Axel Pries

Friedrichshafen (aep) Gutes tun, ein wenig die Welt verbessern: Das ist Antrieb für Alina Fischer, in der Bodenseeregion auf die Not der Näherinnen in der Modeindustrie aufmerksam zu machen. Die 25-jährige gebürtige Häflerin sucht vor Ort Mitstreiter für eine Aktion, die im April weltweit stattfindet: die Fashion Revolution. Alina Fischer will ein Netzwerk schaffen, das fair gehandelte Mode stärker ins Bewusstsein rückt.

Alina Fischer begann nach dem Abitur am Karl-Maybach-Gymnasium in Friedrichshafen mit einem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Augsburg, ein Semester Norwegen inklusive. Den Bachelor in der Tasche, zog es sie in die Welt hinaus: mit dem Rucksack durch die USA und Kanada – allein und gegen den Rat ihrer Umgebung. "Man meinte, als Mädchen sei das zu gefährlich." Aber schon da setzte sie ihren Dickkopf durch, erzählt Alina schmunzelnd. Aktuell schließt sie ihr zweites Studium ab: Brandmanagement an der dänischen Universität Odense. Das hat etwas mit Marketing zu tun – mit Menschen, mit Kreativität. Das mag Alina Fischer, und äußerlich ist die junge Häflerin dort gut aufgehoben: hellhäutig und blond. Sie lacht: "Ich habe mir Dänemark wohl richtig ausgesucht."

Für die Masterarbeit kehrte sie heim an den See. Die 25-Jährige brachte eine Mission mit, die vor fünf Jahren begann, als sie sich mit Mode und der Herkunft der Kleidung näher befasste: das Los der Näherinnen zu verbessern, die für sehr wenig Geld schwer schuften müssen. Fischer agiert zweigleisig: Einmal wirbt sie für die Fashion Revolution Week, die von 24. bis 30. April stattfindet, in Erinnerung an den Einsturz des Fabrikgebäudes in Bangladesch 2013 mit über 1000 Toten. Menschen fotografieren sich weltweit mit dem Label ihrer Kleidung und fragen den Hersteller: Wer hat meine Bekleidung genäht? 2016 wurden 70 000 Bilder gesendet. Und Fischer möchte Organisationen sowie regionale Firmen und Designer animieren, stärker für alternative Kleidung zu werben, am Bodensee ein Netzwerk zu bilden. "Ich möchte ein Bewusstsein schaffen, dass in der Modebranche etwas schief läuft." Das ist viel Arbeit. Die Jugendorganisation der Rotarier, Rotaract, unterstützt Fischer mit Verbindungen zu Wirtschaft. Auch das Häfler Jugendparlament macht mit und will das Thema in die Schulen tragen.

Und was trägt sie selbst? Auch faire Kleidung, meint Alina Fischer: Der Blazer ist von "Armedangels", ein fairer und nachhaltiger Händler, die Schuhe sind von "Toms" und enthalten eine gute Tat. Der Rucksack der Marke "Matt & Nat" sieht nur nach Leder aus, sein Innenfutter ist aus recycelten Plastik. Aber sonst: 90 Prozent ihrer Kleidung seien aus üblichen Quellen, weil älter als ihr Engagement. "Ich will das nicht alles wegwerfen."

Alina Fischer ist per Mail zu erreichen unter fairlogical@gmx.de. Sie hat einen Blog:www.fairlogical.de. Informationen über die Fashion Revolution: fashionrevolution.org und www.getchanged.net