Karl Wiest aus Markdorf-Ittendorf ist passionierter Privatsammler und hat in einer selbst gebauten Scheune auf dem Areal des einstigen elterlichen Landwirtschaftsbetriebs ein kleines Museum eingerichtet. "Wie viele Ausstellungsstücke? Ach, hab' ich nie gezählt. Vor 20, eher vor 25 Jahren hab' ich mit dem Sammeln angefangen", erzählt der umtriebige Rentner.

Kurzgeschichten zu Ausstellungsstücken
Wiests Schatzkämmerlein ist kein öffentliches Museum, er gibt ab und zu Einblicke – beispielsweise auf Anfrage der Tourismusgemeinschaft Gehrenberg-Bodensee, um Gästen und Einheimischen mittels lebendig erzählten Kurzgeschichten Eindrücke aus dem Alltag vergangener Jahrzehnte zu vermitteln.

Kipppflug gerne in Rebhängen eingesetzt
Gleich im Hof hinter dem Haus zeigt Wiest eine seiner Raritäten, die er teils geschenkt bekommen, auf Flohmärkten gekauft oder vor dem Sperrmüll gerettet hat. Es handelt sich um einen Kipppflug, Baujahr 1955, der Westfälischen Stahl-Pflug-Farbik H. Niemeyer Söhne. "So ein Pflug wurde gerne in Rebhängen eingesetzt. Es wurden Seile gespannt und man konnte die Erde bergab und bergauf umpflügen", erläutert Wiest in aller Kürze die Funktionsweise.

Mit "Buschele-Bock" Reisigbündel gefertigt
Ein paar Schritte weiter stehen "Buschele-Böcke" aufgereiht. Zielstrebig zeigt Wiest freudig grinsend auf ein restauriertes, in Grün lackiertes Exemplar: "Den hab' ich von Paul Gehweiler aus Riedheim geschenkt bekommen." Also ein Exponat aus Markdorfer Gefilden. Mit solchen Geräten wurden Reisigbündel hergestellt und mit Draht gebunden. Die Bündel dienten zum Anfeuern von Kachelöfen oder auch Backhäuschen.

Ehrenplatz für einstige Gastro-Kaffeemühle
Ein Blickfang ist eine handbetriebene Gastronomie-Kaffeemühle, einst hergestellt vom Mannheimer Unternehmen Gebrüder Schwabenland. Im Gegensatz dazu sehen Kaffeemühlen für Privathaushalte zwergenhaft aus. Das große Exemplar, mit der in einem Rutsch locker ein halbes Kilogramm Kaffeebohnen gemahlen werden kann, hat Karl Wiests Frau Roswitha aus Tirol mitgebracht. Sie erzählt: "Mein Vater Franz Landner hat die Mühle geschenkt bekommen, als ein ehemaliger Gasthof abgerissen wurde. Das Gasthaus war zwischen St. Anton und St. Christoph am Arlberg und wurde von den Einheimischen Waldhäusle genannt." Ihr Vater habe des Winters mit Schneefräsen Wege und Straßen freigeräumt und kam also regelmäßig beim Waldhäusle vorbei. "Meine Schwester Marlies und ich haben als Kinder daheim immer den Kaffee mit der Gastro-Mühle gemahlen. Jetzt hat sie bei uns hier im Haus in Ittendorf einen Ehrenplatz."
Sieht aus wie ein Schiffchen, ist aber keines
Karl Wiest zeigt einer Besuchergruppe einen Gegenstand, der auf den ersten Blick wie ein Metallrumpf eines etwa handgroßen Schiffchens aussieht. Das Kuriosum erfüllte einst schier unschätzbare Dienste, wenn Bergbewohner des Winters für Erledigungen und Besorgungen auf Skiern unterwegs waren. "Das ist eine Reparaturspitze für Skier", erklärt der Sammler. Die Jungs Leo und Nick sowie Karl Schmid, Opa Harry und Christiane Hegener nehmen's erstaunt zur Kenntnis.

Alte Bettflasche mit Zusatzfunktion
Na klar wissen die Buben Maxi, Leo und Nick, dass Bettflaschen früher anders ausgesehen haben und aus Metall waren. Dennoch verblüfft Karl Wiest mit einem Detail, als er auf eine zylinderförmige Vertiefung in der ovalen Bettflasche zeigt: "Damit konnte man nicht nur das Bett, sondern auch noch mit Milch gefüllte Babyfläschchen wärmen." Als Wiest ergänzt, es habe wohl auch Männer gegeben, die damit ihr Bier stauchten, entlockt das einige Schmunzler unter den Erwachsenen.

"Die Idee der Tourismusgemeinschaft, bei mir einen Tag der offenen Tür zu machen, hat voll eingeschlagen. Es war den ganzen Nachmittag etwas los. der letzte Besucher kam kurz vor 18 Uhr", berichtet Karl Wiest. Er freut sich schon auf den nächsten Termin im Oktober.
Der nächste Besuchertermin auf dem Areal Kippenhauserstraße 26a, Markdorf-Ittendorf, ist am 11. Oktober von 14 bis 18 Uhr.