Mara Lucas

Zuerst traut man beim Heranfahren an Wattenreute seinen Augen nicht: Stehen da wirklich Dromedare auf der Weide? Ja! Die Herde, die derzeit zwölf erwachsene Tiere und zwei schöne Fohlen umfasst, gehört Ernst Haller. Beim Betreten der Weide beäugen sie die Besucher neugierig, einige kommen gelassen herangetrottet, andere weichen der Begegnung erstmal aus. Später nehmen alle selbstständig den Kontakt auf und nähern sich schnuppernd, die langen Hälse interessiert gereckt.

„Dromedare diskutieren nicht mit dir und wollen keinen Ärger. Sie haben es aber auch nicht nötig, wegzulaufen, es sind keine Fluchttiere.“ Mit diesen Worten charakterisiert Halter Ernst Haller seine Tiere. Doch die gezeigte Gelassenheit und Sanftmut ist nicht für alle Dromedare typisch: Dromedarhengste gelten laut Ernst Haller oftmals als problematisch, in Bayern bräuchte man eine Haltegenehmigung und in ganz Deutschland gäbe es nur um die zehn Hengste. „Ich habe Glück gehabt, dass mein Batu so brav ist“, lobt er seinen weißen Hengst. Der ist gerade in der Brunst: In dieser Zeit nimmt er immer ab, weil ihn seine Stuten vom Fressen ablenken, ständig muss er sie blubbernd und brummend beeindrucken. Bei diesem Blubbern zeigt er arttypisch dann auch eine Reihe großer Zähne, was auf Menschen wahrscheinlich nicht so verführerisch wirkt wie auf seine Stuten: Chiara, Lea, Siri, Soraya, Sali und weitere, die noch auf ihre Namen warten. Dazu gehören auch die zwei bezaubernden weiblichen Fohlen, die gerade erst 14 Wochen alt sind. „Ich nehme immer den Anfangbuchstaben der Mutter, damit ich die Linie verfolgen kann“, schildert Ernst Haller die Benennungspraxis.

Viel Freude an den Tieren


Er ist Züchter mit Leib und Seele: „Am meisten Spaß macht es, wenn die Geburten glatt gehen und die Fohlen hopsen dann auf der Wiese herum und trinken.“ Die ersten zwei Wochen blieben die Fohlen noch mit den Müttern im Stall, damit sich eine stabile Mutter-Kind-Beziehung bilden könne. „Kleine Dromedare sind auch noch wackelig auf den Beinen, aber nach 14 Tagen ist ihre Koordination gut. Wenn ich sie dann zur Herde lasse und die Integration läuft problemlos ab, sind das immer die schönsten Erlebnisse“, freut sich der Fachmann.

Begonnen hat seine Faszination für Dromedare im Jahr 2005. Von 2005 bis 2010 waren er und seine Ehefrau Tanja die Besitzer des Jägerhofs am Seepark. Die zwanzigjährige Stute Chiara, sein ältestes Tier, stammt noch vom Jägerhof. Doch was fasziniert ihn so an den bis zu 600 Kilogramm schweren Wiederkäuern? „Sicher das Exotische, aber genauer kann man das nicht beschreiben, das ist irgendwie magisch“, antwortet der Metzger, der auch eine Ausbildung zum Zootierpfleger absolviert hat. Es würde ihn natürlich auch stolz machen, dass nicht Viele Dromedare züchten, das sei aber nicht das Wichtigste. „Besonders sind auch das Sozialgefüge in der Herde und der eigenwillige Charakter“, fügt Ernst Haller hinzu. Am wichtigsten ist ihm die artgerechte Haltung seiner Tiere, bei denen er täglich eine Stunde verbringt. Auf den fünf Hektar Weidefläche können sie sich frei bewegen. Da sie in einem Offenstall leben, können sie selbst wählen, ob sie drinnen oder draußen sein wollen. Im Stall liegt Stroh aus, damit die Dromedare warm liegen können und vor Rheuma geschützt sind.

Die Pflanzenfresser vertilgen pro Woche einen Ballen Heu aus der Raufe und können sich jederzeit an den Tränken bedienen. Dreimal im Jahr müssen sie entwurmt werden. Den Fellwechsel, den die Tiere zurzeit durchleben, muss man mit Striegeln unterstützen.

Geritten werden die zwölf erwachsenen Tiere nicht, aber die Fohlen werden darauf trainiert, sich anfassen und am Halfter führen zu lassen. Das ist wichtig, falls doch mal der Tierarzt kommen muss. Für den Fall, dass der nicht weiter wüsste, hat Ernst Haller vorgesorgt. „Ich habe mir ein Netzwerk aufgebaut und der Tierarzt könnte jederzeit mit dem Zootierarzt aus Zoo Landau Rücksprache halten“, erklärt er. Denn der Zoo Landau hätte sich Hengst Batu schon zum Decken seiner Dromedar-stuten ausgeliehen. „Herr Heckel, der Direktor vom Zoo Landau, war ganz begeistert von der Haltung meiner Herde.“
 

Dromedare