Owingen (ang) Beim Treffen der Heimatgruppe Schlesien 1955 in München lernten sie sich kennen. Sie waren sich sofort sympathisch, verband die beiden Vertriebenen doch die Erinnerung an den Landkreis Schweidnitz. Zwei Jahre später sollte Frida Fischer, die freundliche Tischnachbarin vom Treffen in München, seine Schwiegermutter sein. Ihre Tochter Margarete war wegen der Arbeit später zum Treffen der Schlesier gekommen und hatte im Sturm das Herz von Klaus Maiwald erobert. „Schließlich haben die Schlesier nette Mädchen”, erinnert sich der Wahl-Taisersdorfer lächelnd. Bereits an Silvester 1955 feierten die beiden Verlobung.
Schreiner waren zur damaligen Zeit in Kanada sehr gesucht. Klaus Maiwald nahm die Chance wahr und ging in das ferne Land – ohne seine Margarete. Denn die junge Frau war noch nicht volljährig. Doch dann kehrte der Verlobte aus gesundheitlichen Gründen nach München zurück. Sie entschieden sich, an den Bodensee zu ziehen, nach Nußdorf.
Klaus Maiwald kennt die Region sehr gut. Als Flüchtling war er mit seiner Familie nach Überlingen zu einer Tante gekommen. „Das war nicht leicht – zu fünft in einer kleinen Wohnung”, erzählt er. Er hat Glück; er darf Schreiner lernen. Sein damaliger Lehrherr hat ihn sehr beeindruckt. Man spürt: Die Erinnerung an diesen freundschaftlichen, hilfsbereiten Mann geht ihm nahe. Die Güte, die er dem heimatlosen Lehrbuben geschenkt hatte, das Vertrauen, die Menschlichkeit hat Klaus Maiwald auch nach 70 Jahren nicht vergessen.
Drei Kinder bekommt das Paar: Jürgen, Ute und Heinz. Die Wohnung in Nußdorf, das Haus in Owingen werden zu klein. Die junge Familie sucht etwas Größeres. Ein Haus in Taisersdorf wird ihr angeboten. Margarete Maiwald ist dagegen: „Ohne mich.” Sie will das Objekt nicht einmal besichtigen. Schließlich begleitet sie ihren Mann doch in das 300-Seelen-Dorf – und bleibt. „Sie hat sich gleich in das Haus und in Taisersdorf verliebt und die anfängliche Abneigung vergessen”, sagen Schwiegertochter Monika und Sohn Heinz Maiwald schmunzelnd.
Die Familie lässt sich nieder und bringt sich im Dorfleben ein, bei der Steinbock-Zunft, bei den Ringern des KSV. „Die Taisersdorfer, die halten zusammen, alle Achtung – auch die Jungen”, schwärmt Klaus Maiwald. Zusammen mit seiner Frau genießt er seit über 25 Jahren die Aussicht auf die Alpen, auf den nahen Wald, die Ruhe im Ort.
Von Schicksalsschlägen bleibt das Ehepaar nicht verschont. Da ist zum Beispiel der frühe Tod ihrer Tochter Ute. Der Zusammenhalt in der Familie, von Freunden hilft gegen die Trauer. Trotz allem Schweren, was die Familie durchmachen musste, hat Klaus Maiwald seinen Humor nicht verloren: „Ohne Humor läuft nichts. Wenn ich Schmerzen habe, denke ich, die gehören einem anderen. Dann tut es nicht weh”, sagt er lachend.
Das Fest der diamantenen Hochzeit feierten sie unter anderem mit Jürgen und Ulrike Maiwald sowie Heinz und Monika Maiwald. Auch Bürgermeister Henrik Wengert ließ es sich nicht nehmen, mit einem großen Geschenkkorb zu gratulieren. Er überbrachte nicht nur die Glückwünsche der Gemeinde Owingen, sondern auch eine Urkunde des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
„Was für andere das Meer ist, das ist für mich der Wald”, sagt Klaus Maiwald am Schluss des Besuchs und genießt mit seiner Frau auf der Terrasse den Blick ins Grüne.