Immenstaad – Nach dem Unwetter am Samstagabend und Regen am Sonntagmorgen wurde die Feier zur Übergabe der Bronze-Bäuerin auf der alten Musikterrasse kurzfristig abgesagt. Obwohl das angekündigte Konzert also ausfiel und die Verpflegungsstände leer blieben, sind etliche Immenstaader und Gäste gekommen, um das Kunstwerk in Augenschein zu nehmen.
Die von Künstlerin Esther Seidel gestaltete Bäuerin aus Bronze hat ihren Platz auf einer Bank ganz in der Nähe des Hennenschlitters bekommen. Zu ihren Füßen picken eine Henne und auch zwei "Bibbelen", also Küken, die Körner auf, die von der Bäuerin ausgestreut wurden. Ein Körnchen hält sie noch in der Hand. Eine neben der Bank in den Boden eingelassene Bronzetafel informiert über die Geschichte zur Skulpturengruppe. Die Tafel hat Esther Seidel genauso aufwendig hergestellt wie die Bronzeskulpturen. "Wie das geht, habe ich von meinem Vater gelernt, der Studiendirektor und Kunsterzieher am Bildungszentrum in Markdorf war", erklärt die Künstlerin. Die Technik sei die gleiche, mit der Verzierungen an Glocken gemacht werden. "Mein Vater hat schon 30 Glocken verziert", berichtet sie stolz.
Viele wollen von Esther Seidel wissen, wie so eine Figur hergestellt wird und sie erklärt den Herstellungsprozess, der über zahlreiche Zwischenschritte von einer Vorlage aus Ton bis zur fertigen Bronzefigur führt. Seit Oktober 2016 hat Seidel an der Bäuerin gearbeitet. "Ich freue mich einfach sehr, dass der Hennenschlitter jetzt nicht mehr einsam auf dem Platz steht und die Gruppe erkennbar wird", sagt Initiatorin Helga Bauer. Vollständig ist die Gruppe jedoch noch nicht: "Es fehlt noch der Bauer", erklärt Esther Seidel, die unter den Zuschauern ein passendes lebendes Vorbild findet und zur Veranschaulichung dort positioniert, wo die dritte Figur platziert werden soll. Davon, wie der Bauer einmal aussehen soll, hat die Künstlerin schon eine ziemlich genaue Vorstellung: "Ein kräftiger Mann mit Hut und Hosenträgern." Jetzt fehlen nur noch genügend Sponsoren, um die Gruppe zu vervollständigen. "Ich hoffe, dass wir das Geld in zwei Jahren zusammen bekommen können", sagt Helga Bauer. Die Bäuerin beginnt derweil eine Karriere als Fotomodell. Viele nutzen die Gelegenheit und setzen sich für ein Foto neben sie.
Die Künstler
Am Bodensee ist die aus Markdorf stammende und in Italien lebende Künstlerin Esther Seidel vor allem für ihre Bonzefiguren bekannt. Beispiele sind der Latschebrunnen in Markdorf oder die Skulptur eines jungen Mannes in Langenargen. Seit Juni 2016 gibt es in Immenstaad mit dem "Hennenschlitter" Figuren von ihr.
So entstand die "Hennenmutter"
- -Da die "Hennenmutter" auf einer Bank Platz nehmen sollte, wurde diese vermessen. Als Vertretung für die Bank wurde ein Gerüst aus Stahl geschweißt, auf dem die Künstlerin die Bäuerin aus Ton modellierte. Mitte November 2016 war die Tonfigur fertig.
- -Vom Positiv der Tonfigur mussten Gipsformen als Negativ zum Guss der Bronzefigur hergestellt werden. Dazu wurde die Figur mit einer Masse aus Silikon und Kautschuk vollständig bedeckt, damit sich die Gussformen vom Ton-Original trennen lassen.
- -Vor dem Herstellen der Gipsformen legte die Künstlerin fest, wo die Formen getrennt werden müssen, damit sie von der Tonfigur auch gelöst werden können. Die terrakottafarbenen Wülste lassen die Hauptlinie erkennen.
- -Entlang der Trennlinien werden Verschalungen aus Metall an- und eine dicke Lage Gips aufgebracht.
- -Nachdem der Gips getrocknet ist, werden die Gipsteile von der Tonfigur gelöst, die dabei zerstört wird.
- -Die Negative werden mit Wachs ausgepinselt. Aus den Gipsteilen werden Gussformen hergestellt. Diese erhalten Kanäle, damit die Bronze später alle Stellen erreichen kann. Innen werden die Formen mit Gips und Tenniserde ausgegossen. Metallstifte halten Außenhaut und Kern auf Abstand. Das Wachs wird ausgeschmolzen, der Hohlraum mit Bronze ausgegossen.
- -Die überstehenden Teile werden abgeflext.
- -Die Einzelteile werden zusammengesetzt und verschweißt.