Verhalten. "Wir lernten auch ein paar Grunzlaute, die die Gorillas besänftigen sollten", so Baumgärtner. Wenn Gorillas auf einen zukommen, gilt es, Ruhe zu bewahren und den Tieren aus dem Weg zu gehen. Falls das alles nichts hilft, bleibt nur, die Arme über dem Kopf zu verschränken und sich unterwürfig auf den Boden zu kauern.
Früher hatten Gorillas ein „King-Kong"-Image. Doch sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass Gorillas friedliche Tiere sind. Zeichen von Gewalt und Angriff sind meist nur Bluffs, um sich Respekt zu verschaffen. Bisher hat es keine Unfälle mit Gorillas gegeben, dennoch sollte man sich immer ruhig verhalten und den Anweisungen der Ranger Folge leisten. "Angst hatte ich keine, einfach nur Respekt", berichtet der Markdorfer.
Den ersten Gorilla, den Reinhard Baumgärtner zu Gesicht bekam, war eines der jungen Männchen oder "Schwarzrücken", die in der Umgebung der Gruppe „patrouillieren". Dann traf er auf „Silberrücken“, so werden die geschlechtsreifen Gorillamänner genannt, und Mütter, die ihre Jungen auf dem Rücken trugen.
Markdorfer mittendrin im Familienleben
Einige waren beim Fressen, kletterten auf Büsche oder liefen umher. Ein Junges schaukelte an einer Liane. "Ich war plötzlich mitten drin im Familienleben der Gorillas – ein kaum zu beschreibendes Gefühl", so Baumgärtner, der die Tiere fast hätte berühren können. "Mir ist es dann aber wichtig, ein gutes Foto zu machen."
Der Kontakt mit den Berggorillas ist heute eines der großen Höhepunkte für Ostafrika-Besucher, auch wenn die Besuchserlaubnis 1500 US-Dollar (rund 1300 Euro) kostet. Aber man sollte laut Baumgärtner bedenken, dass das Geld in den Naturschutz eines Landes investiert wird, das zu den ärmsten der Welt zählt. Ruanda hat bemerkenswerte Erfolge beim Erhalt der Berggorillas erzielt.
Besuch im Bwindi-Nationalpark in Uganda geplant
Die Begegnung mit den Berggorillas war für den Markdorfer so beeindruckend, dass er nächstes Jahr mit seiner Frau der Population im Bwindi-Nationalpark in Uganda einen Besuch abstatten will. Die Kosten einer Besuchserlaubnis betragen hier „nur“ 600 US-Dollar (525 Euro) pro Person.
Dian Fossey
Dian Fossey war eine amerikanische Zoologin und Verhaltensforscherin, die sich der Erforschung des Verhaltens sowie dem Schutz der Berggorillas widmete. Sie wurde 1932 geboren und starb 1985 in Ruandas Vulkan-Nationalpark. „I've been accepted by a Gorilla" – es war ein kurzes Telegramm, das Dian Fossey 1967 an Louis Leakey sandte, den weltbekannten Paläo-Anthropologen und ihr „Projekt Manager" in Bezug auf ihre Berggorilla-Studien. Sie berichtete darin von einem unvergesslichen Ereignis. Peanut, ein junges Männchen, schaute ihr direkt in die Augen, bevor es sich entschloss, weiter zu fressen. Von den Erlebnissen, an die sie sich nach 13 Jahren Forschung am liebsten erinnerte, gehört dieser Moment zu ihren ergreifendsten. Diese faszinierende Begegnung zwischen Mensch und Tier lockt auch heute Naturliebhaber in Ruandas Vulkan-Nationalpark iim Gebiet der Virunga-Vulkane, der durch Dian Fosseys Artikel im Magazin National Geographic und ihr Buch „Gorillas im Nebel" weltberühmt wurde. Das Buch wurde auch verfilmt.