Dass Klimaschutz die Menschen bewegt, zeigt die Häfler Ortsgruppe „Fridays for Future„ regelmäßig bei ihren Demonstrationen in der Innenstadt. Vor einigen Wochen standen vier der Jugendlichen nicht wie gewohnt mit Plakaten in der Hand vor dem Rathaus, sondern darin: Oberbürgermeister Andreas Brand hatte die jungen Klimaaktivisten zu einem Treffen eingeladen. „Sinn und Zweck unseres Treffens war es, mit der Stadt ins Gespräch zu kommen“, sagt Max Kuschel von „Fridays for Future„.

Jugendliche bringen Wünsche und Anregungen für Klimaschutz mit
In einem offenen Dialog haben die Jugendlichen OB Andreas Brand kennengelernt und gemeinsam mit ihm etwa eine Stunde lang besprochen, welche Maßnahmen in Friedrichshafen umgesetzt werden könnten, um den Klimaschutz zu fördern. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, ohne konkrete Forderungen zu dem Treffen zu gehen“, erzählt die 19-jährige Madlen Beck.
Grundlage für das Gespräch waren nicht ausschließlich die Meinungen der vier Jugendlichen. Mehr als 70 Zettel haben die Klimaschutz-Aktivisten bei einer Demonstration im Vorfeld verteilt. Auf diesen haben Bürger Wünsche und Anregungen für den Klimaschutz in Friedrichshafen aufgeschrieben.
Häfler Bürgern ist Thema „Stadtbegrünung“ wichtig
„Natürlich war unsere Umfrage nicht repräsentativ, aber wir haben einen guten ersten Eindruck bekommen. Jetzt wissen wir, wohin die Ideen der Bürger gehen“, sagt Anouk Hennicke von der Häfler Ortsgruppe „Fridays for Future„. Die Bürger würden in der Stadt Potenzial sehen, was die Entwicklung von Klimaschutzmaßnahmen betrifft.
Eine bei der Umfrage formulierte Forderung ist beispielsweise die Schließung des Flughafens. Auch das Thema „Stadtbegrünung“ sei oft genannt worden. „Es wurden viele verschiedene Bereiche angesprochen, auch pflanzliche Alternativen beim Essen in den Kantinen der Stadt wurde gewünscht“, erzählt Madlen Beck.

Aus Sicht der Stadt wurde bereits einiges für den Klimaschutz gemacht
Die Ergebnisse der Umfrage habe der Oberbürgermeister zur Kenntnis genommen, wie es auch in einer Mitteilung der Häfler Stadtverwaltung heißt. „Andreas Brand hat uns zu verstehen gegeben, dass er unsere Erkenntnisse der Umfrage sehr interessant findet und war offen für einen Dialog“, fasst Beck zusammen. Zusätzlich habe die Stadt die Jugendlichen aber auch um Verständnis gebeten, dass aus Sicht der Verwaltung bereits einiges für den Klimaschutz in Friedrichshafen gemacht wurde.
„Sie haben uns gebeten, die Kooperation zwischen Stadt und ‚Fridays for Future‚ so friedlich wie möglich zu gestalten. Ich denke, der Stadt geht es dabei vor allem um die öffentliche Formulierung von Botschaften“, sagt Beck. So wolle die Stadtverwaltung beispielsweise nicht, dass sie durch Aussagen der Jugendlichen für „unfähig“ gehalten werde.
Bürgermeister steht Klimanotstand kritisch gegenüber
Manche Aussagen seien im Gespräch auch kritisiert worden, wie beispielsweise das Thema Klimanotstand. „Laut Stadtverwaltung würde ein Klimanotstand überhaupt keinen Sinn machen und im Vergleich zu anderen Städten sei in Friedrichshafen schon viel in Sachen Klimaschutz gemacht worden“, fasst die Schülerin Annouk Hennicke die Aussagen von Andreas Brand zusammen.
Workshop am 17. Januar für alle Interessierten
Über das Ergebnis des Treffens mit dem Oberbürgermeister sind die jungen „Fridays for Future„-Vertreter erfreut, aber auch überrascht. Denn gemeinsam haben sie einen konstruktiven Startschuss für die weitere Zusammenarbeit gesetzt: Um die künftigen Aktivitäten für den Klimaschutz in Friedrichshafen zu erarbeiten, findet am 17. Januar ein Workshop für alle interessierten Bürger statt.
„Der Vorschlag kam von der Seite der Stadt. Und wir organisieren ihn gemeinsam mit dem Jugendparlament. Da freuen wir uns schon sehr darauf“, sagt Madlen Beck. Die 19-Jährige setzt sich leidenschaftlich für den Klimaschutz ein und freut sich, dass „Fridays for Future„ neue Motivation mit in die Stadt Friedrichshafen bringt.
Beim Workshop sollen Forderungen für Klimaschutz entstehen
Die Veranstaltung soll die Bürger darüber informieren, was die Stadt aktuell für den Klimaschutz unternimmt. Auch ein Vertreter des Häfler Umweltamts ist dabei. „So kann jeder direkt und unmittelbar seine konkreten Fragen stellen“, begründet Beck. Ziel des Workshops sei es, gemeinsam Forderungen zu erarbeiten, was die Stadt in Zukunft für den Klimaschutz machen kann. „Wir wollen, dass unsere Forderungen für die Stadt wissenschaftlich begründet und realistisch sind“, betont die 19-Jährige.
Der Workshop im Januar wird aus Sicht der Jugendlichen nicht der einzige bleiben. „Die Stadt hat bereits angekündigt, dass sie offen für weitere Veranstaltungen ist“, sagt Madlen Beck.