Eine gute Nachricht für Eltern und Schüler: Der Landkreis Sigmaringen wird eine direkte Busverbindung zwischen Schwenningen und Stetten und der Schulstadt Sigmaringen zur ersten Unterrichtsstunde einrichten. Mit dieser Entscheidung reagiert der Kreistag auf die sich in den letzten Wochen wieder häufenden Zugausfälle und Verspätungen auf der Strecke zwischen Storzingen und Sigmaringen. Die neue Busverbindung soll spätestens ab März, möglicherweise aber schon ab Februar zur Verfügung stehen. Die Kosten von 45 000 Euro im ersten Jahr teilen sich der Kreis, die Gemeinde Stetten und die Kreisstadt Sigmaringen zu gleichen Teilen.
Gleich in zweierlei Hinsicht sieht sich das Land, genauer das Verkehrsministerium unter Winfried Hermann, der Kritik aus dem Landkreis Sigmaringen ausgesetzt. Aus Sicht der Kreisverwaltung und der Kreistagsfraktionen hat das seit 2011 geltende Zug-Bus-System im Bereich „Großer Heuberg“ auch bei der Schülerbeförderung funktioniert. Jedenfalls so lange, bis das Land aus Kostengründen im Dezember 2016 den zusätzlich zwischen Storzingen und Sigmaringen eingesetzten Schülerzug gestrichen hat. In der Verwaltungsvorlage liest sich das so: „Seit der Streichung des Verstärkerzuges im Dezember 2016 ist es auf der Schienenstrecke Storzingen-Sigmaringen immer wieder zu Zugausfällen und Verspätungen gekommen. Dadurch ist eine verlässliche Schülerbeförderung zur ersten Unterrichtsstunde nur noch bedingt gegeben.“ Für die Sigmaringer ist, wie die kurze Diskussion im Kreistag zeigte, klar, dass diese Zugstreichung am Anfang der zahlreichen Pannen auf dieser Zugstrecke steht.

Die Landrätin ist überzeugt, dem Verkehrsminister bei einer Unterredung im vergangenen November einen Lösungsvorschlag unterbreitet zu haben, der das Problem gelöst hätte. Sie hatte vorgeschlagen, den Zug, der um 6.41 Uhr von Storzingen nach Sigmaringen fährt, auf kurz nach 7 Uhr zu verlegen. Bürkle: „Das hätte die erforderliche Redundanz in den Schienenverkehr zurückgebracht.“ Der Verkehrsminister habe diesen Lösungsansatz aus fahrplantechnischen Gründen jedoch abgelehnt.
An diesem Punkt beschuldigte Thomas Kugler, Fraktionssprecher der CDU, das Land, versagt zu haben. Aus seiner Sicht ist die Gewährleistung des Schülerverkehrs auf dieser Strecke eine Aufgabe des Landes. Der Christdemokrat kritisierte in diesem Zusammenhang auch den Aufruf der Bündnis90/Grünen-Landtagsabgeordneten Andrea Bogner-Unden an die Kreisräte, zu handeln und den Beschluss für die Einführung der Buslinie zu fassen. Kugler sieht mit dem jetzigen Beschluss den Kreis und die Gemeinden in der finanziellen Haftung für Fehlentscheidungen des Landes: „Wenn es klemmt, braucht man halt den Kreis und die Kommunen.“ Wer die Probleme verantworte wie das Land, solle sie auch lösen. Bürgermeister Maik Lehn aus Stetten sieht auf SÜDKURIER-Nachfrage die kommunale Kostenbeteiligung in dieser Höhe keineswegs als Dauereinrichtung. Die Schulbusbeauftragte des Hohenzollern-Gymnasiums, die Stettener Ärztin Dr. Bettina Tegtmeyer, erklärte im SÜDKURIER-Gespräch, mit der Einführung des neuen Busses sei das dringlichste Problem gelöst.
Konzept
Seit 2011 gilt das Nahverkehrskonzept "Großer Heuberg", das die Verknüpfung und Anbindung von Schwenningen und Stetten an die Bahnhöfe Hausen i.T. und Storzingen als zentrales Element beinhaltet. Als Folge werden die Schüler aus den beiden Heuberggemeinden zunächst mit dem Bus zum Bahnhof Storzingen gebracht. Dort steigen sie in den Zug nach Sigmaringen ein. In der Kreisstadt ist dann ein nochmaliger Umstieg in die Stadtbusse nötig, um zeitnah in die Schulen zu kommen. Dieses Nahverkehrskonzept soll so erhalten bleiben. Die durch den neuen Direktbus entstehenden Kosten sollen durch Optimierungen im Konzept kompensiert werden. (hps)