Der Karlsruher Energiekonzern EnBW soll demnächst von Andreas Schell, dem bisherigen Chef des Großmotorenherstellers Rolls-Royce Power Systems (RRPS) mit Hauptsitz in Friedrichshafen, geführt werden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Kreisen des EnBW-Aufsichtsrats. Der 52-jährige Manager soll damit auf Frank Mastiaux folgen, der den drittgrößten Versorger in Deutschland Ende September nach zehn Jahren wie schon angekündigt verlassen wird.

RRPS kommentiert die Personalie nicht

In der Findungskommission des Aufsichtsrats haben sich die beiden großen Anteilseigner, das Land Baden-Württemberg und der kommunale Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW), schon auf Schell verständigt, erfuhr die dpa. Am Donnerstag soll der Aufsichtsrat die Personalie offiziell beschließen, das gilt als Formsache. EnBW-Aufsichtsratschef Lutz Feldmann und auch Rolls-Royce Power Systems wollten die Personalie auf Anfrage nicht kommentieren.

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Schell ist seit fünf Jahren Chef bei Rolls-Royce Power Systems. Erst im Januar wurde sein Vertrag vorzeitig bis 2025 verlängert. Der Maschinenbauingenieur hat in den 2000er Jahren für den damaligen Daimler-Chrysler-Konzern gearbeitet und sollte den US-Autobauer umstrukturieren. Nach der Insolvenz von Chrysler 2009 wechselte Schell zu dem früheren amerikanischen Luftfahrtkonzern UTC und war dort für die Digitalstrategie verantwortlich.

Schell ist Chef von etwa 9000 Mitarbeitern

Bei Rolls-Royce Power Systems ist er Chef von etwa 9000 Mitarbeitern. Unter der Marke MTU vertreibt das Unternehmen Motoren und Antriebssysteme für Schiffe, Energieerzeugung, schwere Land- und Schienenfahrzeuge, militärische Fahrzeuge sowie für die Öl- und Gasindustrie. Seit einer Strukturreform im April 2021 beschäftigt sich eine Sparte ausschließlich mit klimafreundlichen Produkten wie Antrieben mit Wasserstoff.

Schell ist Ausdauersportler: Der 52-Jährige beschreibt sich selbst als leidenschaftlichen Triathleten. Bei der EnBW muss er sich dauerhaft mit dem Einfluss der Politik auseinandersetzen. Das Unternehmen ist seit 2011 größtenteils im Besitz der öffentlichen Hand. Das Land Baden-Württemberg hält fast 47 Prozent an dem Konzern und dem Zusammenschluss OEW von neun oberschwäbischen Landkreisen gehören ebenfalls fast 47 Prozent. In dem Zweckverband sind die Kreise Alb-Donau, Biberach, Bodensee, Freudenstadt, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Sigmaringen und Zollernalb vertreten.

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