Stean Hilser

Die Diskussion um die Zukunft des Sommertheaters in der Kapuzinerkirche ist um eine pikante Note reicher. Reinhard A. Weigelt, seines Zeichens Eventmanager und FDP-Gemeinderat, hatte im Juli noch für einen reduzierten städtischen Zuschuss ans Sommertheater gestimmt. Jetzt legt er ein eigenes Konzept vor, mit dem der öffentliche Anteil auf 0 Euro reduziert werden könne. Das ist nun Thema im Gemeinderatsausschuss für Kultur, der am Mittwoch dieser Woche tagt. Entschieden wird in dieser Sitzung noch nichts, nur beraten.

Für Thomas-Michael Becker, Vorsitzender des Sommertheater-Fördervereins, kommt die Entwicklung überraschend. Sein Konzept ist geschrieben, und er war der Auffassung, dass im Kulturausschuss "die letzte Hürde" bevorstehe. Nachdem er mitbekommen hat, dass nicht nur das Konzept des Fördervereins zur Debatte steht, sondern auch ein Gegenvorschlag des Eventmanagers Weigelt, sieht Becker den Gemeinderat mit der Frage konfrontiert: "Für Kommerz und große Einsparung oder für das Bürgerengagement?"

Im Sommer dieses Jahres, praktisch während des laufenden Sommertheaters, hatte der Gemeinderat entschieden, den städtischen Zuschuss fürs Sommertheater auf 30 000 Euro zu halbieren. SPD-Gemeinderat Oswald Burger erklärte sich als stellvertretender Vorsitzender des Sommertheaterfördervereins in der Sitzung für befangen. Die Frage von Marga Lenski (LBU/Die Grünen), ob Eventmanager Reinhard Weigelt (FDP) nicht auch befangen sei, verneinte Oberbürgermeisterin Sabine Becker damals: Er ziehe keinen Vor- oder Nachteil aus der Debatte. Auch im Lichte der aktuellen Entwicklung weist Weigelt jegliche Befangenheit zum damaligen Zeitpunkt zurück.

Er habe damals nicht gewusst, "was da auf uns zukommt". Erst nach der Ratssitzung, in der er in allgemeiner Form und mit seinem Wissen als Event-Manager ("Kunst im Kapuziner") argumentiert habe, sei ihm die Idee gekommen: "Das könnte ich doch auch grad selber machen."

Wie genau sein Konzept aussieht, verrät Weigelt noch nicht. Nur so viel, dass die Finanzierung nach einem ähnlichen Modell wie bei "Kunst im Kapuziner" funktioniere, das er seit 13 Jahren (inklusive Kunst im Garten) erfolgreich und ohne öffentliches Geld betreibe. Und dass er den Inhalt mit Fachleuten abstimme. Weigelt: "Ich bin kein Theaterfachmann."

Während Weigelt die Rolle des Fördervereins nicht darin sieht, die Theaterbühne aufzubauen, sondern der Verein die Aufgabe habe, seine Ideen in die Öffentlichkeit zu tragen und für volle Ränge zu werben, sieht sich der Förderverein selbst als aktiver Gestalter. Hauptveranstalter bleibt nach Vorstellung des Fördervereins die Stadt, den Inhalt bestimmt jedoch der Verein. Für die kommende Saison hätte er schon ein vom Verein abgesegnetes Konzept, in Kooperation mit Bernhard Stengele, dem ehemaligen Konstanzer Spielleiter in Diensten der Thüringer Theater in Gera und Altenburg. Der Konstanzer Intendant Nix habe ihm für 2017 freie Hand gegeben, sagt Vereinsvorsitzender Becker, und Nix habe für die Zeit danach Gesprächsbereitschaft erklärt.

Zwei Konzepte

Wie aus der Sitzungsvorlage für den Kulturausschuss hervorgeht, wird nach einer Interimslösung gesucht, "bis zur endgültigen Klärung über die Zukunft mit dem Stadttheater Konstanz". Über diese beiden Konzepte berät das Gremium:

  • Förderverein Sommertheater: Einnahmen durch Barbetrieb und städtischen Zuschuss (30 000 Euro), Stadt übernimmt Nebenkosten für Reinigung etc für umgerechnet etwa 5000 Euro. Hauptveranstalter bleibt die Stadt. Ehrenamtliches Engagement durch etwa 250 Mitglieder des Fördervereins, davon 60 aktive. Ein detailliertes Programm mit 30 Veranstaltungen liegt bereits vor, in Kooperation mit Intendant Bernhard Stengele.
  • Eventmanager Weigelt: Erlöse vorrangig durch Barbetrieb und Sponsoring. Ohne städtischen Zuschuss nach dem Vorbild von "Kultur im Kapuziner". Verzicht auf Übernahme der Nebenkosten (5000 Euro) durch die Stadt. Stadt verzichtet auf die Erhebung von Mieten für die Kapuzinerkirche. Weigelt wäre alleiniger und unabhängiger Veranstalter. Darüber hinaus bietet er die gebündelte Übernahme von Sommertheater und Wintertheater an. (shi)