Fröhliche Stimmen hallen durch die beiden Zugwaggons, Kinder freuen sich über die Bewegungsfreiheit, und die geparkten Fahrräder in einer Ecke stehen bereit für ihren Einsatz ab dem Zielbahnhof. Wilfried Gabele aus Sauldorf, ehrenamtlicher Zugbegleiter in der Biberbahn, verkauft Tickets, gibt Tipps zu Sehenswürdigkeiten, attraktiven Spazierwegen und Veranstaltungen und kommt gerne ins Gespräch mit den Fahrgästen. Er liebt seine ehrenamtliche Beschäftigung in der Biberbahn, die auf der Strecke der historischen Ablachtalbahn zwischen Radolfzell beziehungsweise Stockach und Mengen pendelt. Drei Mal pro Sonntag fährt sie die Strecke hin und her und nimmt die Fahrgäste zu ihren Ausflugszielen mit.

„Ich bin eigentlich kein typischer Eisenbahnfan“, gesteht Wilfried Gabele gut gelaunt, doch die ehrenamtliche Beschäftigung als Zugbegleiter, die er zusätzlich zu seinem Beruf und der Tätigkeit als Sauldorfer Gemeinderat ausführt, bereite ihm großen Spaß. „Alle sind immer recht gut drauf“, beschreibt er seine Kundschaft in der Biberbahn. Die Kinder bekommen als zusätzliches Souvenir eine spezielle Kinderfahrkarte, die auf ihren Namen ausgestellt ist. „Es ist natürlich ganz wichtig, dass ich diese Karten regelmäßig kontrolliere“, schmunzelt er. Das erwarten seine jungen Fahrgästen. Vier Mal steigt Wilfried Gabele auf einer Strecke aus, um einen Bahnübergang zu sichern. Mit einer Warnweste bekleidet und einer rot-weiß-roten Fahne ausgerüstet, hält er an den jeweiligen Bahnübergängen nach Verkehr Ausschau. Ist alles sicher, nickt er dem Zugführer zu und die Fahrt geht weiter. Wer an den Bodensee reisen möchte, kann in Stockach von der Biberbahn in das Seehäsle wechseln und ist dann zügig in Radolfzell.
Die Kommunen mit Haltestellen sowie private Initiatoren haben sich in der ersten erfolgreichen Saison im vergangenen Jahr bereits auf Touristen eingestellt und organisierten verschiedene Veranstaltungen wie Stadt- und Themenführungen, Eselwanderungen für Familien oder Biberführungen. Der Förderverein Ablachtalbahn ist in dieser Hinsicht sehr aktiv, um den Fahrgästen eine attraktive Reise zu bieten. „Vergangenes Jahr haben wir uns noch um Veranstaltungen bemühen müssen, für diese Saison kamen Anbieter auf uns zu“, freut sich Severin Rommeler, Vorsitzender des Fördervereins. Die Marketinggruppe arbeite eng mit den Kommunen sowie mit dem Eisenbahninfrastrukturunternehmen zusammen. Es werden unter anderem Lösungen gesucht, um den Ablauf und das Ticketwesen in Kooperation mit den verschiedenen Verkehrsverbünden zu vereinfachen. Neben der Zugbegleitung und dem Marketing übernimmt der Verein die Aufgabe, das Freihalten der Strecke von Vegetation und die Kontrolle der Bahnstrecke zu unterstützen. „Wir haben viele tolle Aktive“, lobt er die Mitglieder des Vereins, dem mittlerweile über 170 Personen angehören.

In der kommenden Saison bringen sich die Anrainerkommunen Meßkirch, Stockach und mittlerweile auch Mengen verstärkt bei den Angeboten an Fahrgäste ein, die mit ihrem Ticket günstiger zum Beispiel in die Mittelalterbaustelle Campus Galli oder in die Heuneburg kommen. Die Besucher erwarten Museumsführungen, Orgelkonzerte und geführte Radtouren wie „Auf den Spuren von Lenk“ von Stockach Richtung Bodman. „In Mengen wird bei Saisonstart ein Radweg an der Donau entlang Richtung Heuneburg ausgeschildert sein“, sagt Severin Rommler.
In Meßkirch bietet die Stadt speziell entwickelte Stadt- sowie Schlossführungen an. In Sauldorf lockt das Naturschutzgebiet Sauldorfer Seen. „Wir waren positiv überrascht, wie gut in der vergangenen Saison alles angenommen wurde“, berichtet Jennifer Werner von der Meßkircher Tourist-Information. Sie und ihr Team freuen sich bereits auf die neue Saison.