Melissa Abreu

„Ihr schnupft doch alle Kokain…“ – Eigentlich nur als Spaß auf der Autofahrt zuvor hervorgebracht, fand diese kleine Strophe ihren Weg in die „Ode an die Fans“, den glorreichen Abschlusssong des Comedy-Duos Mundstuhl bei ihrer Performance im Bahnhof Fischbach. Und sie sorgte damit für allerlei Wirbel – denn während Andre Werner, von seinem Counterpart Lars Niedereichholz auch liebevoll der „Meister Proper fürs Altersheim“ genannt, die Strophe angesichts der gegebenen „sozialen Struktur“ Friedrichshafens für angemessen befand, sträubte sich Niedereichholz gegen deren Integration ins Programm. Integriert werden sollten lieber die „dunkelhäutigen Menschen“, wie Werners und Niedereichholz’ Alter Egos, die frommen Friedensaktivisten Torben und Malte, finden. Als Vertretung für Peter Maffay, der von der „Flitzekacke“ heimgesucht wurde, wurde ihre Band „No Pressure“ auf die Bühne gebeten und sie gaben wirklich ihr Bestes, „richtig dufte Stimmung“ zu verbreiten. Und das natürlich absolut ohne Druck (wie es ihr Bandname ja schon andeutet): weder auf Menschen und Tiere, noch auf – für die „Fruchtarier“ selbstverständlich – Pflanzen. Um ihr Integrationslied „Nett zu dunkelhäutigen Menschen“ zu beginnen, gilt es aber zuerst, einen „chauvinistischen Akt“ (das Verstärkerkabel an die Gitarre anschließen) zu überwinden; das endet mit einem „Jetzt hab ich das einfach trocken reingesteckt“-Seufzer des friedlichen Riesen Malte und einer intensiven Performance der friedliebenden, leicht sozialschwachen Blumenkinder.

Neben Torben und Malte kamen auch die Jungmütter Peggy und Sandy zu Wort, deren Gespräche sich um Komasaufen, Kindererziehung, Arbeitslosigkeit und ständig wechselnde Lebensabschnittsgefährten drehen. Und um all ihren Problemen als 23-, beziehungsweise 24-jährige Mütter von jeweils drei Kindern zu entfliehen, haben sich die beiden etwas besonderes gegönnt: Eine Reise nach Lloret de Mar! Ob die einwöchige Busreise („drei Tage hin, ein Tag dort, drei Tage zurück“) sie ans Meer oder in die Berge bringt, ist ihnen herzlich egal: „Hauptsache mal nach Italien!“

Dass die „Echo“-Preisträger bei all den verschiedenen Persönlichkeiten keine Schizophrenie entwickeln, ist beeindruckend – fast so beeindruckend wie im Fall des Doppellebens des Bruce Wayne aka Batman. Werners Lieblingssuperheld wird von Niedereichholz allerdings gnadenlos seziert – „Der sieht doch aus als wär’ er auf’m Weg zum Tuntenball auf 'nem Autobahnparkplatz!“. Niedereichholz steht nämlich auf Superman: „Super ist das beste Wort, also ist Superman der Beste – sonst hieße er ja nicht Superman, sondern nur Einigermaßen-Gut-Man!“

Zum Besten gegeben wurden außerdem feurige Grilltipps mit Grillschorsch (man denke an Haarspray für einen blumigen Geschmack des Minutensteaks) sowie – der Klassiker – Dragans und Alders höchst intellektueller Austausch über neue Handys, Autos und Hunde.