Hanna Deborah Stauß tritt für den Landkreis Sigmaringen als Kandidatin der Grünen bei der Landtagswahl am 8. März 2026 an. 84 Prozent der Mitglieder des Grünen-Kreisverbands Sigmaringen sprachen ihr Anfang April bei der Nominierungsversammlung ihr Vertrauen aus. Das Votum war eindeutig: Von 48 gültigen Stimmen entfielen 40 auf die junge Frau aus Inneringen. Dieser große Rückhalt der Basis habe sie unglaublich bestärkt und sie wolle sich ins Zeug legen, um das Direktmandat der Grünen zu verteidigen. Das Direktmandat hatte Andrea Bogner-Unden (69) aus Wald im Jahr 2016 geholt. Weil Bogner-Unden aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt niedergelegt hat, übernahm zu Jahresbeginn Ersatzkandidat Christoph Höh (62) das Landtagsmandat. Bei der Nominierungsversammlung am 4. April erzielte Höh 16,7 Prozent.
Voller Kalender
„Ich fühle mich bereit. Einfach wird es nicht, aber ich werfe den Hut in den Ring. Was mir Stärke und Halt gibt, ist die Unterstützung meines Vaters und meiner Oma“, sagt die 28-Jährige, die einen Schwerpunkt auf Kulturarbeit und Vereinsleben legen will. Seit der Nominierung ist ihr Kalender randvoll mit Terminen. Ob im Juli der Spatenstich zum Baubeginn der vierten Reinigungsstufe auf der Kläranlage Meßkirch, im September die Fahrt mit Verkehrsminister Winfried Hermann in der Ablachtalbahn oder die Exkursion mit Staatssekretär Andre Baumann nach Beuron zur Bodeg (Bäuerliche Vermarktung Oberes Donautal eG). Sie besucht zusammen mit dem Abgeordneten Christoph Höh Unternehmen, nimmt an Mitgliederversammlungen von Vereinen teil und mischt sich unter die Leute bei Dorffesten.
Vorfreude auf Haustürwahlkampf
Dabei läuft sich der Wahlkampf erst warm. Podiumsdiskussionen, Schulbesuche, Vorstellungen in Gaststätten und auf Wochenmärkten kommen erst noch. „Hautürwahlkampf macht mir Spaß, das habe ich auf jeden Fall vor“, so Hanna Stauß. Ihre Eloquenz und Nahbarkeit wird ihr da sicherlich zu Gute kommen. Zu ihrem Wahlkampfteam gehört ihre gute Freundin und Stadtratskollegin Xenia Rebsam. Die 32-Jährige ist zugleich ihre Ersatzkandidatin.
Fridays for future
Stauß stammt aus Inneringen, besuchte in Gammertingen die Realschule und machte 2016 ihr Abitur am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Sigmaringen. Verantwortung hat sie schon als Klassen- und Schülersprecherin übernommen, engagierte sich im Jugendform Sigmaringen und bei Fridays for future. 2019 trat sie in die Partei ein und kandidierte bei den Kommunalwahlen 2019 für den Kreistag. „Die Grünen sind meine politische Heimat, weil ich hier die größte Schnittmenge vorfinde, was meine Überzeugungen betrifft.“ Schon bald wurde sie in den Grünen-Kreisvorstand gewählt. Stauß ist zudem Stadträtin und stellvertretende Bürgermeisterin in Sigmaringen.
Alkohol-Prävention
Als eine wichtige Prägung in ihrem Leben bezeichnet sie ihre Tätigkeit bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Nach dem Abi habe sie erst einmal gejobbt und sei mit Interrail durch Europa gereist. Danach war sie drei Jahre lang vom Bodensee bis Flensburg als Streetworkerin der BZgA für die Präventionskampagne „Alkohol – kenn dein Limit“ unterwegs.

Historische Rollen
Heute arbeitet sie als Kulturmanagerin und ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied im soziokulturellen Zentrum „Alter Schlachthof“. Eine zweijährige, berufsbegleitende Schauspielausbildung hat sie während Corona angefangen. Ihr Schwerpunkt: Improvisationsschauspiel. Als freischaffende Schauspielerin ist sie unter anderem im Freilichtmuseum Kürnbach als Hausmagd Maria unterwegs, für Stadtführungen in Pfullendorf schlüpft sie in die Rolle der Schankmagd Josepha.
Impro-Theater
Sie steht mit dem Impro-Theater „Spieltrieb“ auf der Bühne und freut sich, an der Seite von Johannes Kretschmann bei der szenischen Lesung „Schwäbisch vom Feinschda“ ihren schwäbischen Dialekt auszuleben. Sie beschreibt sich als heimatverbunden und bodenständig. „Ich komme unglaublich gern nach Hause, hier sind meine Wurzeln.“
Politik des Gehörtwerdens
Ihr Vater Herbert hat einen Landhandel, die Großeltern betrieben früher den „Schwanen“ in Inneringen. Sie erzählt von einem Ritual, dass ihr sehr wichtig ist: regelmäßig gehe sie mit ihrem Vater zum Essen in Gasthöfe, wo die beiden auch Binokel spielen. „Wenn ich mit de Leut schwätz, zum Beispiel am Stammtisch, dann geht es nicht darum, harte Fronten aufzumachen. Es geht darum, ins Gespräch zu kommen und sich anzuhören, was die Menschen bewegt, welche Sorgen sie haben. Das ist die Politik des Gehörtwerdens.“ In diesem Zusammenhang zitiert sie den Grünen-Spitzenkandidaten Cem Özdemir, der gesagt hat: „Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte.“ Das sieht die 29-Jährige ganz genauso. „Das ist neben der Politik des Gehörtwerdens mein Mantra im Wahlkampf“, erklärt sie.