Warum bis zum Advent warten? Diese Lieblingsrezepte schüren jetzt schon die Vorfreude auf die Vorweihnachtszeit
Plätzchen und Co wecken Kindheitserinnerungen, schüren die Vorfreude und sind längst nicht nur in den paar Wochen direkt vor Weihnachten eine feine Sache. Zumal im Moment ohnehin wieder Zuhausebleiben angesagt ist. Ideen gefällig? Wir verraten zehn Rezepte!
Bild: SÜDKURIER Friedrichshafen
Corinna Raupach, Andrea Fritz, Rosemarie Clericus, Lena Reiner, Mona Lippisch, Christina Bömelburg, Anette Bengelsdorf, Susanne Hogl, Claudia Wörner und Kerstin Mommsen
Braune Plätzchen schmecken nach Vorfreude
Corinna Raupach: Braune Plätzchen sind die ersten, die wir in der Vorweihnachtszeit backen. Es gibt sie in der ganzen Familie zum ersten Advent und dann bis Weihnachten. Sie müssen hart sein und krachen bei Kauen und sie schmecken nach Vorfreude, Adventskranz und Kindheit. Das Rezept ist von meiner Großmama, die es wiederum von ihrer Mutter kannte. Auf Banalitäten wie Temperatur und Backzeit geht es nicht ein – das war bei damaligen Öfen nicht leicht zu regulieren. Ich backe sie bei 180 Grad und gucke nach zehn Minuten, ob sie gut sind. Mit „Fett“ ist Butter oder Margarine gemeint – es war nicht immer alles verfügbar. Braune Plätzchen eignen sich sehr gut zum Backen mit Kindern.
Braune Plätzchen gibt es bei Familie Raupach traditionell im Advent.
| Bild: Elgin Raupach
Zuckerfreie Müslikekse sind blitzschnell gemacht
Andrea Fritz: Weil wir Weihnachten so viele Süßigkeiten essen, backe ich in diesem Jahr für die Adventszeit zuckerfrei. Dafür habe ich ein Müslikeksrezept genommen, das man hervorragend abwandeln kann. Mit Erdnussbutter und Bananen entsteht blitzschnell saftiges und gesundes Naschwerk. Nach dem Auskühlen mit Bananenchips, Erdnüssen und geschmolzener, zuckerfreier Schokolade verzieren. Wer es süßer mag, kann Stevia, Xylit oder Reissirup nach belieben mit in den Mixer geben. Anstelle von Aprikosen und Bananen kann man auch geriebenen Apfel und Rumrosinen verwenden, Walnüsse statt Sonnenblumenkernen oder Vanillearoma statt Zimt und schon hat man eine ganz andere Geschmacksrichtung.
Andrea Fritz hat die zuckerfreien Erdnuss-Banane-Häufchen zum Lieblingskeksrezept erkoren, weil sie blitzschnell gebacken sind.
| Bild: Andrea Fritz
Londoner Schnitten schmecken nach mehr
Rosemarie Clericus: Londoner Schnitten gehören bei uns jedes Jahr auf den Plätzchenteller. Ich liebe sie, weil sie schnell gemacht sind. Ich habe den Zucker reduziert, weil wir es nicht so süß mögen. Marmelade kann man die nehmen, die einem am Besten schmeckt. Ich habe diesmal Waldfruchtgelee genommen. Diese Plätzchen schmecken einfach nach mehr.
In Rauten geschnitten haben die Londoner Schnitten auch noch eine schöne Form.
| Bild: Clericus, Rosemarie
Stollen wie bei Oma, aber vegan
Lena Reiner: Den letzten Stollen habe ich vor 13 Jahren gebacken. Das heißt, da sind es acht Stollen geworden, da ich das Rezept aus dem Hauswirtschaftslehrbuch meiner Großmutter genommen habe, ohne zu prüfen, für welche Stückzahl das gedacht war. Meine Oma ist 1926 geboren, da rechnete man offenbar noch für Großfamilien. Diesmal habe ich das Rezept deutlich abgewandelt: einerseits habe ich es sojafrei veganisiert, was einfach war, da die Hefeteige damals sowieso ohne Ei auskommen mussten, und das Orangeat und Zitronat weggelassen. Der Anteil Dinkelmehl macht den Teig schön schwer. Wer nicht selbst mischen mag, findet sogenanntes „Zopfmehl“ im Regal, das gibt es meist von lokalen Mühlen.
Wenn der Stollen noch nicht lange genug geruht hat, sieht man noch die Margarinespuren im Zucker. Eine dicke Schicht Puderzucker und etwas mehr Geduld helfen dagegen.
| Bild: Lena Reiner
Schoko-Nuss-Plätzchen sind schnell gemacht und lecker
Mona Lippisch: Wenn es schnell gehen muss und trotzdem lecker schmecken soll, stehen bei mir in der Vorweihnachtszeit Schoko-Nuss-Plätzchen auf dem Programm. Wahlweise mit oder ohne Glasur – je nachdem, wie viel Zeit und Liebe investiert werden. Der Teig ist schnell gemacht, am meisten Zeit kostet tatsächlich das Ausstechen der Plätzchen. Weil der Teig ohne Mehl auskommt, ist er etwas klebriger als ein normaler Plätzchenteig. Mein Tipp: Die Arbeitsfläche vor dem Ausrollen des Teiges mit etwas Puderzucker bestreuen, dann klebt der Teig nicht mehr so sehr.
Mit ein bisschen Puderzucker-Glasur sind die fertigen Plätzchen außerdem hübsch anzusehen.
| Bild: Mona Lippisch
Apfelbrot macht Vorfreude auf die Vorfreude
Christina Bömelburg: Das mit Plätzchen verbundene Chaos in der Küche verschiebe ich auf die Wochen ab dem letzten Novemberdrittel. Nach Zimt darf es aber gerne duften und schmecken: eigentlich immer, jetzt aber natürlich erst recht. Das Apfelbrot, in dem sich übrigens auch ganz wunderbar Nuss- und Mandelreste mit verbacken lassen, schürt sozusagen die Vorfreude auf die Vorfreude – und das schon vom Ofen aus. (böm)
Das Ergebnis passt zum Tee – aber auch zum Frühstück.
| Bild: Privat
Klingt unverfänglich und zeigt sich kompromissbereit: Berliner Brot
Anette Bengelsdorf: Plätzchen backen hat bei mir keine Tradition. Trotzdem erinnere ich mich gerne an die kleinen Kunstwerke, die meine Mutter früher schuf. Ein Blick in ihr altes Backbuch von 1954 sorgt jedoch für etwas Irritation. Hier gibt es Rezepte für „Pflastersteine“, „Wespennester“ und „Liegnitzer Bombe“. Ich entscheide mich für „Berliner Brot“. Weniger wegen der unverfänglichen Namensgebung, mehr, weil das Rezept einfach erscheint.
Das alte Rezept stellt keine hohen Anforderungen an die Künste der Bäcker. Nur beim Reiben der Schokolade kam es zu klebrigen Zwischenfällen.
| Bild: Anette Bengelsdorf
Beim Einkaufen der Zutaten mache ich aber schon den ersten Kompromiss. Apfelkraut lässt sich in meinem Supermarkt nicht finden. Ich ersetze es durch Zuckerrübensirup und hoffe, dass das dem Geschmackserlebnis keinen Abbruch tut.
Die Lebkuchenstückchen duften nach Nelken und Zimt und verbreiten Vorfreude auf die Weihnachtszeit.
| Bild: Anette Bengelsdorf
Die Schweizer Variante der italienischen Cantuccini
Susanne Hogl: Als wir Kinder waren, mussten unsere Eltern mit uns immer im Rheinpark gleich hinter der Grenze im schweizerischen St. Margarethen anhalten und für Nuss-Stängli Nachschub sorgen. Da das ja leider derzeit nicht möglich ist, habe ich ein Rezept ausprobiert, dass, wie ich finde, dem Schweizer Original schon sehr nahe kommt. Ich habe übrigens den weißen Zucker durch braunen Rohrzucker ersetzt, der sorgt dafür, dass die Nuss-Stängli leicht karamelig schmecken! Die Schweizer Variante der italienischen Cantuccini ist übrigens sehr lecker, wenn man die gewollt harten Stängli in einen Espresso stippt. Viel Spaß beim Nachbacken!
Susanne Hogl hat ein Rezept für Schweizer Nuss-Stängli ausprobiert. Ergebnis: Die schmecken nach mehr!
| Bild: Hans-Robert Nitsche
Sesamplätzchen schmecken eigentlich immer
Claudia Wörner: Eigentlich schmecken orientalisch angehauchte Sesamplätzchen das ganze Jahr über. Neben ihrem toll nussigen Geschmack haben sie den großen Vorteil, dass sie schnell gehen und hinterher nicht die ganze Küche klebt. Man braucht nicht mal ein Rührgerät, die Zutaten lassen sich einfach mit dem Löffel verrühren. Die Plätzchen duften übrigens nicht erst, wenn sie aus dem Backofen kommen, sondern schon beim Anrösten des Sesams in der Pfanne. Gewürzt mit Zimt, Nelken und dem Mark einer Vanilleschote haben sie genau das richtige Aroma für die Adventszeit. Verziert werden die Leckereien mit Haselnüssen oder Walnusskernen.
Sie sehen zwar etwas rustikal aus, aber schmecken nicht nur in der Adventszeit super lecker: Sesamplätzchen mit Walnusskernen.
| Bild: Claudia Wörner
Ausstecherle sind einfach die Besten
Kerstin Mommsen: Diese Weihnachtskekse werden bei uns immer als allererstes gebacken, denn sie schmecken herrlich nach Weihnachten. Den meisten Spaß macht meinen Kindern Paul und Theo natürlich das Ausstechen und Dekorieren, auch wenn danach die Küche meist aussieht, als hätte dort eine Mehl- und Teigschlacht stattgefunden.
Mit Ausstecherle macht die Weihnachtsbäckerei auch im November schon Spaß.
| Bild: Kerstin Mommsen
Das Tolle an dem Rezept ist, dass sich der Teig mühelos einfrieren lässt, wenn die Kinder irgendwann keine Lust mehr haben, was für die Eltern gut ist, weil sie dann nicht alleine in der Weihnachtsbäckerei stehen müssen. Sie müssen dann nur noch aufräumen! Das Rezept stammt von meiner Mutter, die es wahrscheinlich wiederum von ihrer Mutter bekommen hat und auch ich werde es weitergeben: Nun gerne an Sie! (mom)
Ausstecherle nach dem Rezept von Oma: Das sind die liebsten Weihnachtskekse der Kinder von Kerstin Mommsen: Paul und Theo.
| Bild: Kerstin Mommsen