„Ich bitte Sie, sich für das Projekt zu entscheiden.“ Mit diesen Worten hat Jochen Hartschen, Leiter der Projektentwicklung bei Betz Bau, vor dem Gemeinderat für das Vorhaben seines Unternehmens plädiert. Konkret geht es dabei um das ehemalige Telekom-Areal in Friedrichshafen, auf dem künftig 89 Wohnungen entstehen sollen. Nach längerer Diskussion haben die Gemeinderäte den Weg für ein Bebauungsplanverfahren freigemacht. Kritiker des Projekts können im weiteren Verlauf noch Widerspruch gegen die Pläne einlegen.

Ein Hektar Fläche misst das ehemalige Telekom-Areal in der Müllerstraße in Jettenhausen, das mit einem Hochhaus und L-förmigen ...
Ein Hektar Fläche misst das ehemalige Telekom-Areal in der Müllerstraße in Jettenhausen, das mit einem Hochhaus und L-förmigen Wohnblöcken bebaut werden soll. Anwohner und Gemeinderäte fordern eine weitere Reduzierung der Höhe vom Bauträger. | Bild: Wienrich, Sabine

Warum Hartschen mit seiner Idee keine Begeisterungsstürme auslöst, hat mit der Vorgeschichte des Projekts zu tun. Im Jahr 2018 kaufte sein Arbeitgeber mit Sitz in Ravensburg das Häfler Gelände. Aus dem Gewerbegrundstück sollte ein „urbanes Mischgebiet“ entstehen – mit 129 Wohnungen, einer Kita und einem Café. Da bei zwei der insgesamt drei Gebäude noch Nutzungsverträge mit langer Dauer bestehen, sollten Haus A und B stehen bleiben und aufgestockt werden. Haus C sollte abgerissen werden. 2019 gab es einen Architektenwettbewerb. Doch was der Bauträger 2020 dem Ausschuss Planen, Bauen, Umwelt (PBU) vorstellte, wich vom Siegerentwurf ab.

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Weniger geförderte Wohnungen

Die veränderte Planung – ein Hochhaus und L-förmige Wohnblöcke, die wie Riegel wirkten – verärgerte viele Ausschussmitglieder. Waren einst 129 Wohnungen geplant, sind es jetzt nur noch 89. Satt ursprünglich 32 geförderten Wohnungen sollen es nur noch 22 sein. Die Menge der Parkplätze in der geplanten Tiefgarage wurde von 170 auf 119 reduziert. Das achtstöckige, hochhausartiges Gebäude im Nordwesten wird von vielen Nachbarn kritisch beäugt. Ein niedrigeres Gebäude ist laut Investor nicht rentabel.

Jochen Hartschen, Projektentwickler Betz Baupartner
Jochen Hartschen, Projektentwickler Betz Baupartner | Bild: Jochen Hartschen

Dementsprechend kontrovers debattierte der Gemeinderat Anfang der Woche. Philipp Fuhrmann (Netzwerk für Friedrichshafen) zu Hartschen: „Sie bitten, dass wir Ihnen heute grünes Licht geben. Doch Sie sagen, eine Reduzierung der Stockwerke kommt nicht infrage.“ Darauf der Projektleiter: „Wenn eines der Fachgutachten ergibt, dass die Nachbarn in ihren Rechten verletzt werden, werden wir umplanen müssen.“

Pro und Kontra

Martin Baur (CDU) argumentierte: „Unser Ziel ist es, Wohnraum zu schaffen. Nicht um jeden Preis. Aber ohne Bebauung in der Nachbarschaft kann das nicht realisiert werden.“ Auch Ulrich Heliosch (Grüne) argumentierte für das Projekt. „Wir werden mehrheitlich zustimmen. Die offenen Fragestellungen müssen im weiteren Verfahren aufgearbeitet werden.“

Rudi Krafcsik (SPD) ist nicht begeistert von den Bauplänen. „Wir können nicht die Anwohner im Osten dafür büßen lassen, dass der Vorhabensträger seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.“ Auch auf der Nordseite des Areals gebe es Konflikte: In den Plänen sind zum Lärmschutz nicht zu öffnende Fenster geplant und eine Glaswand. „Das hat doch mit guter Architektur nichts zu tun.“

Jochen Meschenmoser (FW) verwies auf die Wohnungsnot in Friedrichshafen, auch Peter Stojanoff (FDP) machte diesen Punkt deutlich. Marion Morcher (ÖDP) monierte: „Eigentlich müssten wir begeistert zustimmen. Aber es gibt viele Unstimmigkeiten.“ Die Abstimmung fiel denkbar knapp aus, bei 20 Befürwortern, 15 Gegnern und einer Enthaltung. Freuen dürfte sich Emre Yilmaz vom Jugendparlament. Er argumentierte im Rat: „Wir als Jugend sind auf solche Wohnungen angewiesen.“