Lorna Komm

Fast schon international war das Forumstreffen von Freunden und Besitzern amerikanischer Wohnmobile. Nicht nur aus Stuttgart, Ulm, München oder aus dem Schwarzwald kamen sie, auch aus Österreich und der Schweiz reisten sie an, fuhren bis zu 600 Kilometer für das Wochenende unter Gleichgesinnten.

Sie folgten der Einladung des Meersburger Mitglieds Hartmut. Nachnamen nennt hier keiner, im Internet ist man per du oder man sucht sich "Nicknames", also Spitznamen für das Forum. Seit mehr zehn Jahren gibt es das – nur durch vorhergehende Anmeldung zugängliche – Internetforum, in dem sich die unterschiedlichsten Menschen über ihr Hobby, die amerikanischen Wohnmobile – oder auf englisch "Motorhomes" – austauschen. Reparaturhilfen, Werkstatttipps, Stellplatzinfos oder Reiseberichte, im Forum wird über alles geschrieben. Regelmäßig wird zu Pfingsten ein großes Treffen in der Mitte Deutschlands veranstaltet, um sich persönlich kennenzulernen. Oder Teilnehmer organisieren kleinere regionale Treffen im Norden, Osten, Westen oder im Süden, wie bereits zum zweiten Mal in Meersburg.

19 Reisemobil-Besatzungen nutzten die Gelegenheit, alte Bekannte zu treffen oder um sich als Neuling vorzustellen. Zwanglos grillte man zusammen oder erkundete die Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Einig waren sich die Teilnehmer über die gute Infrastruktur des Stellplatzes an der Feuerwehr. Einkaufsmöglichkeiten, die zu Fuß zu erreichen sind, und die Anbindung an den Pendelbus gefielen nicht nur den Älteren. Wolle aus Ulm brachte es auf den Punkt: "Ein Lob an die Gemeinde von Meersburg, die hier tolle Stellplätze geschaffen hat. Wir kommen auch privat gerne mal wieder."


Andrea und ihr 30 Jahre alter Winnebago Windcruiser mit seitlichem Slideout, daneben ein Winnebago Chieftain aus dem Jahr 1999.
Andrea und ihr 30 Jahre alter Winnebago Windcruiser mit seitlichem Slideout, daneben ein Winnebago Chieftain aus dem Jahr 1999. | Bild: Lorna Komm

Großes Interesse an den außergewöhnlichen Fahrzeugen zeigten auch Meersburger Spaziergänger und Wohnmobilfahrer europäischer Mobile. Viele Fragen wurden beantwortet und immer wieder öffneten die Eigentümer ihre Aufbautüren und zeigten das Innere ihrer Mobile. Das älteste Fahrzeug war ein Winnebago Windcruiser, gebaut 1986. Das 10,7 Meter lange und 7,3 Tonnen schwere Fahrzeug gehört der zierlichen Andrea, die den historischen Oldtimer so souverän einparkt, wie andere einen Smart. Die gelernte Mechanikerin arbeitet als Versuchsfachkraft in einer großen Firma und schraubt auch privat gerne an ihrem Motorhome. Auch ihr Vater Manfred (69), ehemaliger Berufsfeuerwehrmann, hilft ihr beim Reparieren, denn "ohne die Eigenleistung könnten wir das nicht verhalten", erklärt Mutter Rose. Der Familie, die oft zusammen unterwegs ist, liegt das Campen im Blut. Angefangen haben sie mit Auto und Zelt, dann kamen Wohnwagen, Bulli und die ersten Wohnmobile. "Stück für Stück sind wir etwas größer geworden", beschreibt Andrea lachend die Entwicklung.

Es wird immer wieder geschraubt. Manfred (stehend auf dem Dach) hilft die Antenne des 1987 Fletwood Pace Arrow einzustellen.
Es wird immer wieder geschraubt. Manfred (stehend auf dem Dach) hilft die Antenne des 1987 Fletwood Pace Arrow einzustellen. | Bild: Lorna Komm

Nur ein Jahr jünger ist der 1987er Fleetwood Pace Arrow von Roland aus Günzburg. Ein 6,2 Liter V8 Turbodiesel steckt bei ihm unter der Haube. Vor vier Jahren kaufte er ihn und bewahrte ihn damit vor der Verschrottung. Viel Arbeit hat der Hobbyschrauber schon reingesteckt. "Ich werde jeden Tag glücklicher", freut er sich über seine Fortschritte. Auch in Meersburg lag er oft unter dem Mobil und werkelte, teils mithilfe von Forumskollegen. "Ich liebe dieses Auto. Es hat ein Gesicht und einen Wiedererkennungswert", begründet er seinen Enthusiasmus. Wobei amerikanische Autos schon immer seine Leidenschaft waren. Mit einem Pontiac Trans AM von 1978, den er in einen Film gesehen hat, eröffnete er vor gut 40 Jahren seinen Fuhrpark.

Modern und luxuriös mutet dagegen der Monaco Diplomat seines Stellplatznachbarn Olaf an. Das Motorhome ist zwar auch Baujahr 1999, aber mit seinen 14 Tonnen und seiner Länge von 11,72 Metern, ist es doch ein ganz andres Kaliber. Mit seinen seitlich ausfahrbaren "Slideouts" kann er seine Wohnfläche außerdem noch um einiges erweitern. Zusammen mit seiner Ehefrau Iris und seinem Hund Indro wohnt Olaf temporär für Wochen in seinem Motorhome. Er geht dann eben vom Stellplatz aus zur Arbeit. "Es ist einfach ein schöneres Ambiente und ein intensiveres Zusammenleben als zu Hause", erklären sie ihren Lebensstil. Iris genießt es, ihren Mann dann abends zu Fuß mit dem Hund von der Arbeit abzuholen und auch bei ihrer Tochter und den Enkelkindern ist sie dann schneller. Wenn sie genug vom Leben auf dem Stellplatz haben, fahren sie wieder in ihren Heimatort, denn so ganz wollen sie ihr gemütliches Eigenheim nicht aufgeben.