Im Archiv des Heimatvereins lagern tausende alte Fotos aus Immenstaad. "Es sind echte Schätze, die dem Verein vermacht wurden", sagt der Vorsitzende Reinhard König. "Peter Daniel ist gerade dabei, diese Schätze zu heben".
Vor einem halben Jahr hat Peter Daniel begonnen, die Fotos im Archiv systematisch zu digitalisieren. Die größten Sammlungen stammen aus den Nachlässen von Hans Meichle, dem langjährigen Leiter des Verkehrsamtes und der örtlichen Fotografen Scheffel und Hättig. Sehr hilfreich für ihre Erfassung ist die akribische Kleinarbeit, die Gerhard Jehle, der 2014 verstorbene Chronist des Vereins, bereits geleistet hat: Alle Fotos sind bereits in beschrifteten Tüten thematisch geordnet.

Trotzdem liegt vor Peter Daniel noch viel Fleißarbeit: Die rund 1000 aus heimatgeschichtlicher Sicht interessanten Fotos, die er bereits digitalisiert hat, sind erst ein Bruchteil von dem, was hier schlummert. Sehr viele Fotos liegen auch nur als Negative oder Dias vor, was bedeutet, dass nicht so einfach zu erkennen ist, ob das Bild relevant ist.
Mit dem Einscannen ist die Arbeit längst nicht erledigt, denn schließlich braucht jedes Foto auch eine Beschreibung und eine Datierung. "Wir haben eine Expertenrunde einberufen, um uns unbekannte Menschen oder nicht mehr existierende oder stark veränderte Gebäude zu identifizieren und um herauszufinden, wann manche Bilder aufgenommen wurden", erklärt König. Zu den Experten gehören Egon Sauter, Heiner Heger, Manfred Bauer, Heinz Bauer und Max Frank.
Viele interessante Funde, die Aufschluss über die Entwicklung Immenstaads geben, hat Peter Daniel schon gemacht. Eine Auswahl davon zeigte er bei der Hauptversammlung des Vereins. "Man redet ja immer von der guten alten Zeit", gibt er zu bedenken, "aber wenn man genauer hinschaut, kippt der Eindruck doch stellenweise." So dokumentieren Fotos, wie es in den 1950ern und 1960ern im Uferbereich aussah: Eine Mauer verlief am Ufer und Bauschutt wurde in großem Stil davor in den See gekippt, um Land zu gewinnen. An vielen Stellen war das Ufer auch voller Schlamm.
Die Bilder zeugen von vielen baulichen Veränderungen, aber auch von besonderen Ereignissen wie dem Bau des Hennenbrunnens. Auch dass es schon in den 1950ern Überschwemmungen in der Meersburger Straße und in der Hochsaison sehr viele Touristen samt Autos im Ort gab, ist auf alten Fotos dokumentiert.

Da schau her: Eine manipulierte Postkarte
Peter Daniel fand im Archiv auch eine offensichtlich manipulierte Postkarte. Sie zeigt das Adler Café, damals östlich vom Seehof zu finden, mit fröhlich Badenden an einem Strand davor. "Zu dieser Zeit gingen alle Abwässer ja noch ungeklärt in den See", erklärt Daniel.
"Ich kannte diese Postkarte schon lange und habe immer geglaubt, dass es dort wirklich so ausgesehen hat", sagt Heimatvereins-Chef Reinhard König. Als Peter Daniel das Bild alten Immenstaadern zeigte, erzählten sie ihm, dass es an dieser Stelle nie eine Badestelle gegeben habe. Dafür sei es dort viel zu schlammig gewesen.
Auch an eine Mauer, wie sie auf dem Bild zu sehen ist, konnte sich niemand erinnern. Bei genauem Hinsehen sind auch Himmel und Bäume bearbeitet.
Als Peter Daniel das Bild stark vergrößerte, erkannte er: Badende und auch die seitliche Mauer wurden aus anderen Bildern ausgeschnitten und in dieses eingeklebt, manche Personen wurde offenbar sogar ins Bild gemalt.
Im Postkartenformat fiel die Manipulation allerdings nicht auf. Die Sonnenschirme scheinen auch eher gemalt als fotografiert.
Auch bei den Blumen wurde kreativ nachgeholfen.
Weitere Bilder aus dem Archiv des Heimatvereins



