Eine Liste mit 725 Unterschriften für den Erhalt des alten Schul- und Rathauses in Unteruhldingen sind zu Beginn der Gemeinderatssitzung an Bürgermeister Edgar Lamm übergeben worden. „Die Resonanz aus der Bevölkerung war immens", hieß es während der Übergabe. Und: „Die Bürger von Unteruhldingen haben einen Anspruch auf dieses Gebäude, das 1910 unter widrigsten Bedingungen von unseren Vorfahren erbaut wurde.“
Zweite Liste schon vor einigen Wochen übergeben
Eine zweite Liste mit 300 Unterschriften war an Lamm bereits vor zwei Wochen übergeben worden, mit denen sich die Unterzeichnenden für den Erhalt des Haues und den Verbleib des Tai-Chi- und Medicalzentrums ausgesprochen hatten. Wenn der Gemeinderat verkaufen sollte, dann nur an einen Interessenten, der von der Gemeinde das Gebäude erwerben wird, erläuterte Lamm.
An Petitionsausschuss des Landtags geschrieben
Aufgrund emotionaler Bindungen hatten sich Uhldinger Bürger bereits vor vier Jahren mit 483 Unterschriften gegen die geplante Veräußerung des Haues ausgesprochen, woraufhin auf Verkauf und Abriss verzichtet wurde. In einer nichtöffentlichen Sitzung im März hatte sich das Gremium nun aber doch für einen möglichen Verkauf entschlossen. Im Juni hatte der Uhldinger Bürger Bruno Bollin an den Petitionsausschuss des Landtags unter dem Titel „Uhldinger Bürger wehren sich gegen den Verkauf ihres letzten Identitätsmerkmals ihrer Gemeinde“ geschrieben.
Wunsch nach Anerkennung als Kulturdenkmal
Darin wird gefordert, dass das Haus auch weiter im Eigentum der Gemeinde für nachkommende Generationen als wertvolles Tafelsilber erhalten und einer weiterhin sinnvollen Verwendung zugeführt werden müsse. „Darunter verstehen wir die Anerkennung des alten Schul- und Rathauses als Kulturdenkmal und Bildungsstätte für Jugend- und Erwachsenenbildung“, heißt es in dem Schreiben. Aufgrund ortshistorischer und heimatkundlicher Bedeutung solle der historische Bau als Zeugnis der Geschichte geschützt, gepflegt und für bezahlbaren Wohnraum benutzt werden. „Auch dafür bietet das Gebäude Ensemble entsprechend freie Flächen.“

Wenie Tage später hatte Bürgermeister Edgar Lamm im Gemeinderat klargestellt, dass Grundlage für einen möglichen Verkauf unter anderem sei, dass die Gemeinde keine Verwendungsmöglichkeit für das Haus habe. Bei einer Sanierung müsse mit insgesamt 1,5 Millionen Euro gerechnet werden. Er hatte an ein Schreiben der Rechtsaufsicht des Kommunalamtes im Rahmen der Genehmigung des Haushalts 2017 erinnert, in dem dieses darauf hingewiesen habe, dass sich die Gemeinde von Liegenschaften trennen sollte, für die sie selber keine Verwendung mehr habe. Das habe den Gemeinderat im März veranlasst zu beschließen, dass versucht werden sollte, die Liegenschaften abhängig von eingehenden Angeboten zu veräußern. Es sei auch festgelegt worden, dass die kommende Nutzung des Gebäudes für den Verkauf entscheidend sein müsse.
Bürgerveranstaltung vor endgültigem Beschluss
In einer Gemeindeanzeige hieß es, dass der mögliche Verkauf vorbehaltlich der Vorlage eines verbindlichen Nutzungs- oder Bebauungskonzepts zu erfolgen habe, welches auf die vorhandenen Freiflächen, Sichtbeziehungen und das bestehende Ortsbild in besonderer Weise Rücksicht nimmt. Lamm hatte erklärt, wenn das Gremium zum Ergebnis kommen sollte, dass jemand Geeignetes unter den Bewerbern sei, dann werde dazu vor einem endgültigen Beschluss eine Bürgerveranstaltung stattfinden. Edgar Lamm betonte: „Erst danach würde ein definitiver Verkaufsbeschluss des Gemeinderates fallen.“
Das Gebäude
Ab 1911 wurde das Gebäude Schulstraße 12 als Schul- und Rathaus genutzt – als Ersatz für das alte Rathaus neben der Kapelle. 68 Schulkinder hatten Platz; für die Rathausverwaltung gab es drei Räume. Im Dachgeschoss war eine Lehrerwohnung mit mehreren Zimmern eingerichtet. Bis 1971 waren dort das Rathaus und bis 1973 die Schule untergebracht. Nach der Renovierung zog 1973 die Tourist-Information ein. 1976 eröffnete das Reptilienhaus, um 18 Jahre später wieder auszuziehen. 1995 entstand der Erweiterungsbau, das Haus des Gastes wurde eröffnet. Bis zur Fertigstellung der neuen Touirist-Information mit Welterbesaal im Frühjahr des Vorjahrs war das Gebäude von der Tourist-Information, dem Fotoclub und Männergesangverein genutzt worden, zudem gab es einen Veranstaltungsraum für Vereine und private Feiern. (hk)