Es scheint ein verlockendes Angebot zu sein: Das Land Baden-Württemberg fördert die Anschaffung von Luftfiltergeräten und CO2-Sensoren an Schulen und Kindergärten. Der Hintergrund ist klar: Ansteckungen mit dem Coronavirus soll damit vorgebeugt werden.

Daher hat auch Immenstaad Mitte August einen entsprechenden Antrag eingereicht: für je 68 CO2-Sensoren und mobile Raumluftfiltergeräte. Profitieren sollten davon die Stephan-Brodmann-Grundschule sowie fünf kommunale Kinderbetreuungseinrichtungen. Diese können, entsprechend der Förderbedingungen, Kindern bis 12 Jahren zur Verfügung gestellt werden. Doch warum verzichtet die Gemeinde nun auf die Luftfilter – und beschafft nur die Sensoren?

Absage trotz Förderung

An der Förderungszusage fehlt es nicht. Am 20. September ging eine Bestätigung bei der Verwaltung ein, entsprechende Mittel seien reserviert. Allerdings: Auch an Immenstaad bleiben Kosten hängen. In einer Beschlussvorlage des Gemeinderats ist zu lesen, dass zwar 168.300 Euro des Landes für Luftfilter zur Verfügung stünden – das entspricht einer Förderquote von 50 Prozent. Immenstaad müsste also den Rest tragen. Auch mit Folgekosten rechnet die Gemeinde. Insgesamt setzt sie für den Betrieb der Filter 45.826 Euro an. Sind die Kosten also zu hoch für den Schutz der Kinder?

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Ganz so einfach ist es nicht. Vielmehr debattierten die Ratsmitglieder vergangenen Montagabend darüber, wie gut sich die Geräte in der Praxis bewähren. Bürgermeister Johannes Henne (CDU) betonte, ein Austausch mit dem Rektor der örtlichen Stephan-Brodmann-Schule habe ergeben, dass dieser die Kosten-Nutzen-Relation als nicht ausgewogen ansehe – sowie auch die Effektivität der mobilen Raumluftfiltergeräte infrage gestellt habe. Ihm selbst, so Henne, sei schon zu Ohren gekommen, dass die Geräte sehr laut seien.

Auch Lisa Müller (FW), selbst Lehrerin an der Bodensee-Schule in Friedrichshafen, betonte bei der Ratssitzung: „Ich denke, das kann man sich sparen.“ Auch sie habe davon gehört, dass die Geräte nicht gerade leise seien. Daher liefen die Filter meist nicht auf höchster Stufe – was wiederum zu einer mangelhaften Luftreinigung führe. Räume müssten also dennoch ausreichend gelüftet werden.

Lisa Müller (FW), selbst Lehrerin an der Bodensee-Schule in Friedrichshafen: „Ich denke, das kann man sich sparen.“
Lisa Müller (FW), selbst Lehrerin an der Bodensee-Schule in Friedrichshafen: „Ich denke, das kann man sich sparen.“ | Bild: Archiv

Mangelnde Nachhaltigkeit?

Eine weitere Rolle bei den Überlegungen spielte im Rat die geplante Sanierung der Stephan-Brodmann-Schule, in deren Zuge fest installierte raumlufttechnische Anlagen eingebaut werden sollen. Mobile Luftfilter, über die nun die Entscheidung anstand, können später nicht als fest installierte Elemente genutzt werden: Neue Geräte wären also fällig. „Solche Teile zu kaufen, ist nicht nachhaltig“, sagte daher etwa Martin Gomeringer (Grüne). Den Vorschlag seines Parteikollegen Sven Volk, schon jetzt Geräte zu beschaffen, die später in den neuen Klassen installiert werden könnten, wies Ortsbaumeister Ulrich Kohler als nicht durchführbar zurück.

Letztlich teilte der gesamte Rat die Ansicht, dass die Anschaffung der Filter wenig Sinn ergibt. Die Entscheidung, auf die Anschaffung der Geräte zu verzichten, fiel daher einstimmig. Betroffen von der getroffenen Entscheidung sind auch die fünf kommunalen Kinderbetreuungen. Die Anschaffung von CO2-Sensoren wurde indes beschlossen. Diese Geräte zeigen an, wenn Räume wieder gelüftet werden müssen. Bei der Abstimmung über die Sensoren gab es zwei Gegenstimmen. Sie kamen von Lisa Müller (FW) und ihrem Fraktionskollegen Hubert Langenstein.