Nach vier Jahren Planung und nur gut einem Jahr Bauzeit ist das kreisübergreifende Johannes-Hospiz in den Sigmaringer Fideliswiesen feierlich eingeweiht worden. Bei einem Festakt im Landratsamt hat die Stifterin Dr. Sophie Schwörer der Sigmaringer Landrätin Stefanie Bürkle und ihrem Amtskollegen aus dem Zollernalbkreis, Günther-Martin Pauli, vor rund 130 Gästen symbolisch den Schlüssel überreicht. Beide Landkreisverantwortlichen übergaben diesen weiter an die Leiterin des Hospizes, Hildegard Burger und Susanne Sieghart, der Leiterin der Altenhilfe der St. Elisabeth-Stiftung, die in Vertretung der erkrankten Vorstände der St. Elisabeth-Stiftung, Andrea Thiele und Matthias Ruf die Dankesrede hielt. Die Stiftung mit Sitz in Bad Waldsee hat zur großen Zufriedenheit von Bürkle und Pauli den Betrieb des Johannes-Hospizes übernommen. Bevor die anwesende Geistlichkeit in Gestalt des Beuroner Erzabtes Tutilo Burger, dem Weihbischof des Bistums Rottenburg, Thomas Maria Renz, der Co-Dekanin des evangelischen Kirchenbezirks Balingen, Dorothee Sauer sowie der Krankenhausseelsorgerin Pfarrerin Dr. Ulrike Sill die Räume des neuen Hospizes segneten, richtete MdB Markus Grübel ein Grußwort an die Gäste.

Ein guter Ort, um Abschied vom Leben zu nehmen

Der CDU-Abgeordnete ist unter anderem seit 2005 Co-Vorsitzender im interfraktionellen Gesprächskreis Hospiz im Bundestag. Er betonte die Wichtigkeit bürgerschaftlichen Engagements gerade angesichts der Endlichkeit eines jeden Menschen, denn im Sterben will und soll keiner allein gelassen werden. „Ein Hospiz ist dafür der richtige Ort“. Sterbende und deren Angehörige bräuchten Kontakte, Zuwendung und Unterstützung, die an einem solchen Ort professionell und gleichzeitig menschlich mitfühlend geleistet wird. Er betonte aber auch, dass ein Hospiz auf das Ehrenamt und Spendengelder angewiesen sind, „denn ein Hospiz darf keine Gewinne erwirtschaften“.

Sophie Schwörer ist unendlich glücklich

Auch das Johannes-Hospiz muss jährlich fünf Prozent seiner Kosten selber aufbringen, soll es auf Dauer Bestand haben. Sophie Schwörer, die sich aufgeregt und glücklich zeigte, dankte allen, die in irgendeiner Weise daran beteiligt waren, insbesondere den beiden Landräten, den Wunsch ihres verstorbenen Mannes Dr. Hermann Schwörer, ein Haus für Sterbende zu errichten, Realität werden zu lassen. „Ich danke auch den Nachbarn, die während der Bauphase die vielfältigen Behinderungen so klaglos hingenommen haben“, sagte sie.

Hervorragende Zusammenarbeit zweier Landkreise

Stefanie Bürkle, die den Festakt eröffnete, dankte ihrem Amtskollegen Pauli für die rückhaltlose Zusammenarbeit und sein „interkommunales Denken und Handeln“. Auch der Beitritt fast aller Kommunen beider Landkreise in den Hospiz-Förderverein bewertete Bürkle als großen Erfolg. Das zeige, dass der Wunsch nach einer würdevollen Begleitung im Sterbeprozess in der breiten Bevölkerung angekommen sei. Der, wie er selber sagte, gebürtige Bad Saulgauer Pauli, bezeichnete sich als „kein Mann großer Worte“, und überließ deshalb den Großteil der Reden seiner Amtskollegin, betonte aber ebenfalls die positive Zusammenarbeit.

Zahlreiche hochrangige Gäste kamen zur Eröffnung der Einrichtung. Im zweiten Bild (rechts) sind von links Weihbischof Thomas Maria Renz, ...
Zahlreiche hochrangige Gäste kamen zur Eröffnung der Einrichtung. Im zweiten Bild (rechts) sind von links Weihbischof Thomas Maria Renz, Erzabt Tutilo Burger und die Pfarrerinnen Dorotee Sauer und Dr. Ulrike Sill zu sehen. Sie segneten das Hospiz. | Bild: Susanne Grimm

Erste stationäre Palliativversorgung

„Mit dem Hospiz Johannes steht in unseren Landkreisen nun eine wohnortnahe stationäre Palliativversorgung zur Verfügung, die unheilbar kranken und sterbenden Menschen und deren Angehörigen eine bestmögliche Begleitung und Versorgung ermöglicht“, sagte Pauli. Er und Bürkle überreichten Hildegard Burger und Susanne Sieghart die von ihnen gewünschten Fachbücher für das Personal und ein Erinnerungsbuch, in dem sich Patienten und Angehörige freiwillig verewigen können. Beim Festakt im Landratsamt hat nach Paulis Worten der Zollernalbkreis „für den guten Ton gesorgt“. Die Flötistin Vera Biber aus Oberdigisheim und der Kantor des Klosters Kirchberg, Lennart Faustmann am Klavier, gaben der Veranstaltung einen festlichen musikalischen Rahmen. Nach Ende des Festaktes begaben sich die Gäste zum Hospiz-Neubau.

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Das offene Ambiente lädt ein

Das innen wie außen überaus sympathisch und einladend wirkende Gebäude ließ eine Besucherin spontan aussprechen: „Hier soll man zum Sterben hinkommen? Hier will ich leben!“ In der Tat überraschte die Architektur und Gestaltung des Hauses mit lichtem und offenem Ambiente, das zum Eintreten und Kennenlernen einlud. „So soll das auch sein“, sagte Hildegard Burger bei einem Rundgang, „die großen Fenster sollen Offenheit sowohl nach innen als auch nach außen transportieren“. Zuvor hatten sich die Gäste im „Raum der Stille“ versammelt, wo die Geistlichkeit die christlichen Einweihungszeremonien vollzogen. In diesem Raum stand die vom Sigmaringer Ehepaar Dr. Reinhold und Verona Kühn gespendete „Johannesminne“, eine Replik der Holzfigur, die auf das ehemalige Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen zurückgeht und den Apostel Johannes zeigt, der sich vertrauensvoll an Christus lehnt.

Weihbischof Thomas Maria Renz, Erzabt Tutilo Burger und den Pfarrerinnen Dorotee Sauer und Dr. Ulrike Sill segneten das Hospiz.
Weihbischof Thomas Maria Renz, Erzabt Tutilo Burger und den Pfarrerinnen Dorotee Sauer und Dr. Ulrike Sill segneten das Hospiz. | Bild: Susanne Grimm

Kreuze aus vielen Kirchengemeinden

Eine weitere Besonderheit war ein Korb mit Kreuzen. Die Gäste erfuhren, dass jedes dieser Kreuze von einer anderen Kirchen- und Pfarrgemeinde beider Landkreise gespendet worden ist. „So bekommt jedes Zimmer sein eigenes individuelles Kreuz“, sagte Hildegard Burger. Das vom Beuroner Kloster gestiftete Kreuz bestehe aus Holz, das eigens von einem Klostermitglied aus Rom mitgebracht worden sei. Umsorgt wurden die Gäste von der Cateringfirma der Fidelisschule, „ProFis“.