Der Kabarettist und Publikumsliebling Torsten Sträter unterhält am Samstagabend im Bahnhof Fischbach mit gewohnt erheiternder, jedoch leichter Kost. Als Sträter die Bühne des gewohnt voll besetzten Bahnhofs Fischbach betritt, brandet ihm tosender Applaus entgegen, noch bevor ihm die ersten zynischen Worte seines neuen Programms „Selbstbeherrschung Umstände halber abzugeben“ über die Lippen kommen. Es ist nicht sein erster Besuch in Friedrichshafen. Er kommt gerne in die Bodenseeregion, „die schönste Ecke Deutschlands“, wie er sie liebevoll, aber nicht ohne Augenzwinkern nennt, und die Häfler lieben ihn.
Ob im vergangenen Sommer bei 35 Grad auf dem Kulturufer oder jetzt im tiefsten Winter: Der Comedian ist stets mit seiner schwarzen Wollmütze und einem Koffer voll unterhaltsamer Geschichten anzutreffen. Von der Deutschen Bahn bis hin zum Münchner Taxifahrer, von den Nordlichtern aus Hamburg, bis hin zum Schweizer Publikum: Bei Torsten Sträter bekommt jeder sein Fett weg. Nur bei sich selbst hat der Rheinländer, der nach eigenen Angaben „bei 1,80 Metern Höhe etwa eine halbe Tonne“ wiegt, da so seine Schwierigkeiten. Dies offenbart er dem begeisterten Publikum in seiner ersten Geschichte, einem Diättagebuch, zu dessen Lesung er nach einem fast einstündigen, interaktiven Vorspiel mit dem Publikum – ebenfalls ein Markenzeichen Sträters – kurz vor der Pause kommt.
Nachdem ihm das, aus Verzweiflung verschlungene, jedoch ungünstiger Weise in einen Acrylblock eingelassene Ferrero-Küsschen operativ aus dem Magen entfernt worden wäre, hätte er durch die Krankenhauskost immerhin 23 Kilo abgenommen und sähe nun, im Gegensatz zu seinem Bruder, nicht mehr so aus als würde er eine Rüstung anziehen, wenn er in einen Smart steigt. Ob wahr oder nicht, die Zuschauer kommen bei den Erzählungen des Kabarettisten ins Schwitzen.
Mit seiner sympathischen, direkten und herausfordernden Art lockt er das ungewohnt aufgekratzte Häfler Publikum aus der Reserve, gibt in Geschichten über Kindheit und Mutter auch seine emotionale Seite Preis. Er gesteht jedoch ein, dass es sich bei seinem Auftritt weniger um „politisches Kabarett vom Feinsten“, sondern viel mehr um Stand-up-and-sit-down-Lese-Comedy-Kabarett handelt. Dieser Unterschied wird dem Publikum spätestens in der zweiten Hälfte des Abends bewusst, als die Witze immer flacher und die Pointen vorhersehbarer werden. So zeichnet Sträter sicherlich sein persönlicher, fast schon intimer Kontakt zum Publikum und sein Reichtum an unterhaltsamen, wie spontan erzählten Geschichten aus, aber auch sein Hang zu banalen Peniswitzen und dazu, den Abend mit fast drei Stunden Programm unnötig in die Länge zu ziehen.