Karlheinz Fahlbusch

Noch bis in die 70er-Jahre hatte die Innenstadt von Pfullendorf ein von der Farbe Grau geprägtes Gesicht. Die meisten Fassaden waren nicht sehr ansprechend und von einer sehenswerten Altstadt konnte nicht die Rede sein. Die Innenstadtsanierung, deren größter Teil in den 80er-Jahren stattfand, brachte aber dann Bewegung in die behäbige ehemalige Reichsstadt. Mit großzügiger Hilfe vom Land begann nun ein Aufbruch, der auch die Geschäftswelt erfasste. Zwei Drittel der Sanierungszuschüsse flossen, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Städten, in private Maßnahmen und nicht in Vorhaben der Kommune. Und so wurden viele Geschäftshäuser herausgeputzt und modernisiert.

„Geschäfte gab es jede Menge“, wissen ältere Pfullendorfer zu erzählen. Man habe nahezu alles bekommen. Mehrere Metzgereien und Bäckereien, auch kleinere Lebensmittelgeschäfte für die Nahversorgung und natürlich Elektroartikel und Geschirr. Auch Uhren und Schmuck waren vorhanden und die Optiker. Das Angebot war groß. Natürlich gab es Schuhe, aber auch Hüte und Miederwaren.

Angebot an Bekleidungsgeschäften war enorm

1980: Das Kaufhaus von Franz Ehren II. in der oberen Hauptstraße war ein beliebtes Modegeschäft und hatte eine Besonderheit aufzuweisen: ...
1980: Das Kaufhaus von Franz Ehren II. in der oberen Hauptstraße war ein beliebtes Modegeschäft und hatte eine Besonderheit aufzuweisen: Chefin Priska war ausgebildete Opernsängerin und sang auch mal in der Kirche. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Große Textildiscounter waren nicht in Sicht. Trotzdem enorm war das Angebot im Bereich Bekleidung. Erinnert sei an das Modehaus Zembrod in der Heiligenberger Straße, das Textilhaus Senn in der Hauptstraße (später von Ingrid Teufel übernommen), an Sybille Strick und Schick, an das Hosen-Eck, an die Boutique Ulimoda, Stani´s Trendshop und wie sie alle hießen. Das Modehaus Ehren in der oberen Hauptstraße wurde in den 80er-Jahren komplett umgebaut und es zog dann der Drogeriemarkt Müller ein. Immer wieder umgebaut hat auch Harry Langer. Sein Modenhaus gibt es noch heute.

Langer: „Einfacher ist es nicht geworden.“

2020: Glasfronten, ein barrierfreier Zugang und Parkplätze direkt am Geschäft: Moden-Langer wird noch immer Inhaber geführt. Das größte ...
2020: Glasfronten, ein barrierfreier Zugang und Parkplätze direkt am Geschäft: Moden-Langer wird noch immer Inhaber geführt. Das größte Modengeschäft in der Stadt hat seine Ursprünge in den 50er-Jahren, als Schneider Alfons Langer und seine Frau Ida mit einem Stoffladen starteten. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

„Einfacher ist es nicht geworden“, sagt der Geschäftsinhaber des ältesten Modengeschäftes am Ort. Aber für Langer und seine Ehefrau Sonja ist der Standort Pfullendorf nicht diskutierbar. Die Erweiterung der Geschäftsräume ist beschlossene Sache und soll nach Corona angegangen werden und man hat jetzt auch Schuhe im Programm. Ein Problem, das auch in Pfullendorf viele Geschäfte zum Aufgeben gezwungen hat, liegt bei den Langers nicht vor: die fehlende Nachfolge. Hans-Peter Langer wird die Tradition weiterführen. Er hat schon seit einigen Jahren das Sagen im Downtown in der Unterstadt, ein Modegeschäft im Bereich Youngfashion. Und er kümmert sich auch um den Internetauftritt. „Sowas gab es in den Achtzigern noch nicht“, schmunzelt Harry Langer.

2020: Sonja und Harry Langer (von links) sind in der glücklichen Lage, mit Sohn Hans-Peter einen Nachfolger zu haben. Langer ist das ...
2020: Sonja und Harry Langer (von links) sind in der glücklichen Lage, mit Sohn Hans-Peter einen Nachfolger zu haben. Langer ist das einzige Modengeschäft, das aus den 80er-Jahren geblieben ist. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz