Wer und wieviele werden kommen? Hält das Wetter? Gibt es genügend Werkzeuge? Die Überlegungen, die das Organisationsteam mit Ansgar Oker, Andreas und Peter Schöttke sowie Stefan Looser angestellt hatten, erfuhren alle positive Resonanz: Zum ersten Pflegetag auf dem Gehro-Trail fanden sich am Treffpunkt Waldkindergarten rund 40 Helfer im Alter von acht bis 76 Jahren ein; später kamen noch weitere hinzu.
Freiwillige Helfer sind bestens gelaunt und hochmotiviert
Die Einladung war über soziale Medien und von dort innerhalb der Gruppen verbreitet worden. Motiviert und bestens gelaunt, hatten die Männer und Jungen Schaufeln und Pickel geschultert und auf den Anhängern Schubkarren verladen. Tags zuvor hatten Ansgar Oker und Stefan Looser die Strecke inspiziert, Kies und anderes Füllmaterial an vier durch den nassen Sommer strapazierte Stellen gebracht.
„Wir sind heute vorrangig hier, um den Trail wieder zu befestigen und die Matschlöcher aufzufüllen. Später ist daran gedacht, den Trail mit euch zusammen auszubauen, ihn schöner und interessanter zu gestalten“, verwies Ansgar Oker auf das enge Budget des vor zwei Jahren gebauten städtischen Trails, dessen Träger der Schwäbische Alpverein ist, und warb für den Eintritt in den Verein, nicht nur aus Versicherungsgründen. Coronabedingt konnten die Biker in jüngster Zeit nicht so agieren, wie sie es sich gewünscht hätten. Umso mehr freute er sich über die unglaublich positive Resonanz der Mountainbiker beim ersten Einsatz.


Jugendliche sind von dem Trail begeistert und packen gerne mit an
Zu den Helfen gehören der 13-jährige Hannes und der 14-jährige Leopold aus Efrizweiler. „Vor den Sommerferien sind wir jeden Tag auf dem Trail gefahren“, berichtet Leopold. Er findet: „Der Trail ist echt cool. Manche Stellen sind anspruchsvoll, aber sehr spaßig zu fahren.“ Hannes schätzt die Nähe des Trails. In zehn Minuten sind sie mit ihren Rädern am Gehrenberg. „Wir können fahren, aber auch mithelfen“, sagt er.
Beide werden von den Eltern in ihrem Sport unterstützt. Die Mütter machten sich allgemein schon ein etwas Sorgen, weil der Sport mit etwas Risiko verbunden sei. „Ich muss aber eher Angst um meinen Vater haben. Der hat sich beim Mountainbiken das Schulterblatt gebrochen“, erzählt Leopold im Auto, in dem er in die Nähe der ersten Baustelle gefahren wird.

Neue Ideen und neuer Parkplatz sollen 2022 umgesetzt werden
Das Auto steuert Ansgar Oker. „Wir haben viele Ideen, die im nächsten Jahr umgesetzt werden sollen, wie beispielsweise ein Table, Wellen und ein Double. Dafür sind aber noch Planungen nötig“, sagt der Biker. Ein Thema werde die Route sein, die am ehemaligen Gasthaus „Traube“ enden soll, wo es auch Parkplätze gibt. Die Stadt versuche dafür die Eigentümer zu gewinnen. Somit würde der „Brennpunkt Leimbach“ entschärft, an dem sich Anwohner von auswärtigen Parkern und gefährlich empfundenen Stellen im übertragenen Wortsinn überfahren fühlen, berichtet Oker.
Mit dem Endpunkt Leimbach werde auch die Route verlängert und dazu beitragen, dass die Sportler auf der Strecke bleiben; ein weiterer wichtiger Punkt, um einen Kompromiss und ein friedliches Miteinander mit Spaziergängern, Naturschützern und Jägern zu erreichen. Für das Konzept mit einer leicht zu fahrenden Hauptstrecke und kleinen anspruchsvollen Abzweigungen will sich die Mountainbike-Gruppe einen im Trailbau erfahrenen Spezialisten suchen.

Jung und Alt arbeiten gemeinsam an der Ausbesserung
Ausgestiegen und auf der Strecke schaufeln schon einige Jugendliche an der ersten Stelle nasse Erdklumpen weg und sammeln Stöcke zur Befestigung. „Durch Matsch fahren ist eher nicht so unser Ding. Das ist halt gefährlich“, meint Dominik. „Und man muss hinterher das Rad putzen“, ergänzt Leopold. „Wir fahren ganz oft hier und haben gleich gesagt, wir helfen mit, um einen sicheren und besseren Weg zu machen“, so Stephan Lutz, Vater von Dominik. An anderer Stelle wird diskutiert und gefachsimpelt, wie man eine Kurve am besten ausfüllt und sichert.

An Baustelle Nummer drei ist Josef Hänfling zugange. Der 76-Jährige fährt seit 36 Jahren Mountainbike. Während er den Matsch auf die Schippe nimmt, witzelt er: „Eigentlich sollte ich ein T-Shirt tragen mit der Aufschrift ,Warum ich keinen Akku brauche? Weil ich es kann“, nimmt er Bezug auf seine Kollegen, die E-Bike fahren. Alle um ihn herum lachen. Für ihn ist es selbstverständlich, heute mitzuhelfen.
Zu den Kritikern des Trails nimmt Hänfling von sich aus Stellung: „In jeder neuen Sportart gab es Gegner. Das war auch beim Drachenfliegen so. Später haben Umweltschützer festgestellt, dass es für die Natur gut war, etliche Bäume zu fällen“, nennt er ein Beispiel nach einer Einrichtung für Start- und Landeplatz.

Biker-Gemeinschaft nutzt den Tag, um sich kennenzulernen
Ein Stück weiter, fast am Ende des Trails, wird die „Schanze“ von widerborstigen Brombeeren befreit- Unterhalb des „Aufsprungs“ pickelt und schaufelt ein gutes Dutzend Trainer, Betreuer und Jugendliche der Mountainbike-Jugendgruppe des Vereins Seerose aus Friedrichshafen. „Super, dass es den Trail überhaupt gibt. Wir nutzen ihn gerne und sind heute auch gern beim Einsatz dabei“, sagt Jugendwart Alexander Fahr.
Arndt Weidenhagen geht es auch darum, der Jugend das Bewusstsein zu vermitteln, dass hinter dem Trail auch Arbeit und Pflege steckt. „Zudem kann man hier ein gewisses Verbundenheitsgefühl herstellen und Verantwortungsbewusstsein wecken und fördern, Werte vermitteln. Und es ist schön, einmal die anderen der Community kennenzulernen, die sonst unter Helm und Brille nicht zu erkennen sind“, so Weidenhagen.


Betreuer Thomas Michels, dessen zwei Kinder schon zwei Tage zuvor dem heutigen Einsatz entgegengefiebert hatten, sagt: „Das ist eine super Aktion, vor allem für die Kids. Die haben dann eine ganz andere Beziehung zum Trail, das ist dann ihrer.“ Arndt Weidenhagen fügt hinzu: „Das sollte öfters gemacht werden, auch um die Community zu stärken.“
Organisationsteam möchte Pflegetag öfter anbieten
Der Zusammenhalt wurde beim anschließenden Würstchengrillen, das Nic Hörsch aus Riedheim spontan organisiert und neben einem Freischneider auch einen Kugelgrill angeschleppt hatte, vertieft. Nach rund vier Stunden stellte Ansgar Oker fest: „Wir wussten nicht, was auf uns zukommt. Das war eine sehr positive Erfahrung. Viele Leute haben sich jetzt auch mal kennengelernt. Wir wollen das Ganze jetzt zwei- bis dreimal jährlich machen.“
Aufgrund von weiteren Arbeiten bleibt der Trail voraussichtlich bis Freitag, 29. Oktober, gesperrt.