Sind in Meersburg 6 Grad Celsius, könnten in Bregenz 8,5 Grad gemessen werden – und in der Nachbarstadt Lindau wieder ein halber Grad weniger. Warum ist das so? Unter welchen Bedingungen schwankt die Temperatur?

Viele Faktoren beeinflussen die Temperatur

Das hängt von vielen Faktoren ab. André Postel, Pressesprecher der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) erläutert: „Der Bodensee ist ein großer, dynamischer Wasserkörper mit Strömungen, die Wärme transportieren und für Temperaturunterschiede sorgen.“ Die hängen auch von der Wassertiefe ab: „Flachere Bereiche erwärmen sich im Frühjahr und Sommer schneller als tiefere, da die Sonnenstrahlung auf das Wasser dort direkter einwirken kann“, erklärt er.

Der Wasserstand des Bodensees ist auf einem niedrigen Stand. Auf die Durchschnittstemperatur wirkt sich das jedoch nicht aus.
Der Wasserstand des Bodensees ist auf einem niedrigen Stand. Auf die Durchschnittstemperatur wirkt sich das jedoch nicht aus. | Bild: Felix Kästle/dpa

Das Sonnenlicht wirke je nach Tageszeit und Wetterlage unterschiedlich stark auf die verschiedenen Seebereiche. Außerdem könne Wind warmes Oberflächenwasser verdrängen und kälteres Tiefenwasser nach oben befördern. Weiters beeinflussen die Zuflüsse die Temperatur: Flüsse wie die Bregenzer Ach oder die Argen führen Wasser mit anderen Temperaturen in den See.

Auswirkungen auf Flora und Fauna

Das kann sogar Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt im Bodensee haben. Für die Verbreitung von Fischen und Pflanzen sind laut Postel langfristige Temperaturtrends aber auch Sauerstoff- und Nährstoffgehalte von Bedeutung.

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Die Temperaturmessungen erfolgen durch fest installierte Bojen sowie durch Messstationen an Ufern und Pegeln, erklärt Postel. Zusätzlich werden im Monitoringpropgramm der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) regelmäßig Temperaturprofile an verschiedenen festen Messpunkten bis in tiefere Wasserschichten hinein erfasst. Der aktuell niedrige Wasserpegel des Sees beeinflusst die Temperatur nicht: „Die Wassertemperaturen sind normal“, sagt Postel. In der Seemitte Obersee wurden am Montag, 7. April, 7,3 Grad gemessen. Das entspreche in etwa dem Mittel der letzten 15 Jahre für Anfang April, schreibt der Pressereferent.

Deutliche Schwankungen

Die Extreme übers Jahr betrachtet, schwankt der Bodensee noch deutlich drastischer. In heißen Sommern kann die Wassertemperatur an der Oberfläche Werte von über 25 Grad Celsius erreichen, während sie im Winter in Ufernähe bis knapp über 0 Grad absinken kann. In strengen Wintern kann der See in Teilen sogar zufrieren. Regelmäßige Temperaturmessungen gibt es seit mehreren Jahrzehnten. Historische Aufzeichnungen existieren seit dem 19. Jahrhundert.