Es ist zwar nicht wirklich eine Wahlkampftour, die Jacqueline Alberti am Montag Vormittag absolviert, doch es sei für sie „eine gute Gelegenheit, aus meiner Bubble im Rathaus herauszukommen“, wie Daisendorfs Bürgermeisterin sagt. Einmal im Monat fährt sie den Linzgau Shuttle, bringt ältere Menschen etwa zum Arzt oder zur Physiotherapie. Und wird oft auch gleich erkannt: „Oh, die Bürgermeisterin persönlich“, sagt ein älterer Herr, den sie zum Orthopäden nach Meersburg fährt.

Feedback bei Haustürbesuchen

Aus ihrer Bubble (Themenblase) herauszukommen, das ist auch Albertis Ziel im laufenden Wahlkampf. Mittlerweile hat sie fast alle Haushalte in Daisendorf persönlich besucht. „Das hat mir richtig gut getan“, sagt die 47-jährige Volljuristin. Denn sie habe viel mehr positives Feedback bekommen als erwartet. Den Daisendorfern ist natürlich nicht entgangen, dass ihre Bürgermeisterin in jüngster Zeit einiger Kritik ausgesetzt war, ob im Gemeinderat oder von Vereinen. „Da bekommt man manchmal das Gefühl, alles falsch zu machen.“

Diese beiden Schwestern fährt Jacqueline Alberti im Linzgau-Shuttle regelmäßig zur Ergotherapie nach Markdorf.
Diese beiden Schwestern fährt Jacqueline Alberti im Linzgau-Shuttle regelmäßig zur Ergotherapie nach Markdorf. | Bild: Jürgen Baltes

Und so hat sie sich über die vergangenen Monate sukzessive ihr eigenes, mittlerweile 60-seitiges „Daisendorfer Alphabet“ angelegt – mit allem, was sie in den letzten Jahren erreicht hat. Das beginnt mit kleinen Dingen wie den ersten Fahrradständern im Ort und endet bei teuren Straßensanierungen oder der Anschaffung von Feuerwehr- und Bauhoffahrzeug. „Und das alles ohne Schulden“, wie Alberti betont.

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Fast alle Satzungen seien in ihrer Zeit überarbeitet und die Verwaltung digitalisiert worden – inklusive Orts-App. Und auch das kleine Fasnets-Schauspiel bei der Schlüsselübergabe an die Narren habe sie eingeführt. Sie schreibt es selbst.

Als wichtigen Punkt nennt Alberti die von ihr angestoßene Zertifizierung Daisendorfs als staatlich anerkannter Erholungsort 2022. Dadurch habe sich die Gemeinde nicht nur touristisch positionieren, sondern auch eine deutlich höhere Förderung für die Modernisierung der Freizeitanlage sichern können – ein zentrales Projekt, mit dem sie 2017 zur Wahl angetreten war.

Der Linzgau Shuttle fährt auf Spendenbasis. Einwohner aus Meersburg, Daisendorf, Stetten, Hagnau und Uhldingen-Mühlhofen können ihn nutzen.
Der Linzgau Shuttle fährt auf Spendenbasis. Einwohner aus Meersburg, Daisendorf, Stetten, Hagnau und Uhldingen-Mühlhofen können ihn nutzen. | Bild: Jürgen Baltes

Und wie sehen Albertis Pläne für eine weitere achtjährige Amtszeit aus? Das neue Feuerwehrhaus, zu dem sie keine Alternative sieht, solide zu finanzieren, durch maximale Fördermittel oder auch die Erschließung von Bauland in Erbpacht. „Nicht gelungen ist es bislang, ein Gewerbegebiet zu erschließen“, sagt sie. Da die Gemeinde jedoch Gewerbesteuereinnahmen brauche, würde sie stärker auf „nichtstörendes Gewerbe“ in den Wohngebäuden setzen. Und um den Altersdruck aufzufangen, „muss das lange geplante betreute Wohnen gebaut werden“. Auch die vom Gemeinderat initiierte „Nachbarschaftshilfe“ will sie unterstützen.

Kandidatin lädt zur Dorfwette ein

Unterdessen zeigt Alberti im Wahlkampf einen außerordentlich persönlichen Einsatz: Vor wenigen Tagen sind in den Briefkästen des Ortes Einladungen zur „Wette des Jahres“ gelandet. Wenn die Bürger es schafften, „hundert neue Ideen für Daisendorf“ zu sammeln, ob klein, groß oder verrückt, und sie wiedergewählt werde, lasse sie sich das Daisendorfer Logo der „Sonnenterrasse am Bodensee“ tätowieren – „für immer und ewig“.