Mit viel Herzblut und persönlicher Leidenschaft engagieren sich Gudrun und Roland Schindler und ihre Mitstreiter seit vielen Jahren in Afrikas kleinstem Staat Gambia, um dort Diabetikerinnen und Diabetikern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Zwei Mal pro Jahr sind Mitglieder des Vereins „The Gambia“ vor Ort, versorgen Betroffene mit Insulin, Teststreifen, Zucker- und Bluthochdruckmedikamenten und dergleichen, machen Langzeitmessungen, schulen Diabetiker im Umgang mit ihrer Krankheit und leisten vielfach auch finanzielle Unterstützung, um insbesondere für Kinder und Jugendlichen eine Schul- und Berufsausbildung zu ermöglichen.

Bei der jüngsten Hauptversammlung im Gasthaus Sternen in Nusplingen hat der Vorsitzende des Diabetes-Projektes „The Gambia“ den anwesenden Mitgliedern ausführlich Bericht erstattet. Vor rund 30 Mitstreitern, die teils weite Anreisen in Kauf genommen hatten, ließ Roland Schindler in einer beeindruckenden Bildershow die beiden „Hilfs-Reisen“ des Vereins im vergangenen Jahr Revue passieren. Vom 18. April bis 10. Mai und vom 11. bis zum 29. November waren jeweils zwei Reisegruppen in Gambia.

Bepackt mit einem riesigen Metallkoffer voller Insulin und Medikamenten im Wert von rund 10.000 Euro ging es jeweils über Brüssel nach Gambia, wo die Folgen von Corona „noch deutlich zu spüren gewesen“ seien. So sei im April das normalerweise gebuchte Hotel komplett geschlossen gewesen, weil der Tourismus am Boden lag. Unterkunft fand man aber bei einer guten Bekannten des Vereins, die Deutschland verlassen, und in Bakau/Gambia ein größeres Objekt gebaut habe.

Wie Schindler wissen ließ, werden von dem Verein mittlerweile 127 Diabetikerinnen und Diabetiker betreut, bei denen eine Messung des Langzeitzuckerwertes zu den wichtigsten Aktivitäten vor Ort gehört. Dazu geht man in Kliniken, macht Familienbesuche, organisiert Schulungen und dergleichen: „Unser Ziel ist und bleibt, hohe Langzeitwerte zu verbessern“, sagte Schindler und verdeutlicht, dass dies oft nicht einfach sei. Grund: Die Betroffenen leben sehr häufig „in äußerst ärmlichen Verhältnissen“ und haben – gerade im Fall von Kindern und Jugendlichen – oft keine Unterstützung vom Elternhaus: „Das ist bedauerlich, steigert unsere Motivation dafür aber umso mehr“, sagte er. Denn wie sollen Betroffene „denn sonst aus der Mühle kommen“. Dankbar sei der Verein, dass mit Isatou Jallow und Ousman Ceesay zwei Mitstreiter als verlängerter Arm des Vereins zur Verfügung stehen.

Als „besorgniserregend“ bezeichnete der Vorsitzende den Gesundheitszustand des Arztes Alieu Gaye, der nach seiner Krebserkrankung inzwischen mit einem ausgeprägten Parkinson zu leiden habe, und nur noch zwei Tage pro Woche in seiner Klinik in Banjul sein könne. Noch mehr Sorgen bereitet dem Verein allerdings der Rückgang von Spenden, wie Kassenverwalters Sebastian berichtete. Knapp 37.000 Euro muss der Verein inzwischen pro Jahr für Insulin, Teststreifen, Geräte, Medikamente und Schulausbildung aufbringen. Da fällt der Ausfall einer Spende der Stiftung „Entwicklung-Zusammenarbeit Baden-Württemberg“ (SEZ) in Höhe von 20.000 Euro natürlich „extrem ins Gewicht“, wie Schindler und Kaiser vor Augen führten: „Über die Absage sind wir sehr enttäuscht“, brachte Schindler seinen Ärger auf den Punkt, dass die Spende angeblich nicht mehr gewährt werde, weil das Projekt nicht nachhaltig sei: „Manche Personen betreuen wir inzwischen seit nahezu 20 Jahren, was soll daran nicht nachhaltig sein“, ärgerte er sich. Umso wichtiger sei es, neue Mitglieder und Unterstützer zu finden, die beispielsweise auch Patenschaften für Schulkinder übernehmen.

Nicht nur die Mitglieder, sondern auch Bürgermeisterstellvertreter Klaus-Dieter Halder zeigte sich von dem Gehörten beeindruckt. Er attestierte den Verantwortlichen „ein überragendes soziales Engagement“.