Für Verdruss und Ärger bei der SRH Geschäftsführung sorgt der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach initiierte „Bundes-Klinik-Atlas“. Dort ist auch das Krankenhaus Sigmaringen aufgeführt, allerdings mit teilweise völlig falschen Daten. Grundsätzlich begrüße die SRH die Idee, der Bevölkerung eine Informationsplattform zur Verfügung zu stellen, auf der Menschen nach einem für ihre Bedürfnisse besten Krankenhaus suchen können, erklärt die Geschäftsführung auf Anfrage des SÜDKURIER. Allerdings werde dieser Atlas, in dem rund 1700 Krankenhäuser in Deutschland aufgeführt sind, dem Anspruch auf Transparenz für die Patienten aktuell überhaupt nicht gerecht.

Bei Pflegekräften nur die Festangestellten berücksichtigt

„In dem Atlas ist aktuell eine Vielzahl an irreführenden oder falschen Informationen enthalten“, beklagt Pressesprecherin Sandra Müller. So seien beispielsweise bei der Zahl der Pflegekräfte aktuell nur Festangestellte berücksichtigt. Aber auch Leihkräfte – auf die zahlreiche Krankenhäuser in Deutschland angewiesen sind – leisteten einen wertvollen Dienst am Menschen und man könne diese nicht einfach herausrechnen. Der Klinik-Atlas gibt die Zahl der Pflegekräfte in der unmittelbaren Patientenversorgung am Krankenhausstandort Sigmaringen mit 167 an. Zudem wird der der sogenannte „Patientenquotient“, also die Zahl der Patientinnen und Patienten pro Pflegekraft unter Berücksichtigung der Fallschwere, mit 59,96 und damit einem weit unterdurchschnittlichen Wert angegeben. Die Zahl bedeutet, dass rein rechnerisch einer Pflegekraft 50 Fälle mit durchschnittlicher Pflegelast im Jahr gegenüberstanden. Es können aber auch weniger als 50 Fälle gewesen sein, wenn die Pflegelast der Fälle höher war, heißt es auf der Homepage. Dabei zählt das SRH-Klinikum nach eigenen Angaben rund 1200 Mitarbeitende.

Zahl der Betten ist falsch aufgelistet

„Auch die Zahl der Betten ist teilweise falsch angegeben, in vielen Fällen Fachbereiche und angegebene Zertifikate unvollständig oder fehlerhaft“, ergänzt SRH-Pressesprecherin Sandra Müller, dass diese Fehler eine sinnhafte Suche nach Behandlungsfeldern oder Expertisen unmöglich mache. So verzeichnet der Klinik-Atlas für Sigmaringen eine Gesamtbettenzahl von 196, während beispielsweise in den Gutachten, die bei der Schließung der Krankenhäuser Pfullendorf und Bad Saulgau erstellt wurden, die Bettenzahl mit rund 300 angegeben wurde.

Forderungen der SRH-Geschäftsführung

Die SRH-Geschäftsführung fordert deshalb, dass der Bundes-Klinik-Atlas sollte zunächst berichtigt und vervollständigt wird und bis dahin vom Netz gehen sollte: „Deshalb prüfen wir aktuell, ob, und in welcher Form konkret wir dem Bundes-Klinik-Atlas durch geeignete gerichtliche Maßnahmen entgegentreten.“

Landrätin informiert über Vverlust 2023 von 16,7 Millionen Euro

Das SRH Klinikum Sigmaringen verzeichnet im Jahr 2023 ein Defizit von 16,7 Millionen Euro, nachdem beim Krankenhaus im Vorjahr bereits ein Minus 24,1 Millionen Euro aufgelaufen ist. In der konstituierenden Sitzung des Kreistages informierte Landrätin Stefanie Bürkle jüngst die Öffentlichkeit darüber, dass das Gremium in der nicht öffentlichen Sitzung vom 17. Juli diesen Abschluss „entgegengenommen hat.“ Den Gesamtverlust von 40,9 Millionen Euro will die Gesellschafterversammlung vortragen und der Kreistag hat die Kreischefin als Vorsitzende des Aufsichtsrates ermächtigt, in der Versammlung diesem Vorschlag zuzustimmen. Dieser Beschluss erfolgte in nicht öffentlicher Sitzung und wurde nun verkündet.

Verkaufsprozess ist in vollem Gange

Ohne Gegenstimme hat der Kreistag nach Angaben von Bürkle bereits am 8. April, auch in nicht öffentlicher Sitzung, die Landrätin bevollmächtigt, in der SRH-Gesellschafterversammlung dem geplanten Verkauf des Krankenhausgebäudes Pfullendorf an die ZfP Südwürttemberg gleichfalls zuzustimmen. Dazu müsse die Geschäftsführung einen Kaufvertrag sowie einen Betriebsübernahmevertrag ausarbeiten. Der Kreistag fordert, im Vertragswerk ausdrücklich festzuhalten, dass nach dem Verkauf ausreichend Platz für das bestehende ambulante medizinische Angebot bleibt. „Der Verkaufsprozess ist in vollem Gang“, ergänzte Bürkle, dass noch im Sommer mit einem erfolgreichen Abschluss zu rechnen sei.