Auf der Website der Gemeinde Bermatingen wird die Escape Tour kurz zusammengefasst so beschrieben: Rund sechs Kilometer Wegstrecke, etwa 90 Minuten Gehzeit sowie 19 Rätsel, die zu lösen sind. Thematisch taucht die Wanderung ein in die „Erlebnisse eines Reisenden in Bermatingen anno 1202“. Empfohlen wird die Tour für Gruppen von zwei bis sechs Personen ab zwölf Jahren. So weit so klar.

Die Wasserflaschen sind aufgefüllt, Sonnencreme ist eingepackt, bequeme Schuhe angezogen und dann geht‘s mit zwei Freundinnen – Lilly Schröder und Ida Schaeff – zum Startpunkt: das Bermatinger Rathaus. Direkt nebenan finden wir ein großes Schild mit einem Stadtplan, davor zwei Kästen, in denen die Rätselhefte liegen. Alle Details sowie der Wegeplan sind in dem Heft enthalten. Darin steht auch die Geschichte von Dietbert, dem Wanderer, der sich im Jahr 1202 im Bermatinger Wald verirrte. Wir begleiten Dietbert sozusagen auf seiner Wanderung und helfen ihm, indem wir Rätsel lösen, zum Ziel zu finden.
Los geht‘s mit einem recht einfachen Einstiegsrätsel. Innerhalb von ein paar Minuten hat Ida, die Rätselaffine unter uns, die Lösung raus und wir starten mit unserer Wanderung. Zunächst geht es einige hundert Meter durch die Wohngebiete Bermatingens, immer höher Richtung Ortsrand.
„Wenn es weiter so leicht bleibt, sind wir in Nullkommanichts wieder am Parkplatz.“Ida Schaeff am Anfang der Escape Tour
Der Aufstieg ist recht leicht und so bleibt genug Atem, um sich zu unterhalten. Bis zu einem Feld sind es zwei weitere Rätsel, die wir dank Ida im Handumdrehen meistern. „Wenn es weiter so leicht bleibt, sind wir in Nullkommanichts wieder am Parkplatz“, sagt sie lachend. Kurz vor einer Feldmündung ruft Lilly: „Stopp! Brombeeren.“ Wir legen eine kurze Pause ein, um ein paar Früchte zu naschen. Oben am Feld angekommen, erwartet uns ein malerischer Blick über Bermatingen und auf die Alpen. „Alleine dafür hat es sich gelohnt“, sagt Lilly fröhlich.

Ein paar Meter weiter erwartet uns an einem alten Bildstock das nächste Rätsel. Der Wanderer Dietbert merkt hierzu im Rätselheft an: „Kurz vor dem Waldrand erinnerte mich ein Bildstock daran, den Schutzpatron für alle Reisenden darum zu bitten, dass er mich begleiten und schützen möge auf meinem weiteren, vielleicht gefährlichen Weg.“ Nach ein paar Minuten Knobelei sind wir auch kurz davor, den Schutzpatron nach einer Lösung anzuflehen, damit wir unsere Reise fortsetzen können. „Jetzt wird‘s doch ganz schön knifflig“, merkt Ida und kaut auf dem Stift, den sie in der Hand hält. Dieses Mal ist es Lilly, die den Geistesblitz hat und wir müssen lachen, wie sehr wir auf dem Schlauch standen.

Abkühlung auf Wegstück im Wald
Es geht gemütlich weiter über einen Feldweg, vorbei an Pflaumen- und Birnenbäumen, Gemüsefeldern, Mirabellensträuchern und Feldblumen. „Ob das wohl im Jahr 1202 noch idyllischer war als jetzt?“, fragt Lilly. Es geht auf den Wald zu. Ein kleiner Weg führt durch eine Lücke zwischen den Bäumen hinein. Auf dem Waldweg ist es recht hell und vor allem schön kühl im Gegensatz zu der Hitze auf dem Feld.
Die frische Luft genießen
Während Dietbert in der Geschichte hier in der Dämmerung Räuber und wilde Tiere fürchtete, spazieren wir gemütlich durch den Wald und genießen die frische Luft. Nach ein paar Kilometern stehen wir an der Waldmündung. Vorbei an Wiesen mit Kühen und Schafen, stehen wir vor einem Sonnenblumenfeld. Pflücken ist ausdrücklich verboten, aber betrachten reicht völlig aus.

Wir gehen lockeren Schrittes den Feldweg weiter, quatschen miteinander, genießen den Ausblick. Lilly beginnt, Feldblumen zu pflücken, um sie später als Strauß auf den Wohnzimmertisch zu stellen. „War da gerade eigentlich eine Abbiegung?“, fragt sie. „Und wann war das letzte Rätsel?“, merkt nun auch Ida. Ein kurzer Blick auf die Karte verrät, dass wir uns vor lauter Blumenpflücken und Getratsche ein wenig verirrt haben. Ist aber nicht weiter schlimm, alles ausgeschildert. Einfach wieder in Richtung Premiumwanderweg, so wie es im Rätselheft steht.
Ausklang in Weppach
Da wir nun eh zu weit gelaufen sind, nehmen wir die alternative Route Richtung Weppach, die ist etwa 1,5 Kilometer länger. Dort steht ein ehemaliges, römisch-katholisches Frauenkloster, wo es für die Wanderer ein paar Erfrischungsgetränke gibt. Das kommt uns sehr gelegen. Mit drei kühlen Radlern stoßen wir auf eine erfolgreiche Rätselwanderung an.
Aus den 19 Aufgabenstellungen ergibt sich ein Lösungswort, welches Aufschluss darüber gibt, was genau Dietbert damals auf seinem Irrweg gerettet hat. Weil wir uns verlaufen haben, bekommen wir das Lösungswort nicht ganz zusammen. Jedoch lassen sich die fehlenden Buchstaben mit ein wenig Fantasie ergänzen. Ob mit oder ohne Gewinn – es war ein Ausflug, der sich gelohnt hat.