Dicke Luft? Zuviel Feinstaub? Nicht so im Höhenluftkurort, der dieses Prädikat nun für weitere zehn Jahre tragen darf. Bei einer Besichtigungsfahrt zu derzeit laufenden Projekten der Gemeinde Heiligenberg, hatte Bürgermeister Frank Amann die Überraschung mitgebacht: Das Prädikat „Staatlich anerkannter Luftkurort“ wurde nach einer einjährigen Messreihe wieder erteilt.
Amann: „Das ermöglicht uns weiterhin, Zuschüsse aus der Tourismusförderung zu beantragen, die wir ohne das Prädikat nicht bekommen würden.“ Schon die Altgemeinde Heiligenberg wurde 1951 ausgezeichnet. Damals gab es noch eine Reha-Einrichtung für Menschen mit Atemwegserkrankungen. Die ist schon länger aufgegeben und in eine Seniorenresidenz umgewandelt. Geblieben ist die gute Luft, die seit 1971 auch für die neue Gemeinde festgestellt wurde.
Alle zehn Jahre muss erneut gemessen werden
Für die Güte der Luft sind alle zehn Jahre Luftqualitätsmessungen vorgeschrieben, bei denen Grob- und Feinstaub- sowie Stickstoffdioxidkonzentrationen in der Luft bestimmt werden. Diese obligatorische Messung wird aktuell vom Deutschen Wetterdienst (DWD) vorgenommen. Dafür wurden ein Jahr lang an zwei Standorten in Heiligenberg Messungen durchgeführt. Die Standortauswahl richtete sich dabei nach üblichen Aufenthaltsorten von Touristen. Um die Bandbreite möglicher Belastungen gut abzubilden, wurde ein Standort mit möglichst geringer Belastung und ein Standort mit voraussichtlich erhöhter Belastung der Luft ausgewählt.

Auf dem Gelände des Freibads wurden Grobstaub und Stickstoffdioxid gemessen, an der Ortsdurchfahrt (Landesstraße 201) wurde zusätzlich zu Grobstaub und Stickstoffdioxid noch die Feinstaubkonzentration ermittelt. Die Messreihen wurden im November 2020 gestartet. Das gesamte Verfahren hat die Gemeinde 7000 Euro gekostet. Für die Gemeinderäte „ein gut angelegtes Geld“, wie mehrfach betont wurde.
Belastungsniveau als kurortüblich eingestuft
Das Belastungsniveau der untersuchten Luftbeimengungen war in Heiligenberg laut Gutachten insgesamt kurortüblich. Es ließen sich zum Teil typische Unterschiede im Jahresverlauf der partikel- und gasförmigen Luftbeimengungen feststellen, die sowohl auf anthropogene (vom Menschen verursacht) als auch meteorologische Ursachen zurückzuführen sind: Bei Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ruß im Feinstaub wurden höhere Konzentrationen vor allem im Winter und bei austauscharmen Wetterlagen gemessen. Höhere Konzentrationen von Feinstaub wurden zeitweise auch im Frühjahr bei dominierendem Hochdruckeinfluss gemessen. Im Fall von Grobstaub traten ebenfalls im Frühjahr bei deutlich zu trockener Witterung vergleichsweise hohe Konzentrationen auf. Ferner wurden im Sommer und Frühherbst höhere Konzentrationen gemessen.
Grobstaub (opak), der primär auf den Verkehr (Reifen- und Bremsabrieb) zurückgeführt werden kann, wies eine normale Konzentration auf. Der Anteil opaker Partikel an der Grobstaub(gesamt)-Konzentration lag hier bei rund 20 Prozent‚ üblich für einen Kurort wären etwa 30 Prozent. Im Kurgebiet lag der Anteil opaker Partikel bei etwa 14 Prozent‚ was auf einen gewissen Verkehrseinfluss hindeutet. Es befindet sich dort auch der Großparkplatz beim Freibad.
Maximal zulässige Überschreitungen eingehalten
Im gesamten Messzeitraum wurden die maximal zulässigen drei Überschreitungen des Kurzzeit-Richtwertes bei allen gemessenen Luftbeimengungen an beiden Messstellen ausnahmslos eingehalten, wie man im Gutachten nachlesen kann. Die mittleren Belastungswerte haben den jeweiligen Langzeit-Richtwert bei Weitem nicht erreicht. Im Kurgebiet ist die Belastung aller untersuchten Luftbeimengungen normal ausgefallen, mit Ausnahme von Stickstoffdioxid, das nur eine geringe Belastung verursachte. An der Messstelle im Verkehrszentrum Pfullendorfer Straße sind ebenfalls normale Belastungen gemessen worden, die Belastung durch Ruß im Feinstaub kann an dieser Messstelle sogar als gering eingestuft werden.