Überlingen – Allein schon seine Haare, sein Make-up und sein ansteckendes Grinsen machen Henry Ayala aus Venezuela sympathisch. Der 38-Jährige ist seit Donnerstag in Überlingen und gastiert mit dem Zirkus Charles Knie auf dem Sportgelände Altbirnau. Der selbst ernannte „prince of clowns“ ist allerdings kein gewöhnlicher Spaßmacher. Kaum hat er einen begrüßt, verschwindet er und taucht nur wenige Minuten später auf dem Zirkuszelt wieder aus. Neben der Clownerie ist er Hochseilartist.

„Ich mache das in der fünften Generation“, erklärt er. „In meiner Familie gab es lauter Hochseilartisten und Clowns.“ Er kombiniert beides und bereist mit diesen Talenten die ganze Welt. In Deutschland tourt er zum ersten Mal mit einem Zirkus. „Es ist wirklich spannend“, sagt er. „Vor allem, weil die Menschen in Deutschland ganz genau wissen, was in einem Zirkus gut und was weniger gut ist.“ Vom deutschen Publikum hält Henry Ayala eine ganze Menge. Beim Zirkus Charles Knie belässt er es allerdings mit der Clownerie. Auf das Hochseil steigt er nur für den Fototermin.

 
 

Im Alter von vier Jahren hat der Venezolaner mit der Hochseilartistik angefangen. Mittlerweile steht er schon zwei Mal im Guinness-Buch der Rekorde, beide Male mit Seilspringen auf dem Hochseil. Einmal hat er in einer Minute 211 Sprünge und ein anderes Mal 1109 Sprünge ohne Unterbrechung geschafft. Wenn er nicht im Zirkus aktiv ist, läuft er in Städten in luftiger Höhe zwischen Gebäuden herum. In Sao Paolo lief er im berühmten s-geschwungenen Gebäude „Edificio Copan“ 90 Meter in 145 Metern Höhe. „Das war eine atemberaubende Sache“, erinnert er sich.

Henry Ayala wird nachgesagt, dass er die Clownerie revolutioniert hat. Mit 38 Jahren gehört er zu den jüngeren seiner Garde. Bei seinen Auftritten spricht er nicht. „So kann ich auf der ganzen Welt auftreten“, erklärt er. „Die Körpersprache versteht jeder.“ Sein Vorbild ist Charlie Chaplin, wobei er diesen keinesfalls kopieren möchte: „Er hat mich absolut inspiriert, aber ich mache meine eigene Sache.“ In Russland wurde ihm bereits der Charlie-Chaplin-Preis überreicht, von Chaplins Sohn Eugene. „Das war eine Riesenehre. Auf diese Auszeichnung bin ich ganz besonders stolz“, erklärt Henry Ayala. Er möchte nicht, dass die Leute über den Clown lachen, sondern mit ihm.

 
 

Die Clownerie hat der Venezolaner erst mit 19 Jahren so richtig begonnen. „Ich habe meinen Stil mit den Jahren entwickelt“, erklärt er. „Wobei immer die Körpersprache im Mittelpunkt stand.“ Wenn er seine beiden Passionen vergleicht, sagt er, ohne zu überlegen, dass die Clownerie viel schwerer sei als die Hochseilartistik. „Wenn man auf dem Seil steht, sind alle automatisch gespannt“, erklärt er. „Als Clown muss man sich erst einmal in die Herzen der Menschen spielen.“ Sein Ziel ist es, bei jeder Vorstellung die Menschen zum Lachen zu bringen. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn ganze Familien mit mehreren Generationen im Publikum sitzen und sie gemeinsam lachen können“, sagt Henry Ayala mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Auf die Frage, ob ihm das ständige Reisen gefällt, meint er: „Man kann nur jemanden zum Lachen bringen, wenn man selbst glücklich ist.“

Zirkus Charles Knie

Von Freitag bis Sonntag, 22. bis 24. September, gastiert der Zirkus Charles Knie auf dem Sportgelände Altbirnau in Überlingen. Mit dabei sind 207 Fahrzeuge, 22 Zugmaschinen, etwa 200 Tiere und 100 Mitarbeiter. Vorstellungen sind am Freitag und Samstag um 16 und 19.30 Uhr sowie am Sonntag um 11 und 15 Uhr. Gezeigt werden mehr als zwölf Programmnummern mit Artistik, Show, Tierdressur und Clownerie. Außerdem sind die Charles-Knie-Ballett-Dancers sowie ein Live-Orchester mit Sängerin dabei. Eintrittskarten gibt es unter der Telefonnummer 01 71/9 46 24 56 und an der Tageskasse.

Informationen im Internet: www.zirkus-charles-knie.de