Gerd Feuerstein

Seit seiner Einführung im Jahre 2011 gehört das Nahverkehrskonzept "Großer Heuberg" zu einem Dauerbrenner im Stettener Gemeinderat. Am Montag standen die Fortschreibung des Konzepts und dessen mögliche Auswirkungen auf den Schulbeginn an der hiesigen Gemeinschaftsschule (GMS) auf der Agenda. Rund 50 Zuhörer, Elternvertreter und Lehrer wohnten der Debatte im Gemeinderat bei.

Zahlreiche Zuhörer verfolgten am vergangenen Montag die rund einstündige Debatte des Gemeinderates im Bürgersaal des Rathauses.
Zahlreiche Zuhörer verfolgten am vergangenen Montag die rund einstündige Debatte des Gemeinderates im Bürgersaal des Rathauses. | Bild: Gerd Feuerstein

Rückblende: Das Konzept trat seinerzeit mit der Zielsetzung in Kraft, schienenparallele Busfahrten zu reduzieren, diese auf die Bahn zu verlagern und die dadurch eingesparten Fahrten in zusätzliche Fahrleistungen zu investieren. Das neue, ganzheitliche Beförderungskonzept sollte mit der regelmäßigen Taktung künftig nicht nur die Belange des Schülerverkehrs, sondern auch die anderer Fahrgäste, wie Soldaten der Bundeswehr, Berufspendler, Senioren und dergleichen, berücksichtigen. In der Vergangenheit kam es jedoch auf der Schienenstrecke zwischen Storzingen und Sigmaringen immer wieder zu Zugausfällen und Verspätungen, sodass der Landkreis Sigmaringen – nicht zuletzt auf Druck von Eltern und Schülern – Anfang 2018 zur ersten Schulstunde wieder eine durchgängige Busverbindung nach Sigmaringen einrichtete. Kosten: Rund 45 000 Euro, die je zu einem Drittel vom Landkreis, der Stadt Sigmaringen und der Gemeinde Stetten übernommen wurden.

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Ende 2018 hat sich der Landkreis jedoch aus der Kofinanzierung verabschiedet und auch die Stadt Sigmaringen steigt zum Ende des laufenden Schuljahres aus. Folge: Die Gemeinde Stetten müsste bei Beibehaltung des Status Quo die komplette Finanzierung selbst übernehmen. In der Folge wurde die "Nahverkehrs-Beratung Südwest" mit der Überprüfung des derzeitigen Verkehrskonzepts beauftragt. Quintessenz: Mit einer Vorverlegung des Unterrichtsbeginns an der Stettener GMS von 7.35 Uhr auf 7.20 Uhr könnten die beiden Direktbusse, die nach Sigmaringen fahren, im Anschluss im Schülerverkehr in Stetten eingesetzt werden und somit Kosten von rund 55 000 Euro eingespart werden. Dieses Ergebnis war am 18. März in einer internen Sitzung den Vertretern der GMS (Elternbeirat und Gesamtlehrerkonferenz) sowie anwesenden Gemeinderäten aus Stetten, Schwenningen und Beuron vorgestellt worden.

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Mit der Anwesenheit vieler Zuhörer kam bereits in der Fragestunde die Brisanz des Themas zum Ausdruck, wobei Bürgermeister Maik Lehn alle Wortführer auf die anschließende Debatte im Gremium verwies. Ebenso machte er deutlich, dass man sich nicht in der Entscheidungs- sondern "noch in der Anhörungsphase" befinde, und der Gemeinderat heute lediglich eine Empfehlung an die Schulkonferenz ausspreche. Sowohl die Gesamtlehrerkonferenz als auch die Elternbeiratsvorsitzende Miriam Reinhold hatten zur Sitzung ausführliche Stellungnahmen vorgelegt. In beiden kam letztlich die Ablehnung eines vorverlegten Unterrichtsbeginns zum Ausdruck. Während sich die Lehrerschaft um die Wettbewerbsfähigkeit des Schulstandortes Stetten Sorgen macht, "wenn sich Busfahrpläne ausschließlich noch am Schulbeginn in Sigmaringen und an Zugtaktungen orientieren", sahen sich die Elternvertreter außerstande, sich "zwischen Pest und Cholera zu entscheiden", sprich sich pro Sigmaringer oder pro Stettener Schüler auszusprechen. Vielmehr müsse beides möglich bleiben. Nämlich eine sichere und pünktliche Beförderung der Schüler nach Sigmaringen per Bus, sowie ein humaner und gewohnter Unterrichtsbeginn am Stettener Schulzentrum: "Never change a running system", lautete das Fazit der Eltern.

Schüler die mit dem Bus aus dem Donautal oder aus Nusplingen zur Stettener Gemeinschaftsschule kommen, hätten mit einer Vorverlegung des ...
Schüler die mit dem Bus aus dem Donautal oder aus Nusplingen zur Stettener Gemeinschaftsschule kommen, hätten mit einer Vorverlegung des Unterrichtsbeginns massive Nachteile und Wartezeiten vor Unterrichtsbeginn von über einer halben Stunde in Kauf zu nehmen. | Bild: Gerd Feuerstein

In diese Kerbe schlug letztlich auch die rund einstündige Debatte im Gremium. Für die CDU- und ILS-Fraktionen beantragte Lothar Löffler weder eine Änderung der zusätzlichen Busverbindung nach Sigmaringen noch eine Vorverlegung der Unterrichtszeiten in Stetten ins Auge zu fassen und das erforderliche Geld anderswo einzusparen oder solange in den Haushalt einzustellen, bis eine tragbare Lösung gefunden sei. Dem konnte im Großen und Ganzen auch die Fraktion der Freien Wähler zustimmen, wie Adrian Schiefer es formulierte. Allerdings mit der "deutlichen Einschränkung", die Gelder nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag zur Verfügung zu stellen: "Schülerbeförderung ist Sache des Landkreises, und der muss nach tragbaren Lösungen für alle suchen", so Schiefer.

Gespräche mit Nachbargemeinden und Kreis

Nachdem auch CDU-Gemeinderat Klaus-Dieter Halder in Sachen Finanzierung wieder deutlich zurückruderte, einigte sich das Gremium auf Betreiben des Gemeindeoberhauptes letztlich auf folgende Beschlüsse: "Der Gemeinderat steht der Anpassung des Verkehrskonzeptes 'Großer Heuberg' positiv gegenüber" und "Eine Vorverlegung der Unterrichtszeiten an der Gemeinschaftsschule wird nicht gewünscht." Die Verwaltung wurde beauftragt, mit dem Landratsamt Sigmaringen, der Stadt Sigmaringen sowie den Umlandgemeinden das Gespräch über die Finanzierung der zusätzlichen Busverbindung zwischen Storzingen und Sigmaringen zu führen sowie mit dem Nahverkehrsplaner nach weiteren Optimierungen des Verkehrskonzeptes zu suchen. Die vorgenannten Ergebnisse sollen dem dem Gemeinderat zur weiteren Entscheidung vorgelegt werden. Bis dorthin werden die Mittel zur Finanzierung der Buslinie zwischen Storzingen und Sigmaringen zur Verfügung gestellt.