Einmal im Jahr wird Leibertingen zum Treffpunkt für Drachenfreunde und Drachenfreaks. Beim Familien-Drachenfest auf dem Segelflugplatz dürfen sowohl Profi- als auch Hobbyflieger ihre Fluggeräte an der Leine in den Himmel steigen lassen. Wie in der Vergangenheit wurde auch das diesjährige Familien-Drachenfest von zahlreichen Fliegern und Zuschauern besucht. Dabei spielte das Wetter weitgehend mit – obwohl am Samstag für größere Drachen zu wenig Wind vorhanden war. Ein Höhepunkt war wie immer die Nachtflugschau mit Feuerwerk. Für Speis und Trank sowie Kinder- und Musikprogramm hatte die Fluggemeinschaft Meßkirch-Leibertingen, die den Leibertinger Flugplatz betreibt, bestens gesorgt.
Drache aus acht Spinnaker-Segeln
Zu sehen waren Drachen in verschiedensten Farben und Formen. Viele Eltern mit Kindern ließen auf dem eingezäunten Bereich für Familien ihre Drachen steigen. Für die Profiflieger gab es eigene, nach Drachenbauweise eingeteilte Bereiche. Auch wenn es am Samstag in der Region eigentlich zu warm für perfektes Flugwetter war, herrschten auf dem Leibertinger Segelflugplatz ausreichend gute Bedingungen, damit die meisten Drachen in die Luft gehen konnten. Für Drachen, die sehr viel Wind benötigen, reichte es allerdings nicht. Deshalb ließ Profiflieger Folke Gfrörer einen sogenannten „Achtquadrat“ über dem Leibertinger Flugplatz aufsteigen. „Das ist ein Leichtwinddrache“, erzählte Gfrörer über sein Fluggerät, das aus acht quadratischen Spinnaker-Segeln besteht und das er selbst gebaut hat. Gfrörer war aus Stuttgart zum Drachenfest angereist und Wiederholungstäter: „Nur das erste Mal war ich nicht dabei“, sagte der passionierte Drachensammler.

Lob für Organisation
Dass sich beim gemeinsamen Drachenfliegen die Leinen kreuzen und gar verhaken, passiere schon mal. Nur sehr selten – in extremen Fällen – komme es auch mal zum Streit, berichtete Gfrörer, der kaum einen Flugtag im Umkreis von 100 Kilometern um seinen Wohnort auslässt. Leibertingen gehöre dabei zu den größeren Veranstaltungen, sie sei sehr gut organisiert, meinte Drachenfan Gfrörer.
Nicht ganz ungefährlich
Damit es nicht zu Verwicklungen kommt, sind Drachenprofis und Freizeitflieger auf dem Leibertinger Familien-Drachenfest streng getrennt. „Dieses Feld ist für die aktiven Flieger abgesperrt. Da dürfen auch keine Kinder rein“, erklärte Reinhold Kling. Denn ganz ungefährlich sind die Drachen nicht – besonders die Schnüre können zu Verletzungen führen. Kling ist Mitorganisator des Drachenflugtags und moderierte über Funkmikrofon und Lautsprecher vom Flugfeldrand aus. Neben Informationen über das Drachenfliegen gab er wichtige Anfängertipps: Einsteiger sollten beim Drachenkauf immer ein paar Euro mehr investieren und einen sogenannten Spinnaker-Nylon-Drachen mit Fiberglasgestänge kaufen. „Die billigen Plastikdrachen aus dem Supermarkt gehen schnell kaputt und landen dann im Müll oder in der Umwelt“, meinte Kling.
Lange Schwänze an den Drachen seien von Vorteil, weil sie diese stabilisierten, so Kling weiter. Man könne an jedem Kinderdrachen einen Schwanz befestigen. „Nehmt dazu eine ganz normale bunte Müllsackfolie und schneidet sie in Streifen“, erklärte der Drachenexperte.
Vampir-Maus ein Unikat
Bis zu 150 Meter hoch dürfen die Drachen beim Leibertinger Familien-Drachenfest steigen – normalerweise sind in Deutschland nur 100 Meter Leine erlaubt. „Je höher der Drache steigt, desto kleiner wird er aber auch“, bemerkte Kling. Der Drache mit der Maus aus der „Sendung mit der Maus“ im Vampirkostüm sei ein Unikat, das es nur einmal in Deutschland gebe, erklärte Kling den Zuschauern über Lautsprecher.
Drachen Marke Eigenbau
Unterstützt wurde Kling bei der Organisation von den Chat-Kitern, einem Zusammenschluss von Drachenfliegern aus ganz Baden-Württemberg. Die Mitglieder der Drachengruppe haben während der Corona-Pandemie zusammengefunden, als es nicht möglich war, gemeinsam Drachen fliegen zu lassen und die Kommunikation zwischen den Mitgliedern hauptsächlich über das Internet stattfinden musste. Jetzt dürfen sie wieder gemeinsam fliegen. „Auf der Anhöhe hat es doch ein wenig Thermik“, meinte Christoph Deggelmann über die Flugverhältnisse auf dem Leibertinger Segelflugplatz. Dass sie ihre Drachen selber bauen, gehört zu ihrem Hobby selbstverständlich dazu. Die Chat-Kiter berichteten, dass sie am Morgen bereits ein Team des SWR-Fernsehens betreut hatten, das für den Wetterbericht in der Landesschau auf dem Fluggelände drehte. „Die haben meine Nummer, und immer wenn es um Drachen geht, meldet sich der SWR bei mir“, erklärte Frank Schmidt.
Bis in den Oktober hinein sind die Chat-Kiter fast jedes Wochenende auf verschiedenen Drachenfesten in Baden-Württemberg zu sehen. Auch beim Leibertinger Familien-Drachenfest wollen sie im nächsten Jahr wieder dabei sein und ihre Drachen steigen lassen.