Sie habe die Männer immer gesehen, erklärt Rosmarie Bräuer. "Aber ich habe mich lange Zeit nicht getraut, sie zu fragen, ob ich mitspielen darf." Deshalb blieb es beim Beobachten, wenn ihr Weg sie an dem kleinen Park zwischen Kirche und Mittlerer Kaplanei in Markdorf vorbeiführte. Hier trifft sich eine Gruppe älterer Herren regelmäßig, um Boule zu spielen.

"Irgendwann habe ich mir dann doch ein Herz gefasst", erinnert sich Rosmarie Bräuer. Auf der einen Seite sei ihr die Bitte, mitspielen zu dürfen, fast anmaßend vorgekommen – wie die Ambitionen des Amateurs auf die Profiliga. Andererseits aber war da auch der besondere Reiz des Spiels. "Es hat doch so etwas entspannt Französisches, viel Savoir-vivre", findet die Markdorferin. Das Flair reizte sie besonders.

Am Ende war alles ganz einfach. "Die Herren ließen mich sofort mitspielen." Und die Regeln hätten sie ihr auch ganz geduldig erklärt. Inzwischen bezeichnet sich Rosmarie Bräuer als Boule-Azubi. Übrigens ist sie nicht die einzige Frau in der Runde. Auch Doris Rode kommt immer wieder zu den Boule-Spielern, bereits seit sieben Jahren.

"Ich kenn' es aus Frankreich", erklärt Steven Kass. Im Urlaub seien ihm die Eisenkugeln werfenden Männer in den Parks des Öfteren begegnet. Die Regeln habe er sich dort abgeschaut. Jetzt habe er im Amtsblatt gelesen, dass die Markdorfer Boule-Spieler alle Interessierten zum Schnuppern einladen. Eine Gelegenheit, die Kass nutzen wollte. Denn anders als im Nachbarland, in dem das Boule-Spiel beziehungsweise seine auf den Wettkampf ausgerichtete Version, das Pétanque, quasi an jeder Ecke begegnet, zumindest im Süden, finden sich hierzulande weit weniger Gelegenheiten zum Boulen.

Nebenbei: Auch wenn "boule" auf Französisch genauso "Ball" bedeutet wie "boccia" auf Italienisch, klaffen zwischen beiden Spielen doch Welten. In Italien werfen die Spieler Kugeln aus Holz, in Frankreich solche aus Eisen. Und das Regelwerk der Italiener für ihr Boccia-Spiel ist komplizierter als jenes fürs Boule-Spiel.
Nach wie vor treffen sie sich an drei Nachmittage in der Woche – montags, mittwochs und freitags ab 15 Uhr. Freilich boulen sie nicht mehr bei jedem Wetter. "Inzwischen bleiben wir zu Hause, wenn's geschneit hat", erklärt Gerhardt Handtmann, einer der Boule-Spieler der ersten Stunde. In den Hochzeiten des Boules in Markdorf hätten sich stets rund 20 Spieler auf der Kiesfläche unter der alten Linde eingestellt.

"Heute sind wir froh, wenn wir auf acht kommen", erklärt Friedhelm Zimmer. "Wir haben uns auch schon am 'Elan'-Programm der Grundschule beteiligt." Die Kinder seien zwar begeistert gewesen vom Boulen – letztlich aber doch zu jung. Ein bisschen älter sollte der Bouler-Nachwuchs denn doch sein.